"Nur" ein Luther oder ein Buber? Hm. Ich denke, deren Leistung war es - es gibt noch ein paar andere in dem Kaliber, ich nenne zB Fridolin Stier - den SINN des Originales zu erfassen und in das ihnen eigene Medium - die deutsche Sprache - so zu übertragen, dass man plötzlich den Sinnzusammenhang zwischen dem eigenen Leben und dem Text entdecken kann. Hätte ich nur die BHS oder die Vulgata, ich wäre völlig unberührt, behaupte ich mal. Die Leistung dieser Leute macht es erst für mich verständlich, dass da in diesen seltsamen Zeichen und Lauten etwas da ist, was mein Leben verändert.
Das ändert aber nichts daran, daß für die theologische und geschichtswissenschaftliche Bibelforschung deutsche Übersetzungen nicht von Belang sind und es sie gar nicht zu geben brauchte. Klar: Daß eine deutsche Übersetzung vermag, einem aus unserer Zeit und unserem Weltteil, einem, der keine Silbe Hebräisch oder Griechisch weiß, so einem also die Bibel zu öffnen, das ist überhaupt nicht wenig – aber es ist eine ganz andere Sache. Der ernsthafte Bibelwissenschaftler arbeitet mit dem Urtext. Was die Donaldisten in Skandinavien oder Timbuktu angeht, die den Barks in ihren heimischen Sprachen büffeln, muß ich natürlich so hochmütig wie folgerichtig erklären, daß sie tatsächlich nicht mehr als Literaturforschung betreiben – oder durch den Filter ihrer Übersetzungen Entenhausen jedenfalls nicht im Urtext erforschen. Aber vielleicht hat es seinen guten Grund, daß es "inneren Donaldismus", wie er im deutschsprachigen Raum mit Eifer betrieben wird, anderswo nur in Spurenelementen gibt. Da ist "Donaldismus" ja wirklich ganz bewußt, erklärt und feierlich Literaturforschung als Analyse eines "fiktionalen" Werkes des "Comiczeichners" Carl Barks.
Aber: Wäre es nicht konsensfähig zu sagen, dass Barks inspiriert gezeichnet hat, aber es nicht zur vollen sprachlichen Entfaltung bringen konnte, und dass Fuchs inspiriert die volle Bedeutung der Zeichnungen erfasst hat - die Barks ja selbst bekanntlich gar nicht voll bewusst war - und diese sprachlich zur Entfaltung bringen konnte? Ebenfalls, ohne die volle Bedeutung ihres Tuns selbst zu erfassen (ebenfalls bekanntlich)?
Das kommt meiner Forderung nach Ebenbürtigkeit Barksens und Fuchsens ohnehin recht nah – oder meint vielleicht gar das gleiche und ist nur anders gesagt, gesehen, gefühlt.