Fuchs Zitat getreulich erledigt

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Fährmann

@faehrmann

Und die Fuchs macht gemeinsame Sache mit Barks

Schön gesagt!

15.05.2020, 16:00:24

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Den neuerdings beliebten Begriff der "Unschärfe" finde ich problematisch. In den Donaldismus eingeführt haben ihn die Naturwissenschaftler. Es ist ein Begriff aus der Quantenphysik (Heisenbergsche Unschärferelation), den ich nicht wirklich verstehe. Es gibt auch in der Linguistik den Begriff der Unschärfe, was ungefähr bedeutet, dass ein sprachlicher Begriff nicht immer einer Sache klar zugeordnet werden kann. Oft handelt es sich dabei um vage definierte Oberbegriffe, die insbesondere das Deutsche liebt (im Gegensatz zum Englischen), wie z.B. "Tier" - was versteht man darunter genau? Einen Hirsch, einen Wal, eine Mücke, eine Kaulquappe oder ein Bakterium? Ich bezweifle, ob man im Donaldismus mit dem Begriff der Unschärfe beim Verständnis der z.T. widersprüchlichen Barks-Fuchs'schen Überlieferung viel weiter kommt. Ich meine auch, wir sollten Barks und Fuchs nicht vermischen. Obwohl ich das Wort "Medium" ablehne, wage ich mich an Barks nicht ran. An Fuchs dagegen schon. Das Fuchs-Problem ist ein zweifaches: 1. es gibt teilweise sehr starke Abweichungen vom Barks-Text wie z.B. das Tagespanel vom 13. Mai, in dem Dagobert sich bei Barks für den von ihm verursachten Rauch entschuldigt (wenig glaubhaft) und bei Fuchs etwas völlig anderes und viel treffenderes sagt. Und 2. wir haben Fuchs I und Fuchs II. Um das zu erklären, braucht man keine verschwurbelte Unschärfetheorie, sondern lediglich die Annahme, dass Fuchs eine sehr gute Übersetzerin war, die die Bildberichte von Barks und den Text von Barks so tief verstand, wie eine exzellente Übersetzerin es tun soll. Das ist viel, viel mehr als lediglich Textverständnis. Es ist Verständnis dessen, was hinter den Texten steht, der anderen Wirklichkeit, der anderen Bedeutungen, der anderen Ausdrucksformen, plus die Fähigkeit, das alles in die eigene Sprache und die eigene Kultur zu transferieren - eben zu übersetzen. "Übersetzung ist eine Metapher des Originals" hat die Übersetzerin A. Kopetzki mal gesagt. Genau das hat Frau Fuchs geleistet. Aber an Metaphern kann man arbeiten. Deshalb Fuchs I und Fuchs II. Die Naturwissenschaftler sind immer so begeistert von Ockhams Rasiermesser. Nur bei Barks und Fuchs weichen sie lieber auf komplizierte quantentheoretisch-spiritistische Modelle wie die Theorie von Barks & Fuchs als "Medien" aus. Das muss nicht sein. Vor einigen Jahrhunderten gab es hochkompliziete Berechnungen der Planetenbahnen um die Erde. Aber das war alles unbefriedigend, bis jemand auf die Idee kam, dass die Planeten nicht um die Erde, sondern um die Sonne kreisen. Den Planeten und der Astronomie hat das nicht geschadet.

15.05.2020, 18:07:55

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Coolwater

@coolwater

Luther hat die Bibel doch nicht total verfälscht, er hat sie nur ein bisschen verschönert, so wie die Entenhausener Molkerei manchmal den Fettgehalt der Milch etwas korrigiert.

Bei Luther haben wir die Vorlage, so daß wir genau sagen können, was und wo "Junker Jörg" in seinem Kämmerchen auf der Wartburg aufgehübscht hat. Aber selbst wenn die Vorlage verloren wäre – wir wüßten doch: Es ist die Übersetzung eines Textes, der in einer anderen Sprache zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort entstanden ist, und wir könnten dann zumindest die Lutherbibel mit unserem hochentwickelten historisch-kritischen und philologischen Rüstzeug zerfieseln, und da tät' auch kein Stein auf dem andern bleiben. Klar, wir würden dann nicht alle von Luthers Walen fangen. Bei Entenhausen steht aber dahin, wie wir die "wahre" Welt "hinter" Barks und Fuchs greifen sollten und ob es sie überhaupt gibt. Als der Aufhübschung "verdächtig" lassen sich ja nur Stellen erhaschen, wo – nach der Verschönerungslehre – ebendiese Aufhübschung in die Hose gegangen ist, wo Barks und Fuchs in ihren Kämmerchen in der kalifornischen Wüste und in Schwarzenbach "Scheiße gebaut" haben und in den Berichten "Widersprüche" und "Fehler" geblieben sind. Doch sind's Wale, die in den Ozeanen Stella Anatiums schwimmen, oder ist's unnennbares Getier? Keine Anähnlichung, keine Aufhübschung. Wal bleibt Wal. Für die Entenhausen-Analyse sehe ich Barks als Quasi-Bildmaschine und Fuchs als Quasi-Textmaschine. Dabei ist mir völlig klar, daß das – ächz! – "Mysterium" der "Erzeugung" Entenhausens in unserer Welt durch Barks und Fuchs mit Sicherheit nicht so einfach und mechanistisch auflösbar ist. Drum auch: "Quasi". Die Maschine ist ein Gleichnis.

15.05.2020, 18:39:03

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Beppo

@beppo

Man muss zwei Dinge trennen. 1. hatte Fuchs ein umfangreiches Wissen über Entenhausen. Woher hatte sie das? Vielleicht hatte sie es aus Ami-Bilderheftchen. Vielleicht hatte sie auch andere Wissensquellen. So wie zum Beispiel das Medium Nostradamus, der ja bekanntlich unter anderem das Attentat auf Kennedy und die Corona-Pandemie vorhergesagt hat. 2. Die Unschärfe. Fuchs widerspricht sich manchmal selbst und manchmal widerspricht sie Barks. Uran oder Gold? Das konnte sie sicher auseinanderhalten. So dumm war sie nicht. Wenn Dagobert mit einem Geigerzähler hantiert, dann sucht er nie nach Gold. Aber da vermute ich ähnliche Motive, wie sie ein Theaterregisseur oft hat. Er ändert das Drama, das er inszeniert ab, um einen dramaturgischen Effekt zu erzielen. Der Hamlet (sehr gebildet) bleibt aber trotzdem noch der Hamlet. Fuchs will vom Geist Entenhausens berichten. Die Einzelheiten sind ihr manchmal schnuppe. So etwas fällt uns aber nur auf, wenn Widersprüche auftreten. Wenn die Währung mal der Taler und mal die Mark ist, dann ist vermutlich nur eine von beiden Möglichkeiten korrekt. Oder die Währung heißt sogar ganz anders. Wenn Fuchs sich selbst aber nicht widerspricht oder sogar noch zusätzlich mit Barks übereinstimmt, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie nicht "aufgehübscht" hat. Ich nehme mal an, in der Geschichtswissenschaft und der Archäologie geht man ähnlich vor. Wenn die Quellen oder die Funde übereinstimmen, dann sagen sie wohl die Wahrheit, aber eine Wahrscheinlichkeitsrechnung steckt allemal dahinter.

15.05.2020, 19:30:36

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Ostsibirischer Korjakenknacker

@ostsibirischer_korjakenknacker

Bei Luther haben wir die Vorlage, so daß wir genau sagen können, was und wo "Junker Jörg" in seinem Kämmerchen auf der Wartburg aufgehübscht hat. .

Haben wir die? Ich sehe das relativ skeptisch. Die schriftlichen Vorlagen, die Luther übersetzt hat, waren ja selbst Übersetzungen bzw. Teilweise willkürliche Festlegungen, und die Textkritik zeigt uns, dass regelmäßig neue Befunde auftauchen, die darauf hinweisen, wie genau was noch gelesen werden könnte und was für einen Bedeutungsbereich bestimmte Wendungen zu welcher Zeit gehabt haben. Thematisch grenzwertig: das ist mit ein Grund für die Differenzen zwischen Lutherischen und Romorientierten - in der kath. Linie wird die Heilige Schrift unter dem Vorzeichen der Liturgie und der kirchlichen Tradition gelesen (mit allen Gefahren, die das mit sich bringt), in der evangelischen die Liturgie und die Tradition der Schrift deutlich nachgeordnet, mit den entsprechenden Nachteilen. Im Zentrum steht bei beiden dieselbe Idee: dass an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit etwas passiert ist, das für die Welt unverzichtbar und wesentlich ist und das daher unbedingt bewahrt werden muss. Aber hat das mit notwendiger Unschärfe zu tun? Für mich ist das eher ein ganz grundsätzliches erkenntnistheoretisches Problem - der Unterschied ist: im ersteren Fall liegt das „Problem“ in der Sache, im zweiten im menschlichen Denkapparat. Beide Sichtweisen haben entscheidendes Frustpotential, denn beide könner per Def. nicht überwunden werden ...

17.05.2020, 04:47:18

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