Ein Lichtbildner der Neuyorker Zeiten hat eine Aufnahme geschossen, die den Augenblick festhält, in dem beim Anschlag auf den ehemaligen Vorsitzenden des emmerichsländischen Staatenbundes Trump eine Kugel dessen Haupt gestreift hat: https://www.nytimes.com/2024/07/14/us/politics/photo-path-trump-assassination.html Eine Kugel kann man auf dem Bild aber gar nicht erkennen, sondern nur ein schlauchartiges Etwas. Die vom Fachmann bevorzugte Deutung lautet, die Kugel sei mit achthundert bis neunhundert Metern in der Sekunde so geschwind, daß das Aufnahmegerät sie nur dergestalt in die Länge gezogen abbilden könne; siehe hier: https://www.youtube.com/watch?v=cDdwQl5qkbs In den Entenhausenberichten sehen wir auch oft Feuerwaffen eingesetzt und das Schußgeschehen von Barks abgebildet. Hier drängen sich eine Reihe von Feststellungen bezettwepunkt Fragen auf. Erstens: In den Berichten sehen wir, daß Kugeln "Luftlinien" oder "Geschwindigkeitslinien" zeichnen. In unserer Welt sieht man dergleichen nicht. Man sieht und hört an der Waffe den Abschuß, und man sieht und hört, was das Geschoß dort anrichtet, wo es einschlägt, aber die durch die Luft fliegende Kugel kann man nicht sehen, weil sie fürs Menschenauge zu geschwind ist und ihren Weg nicht zeichnet. Daß in Entenhausen eine durch die Luft fliegende Kugel eine solche Linie zeichnet, muß nicht grämen; auch andere und auch wesentlich langsamer sich bewegende Gegenstände zeichnen diese in unserer Welt ungesehenen Linien. Die Frage ist, was diese Linien eigentlich sind. Ist's reines zeichnerisches Kunstmittel, um uns, den Berichtelesern, "Bewegung" sichtbar zu machen, oder bilden die Linien etwas ab, was in Entenhausen wirklich vorhanden und auch für die Entenhausener sichtbar ist? In diesem Fall ergäben sich einige Folgerungen. Der Standort versteckter Schützen etwa ließe sich rasch ausmachen, wenn ihr Feuer dergestalt sichtbare Striche in der Luft hinterläßt. Zwotens: Die Fachleute sagen, eine solche Aufnahme sei ein unerhörter Zufall; die Schangße stehe eins zu einer Million, ein solches Bild zu knipsen. Wenn uns der Barks in den Berichten ohne weiteres durch die Luft sausende Kugeln zeigen kann, heißt das, er ist wirklich Herr darüber, welchen Bruchteil eines Bruchteils eines Bruchteils eines Wimpernschlags er "sieht" und uns darstellt. Vorausgesetzt, aus Feuerwaffen austretende Kugeln bewegen sich in Entenhausen ähnlich schnell durch die Luft wie bei uns. Auch sehen wir in den Berichten abgefeuerte Kugeln nicht in die Länge verzerrt, Barks bildet somit die Wirklichkeit wesentlich schärfer ab, als es bei uns das technisch sicherlich nicht schwache Gerät eines Bildreporters einer Weltzeitung kann. Drittens: Wir hatten hier mal erörtert, was Barks "uns eigentlich sagen will", wenn er bei einem wild fuchtelnden Donald oder einer wild plappernden Daisy in einem Bild Arme oder Schnäbel mehrfach darstellt. Eine Deutung war, es handle sich um einen zeichnerischen Kunstgriff Barksens, um geschwinde Bewegung auszudrücken. Warum aber zeichnete Barks dann eine durch die Luft fliegende Kugel, die gewiß geschwinder unterwegs ist als Donalds Arm oder Daisys Schnabel, sauber als eine Kugel und nicht als mehrere hintereinander? Viertens: Im Bild unten schießt Donald mit einem Revolver, die Kugeln sind aber alle beinahe auf gleicher Höhe, scheinen zur fast gleichen Zeit abgefeuert, allenfalls mit dem Bruchteil eines Bruchteils eines Bruchteils eines Wimpernschlags Zeitunterschied. Sollen wir glauben, daß Donald mit einem Revolver wesentlich schneller feuert, als man es bei uns mit einem Maschinengewehr vermag? Das Bild läßt mich ratlos.
Fliegende Kugeln
Coolwater OP
@coolwater
Ein weiteres bemerkenswertes Kugelhagelbild findet sich im Wünschelbrunnenbericht. Abermals vermerke ich zufrieden, daß Barks offenbar genau "sehen" kann, wann eine Kugel auf ihrem Flug im Bild ist. Das erinnert mich etwas an den Zauberkünstler, der eine auf sein Gesicht gefeuerte Kugel vermeintlich zwischen den Zähnen abgefangen hat. Wie gesagt: In unserer Welt sehen wir verschossene Kugeln gar nicht. Zu schnell. Eben habe ich den Film vom Trump-Anschlag mit auf ein Viertel verlangsamter Wiedergabegeschwindigkeit angeguckt, es beim entscheidenden Augenblick auch mit zig Stopps versucht. Nichts sieht man. Keine Kugel, keine schwarzen und keine weißen Striche, kein Garnichts. An dem Wünschelbrunnenbild macht mich aber ein anderes staunen. Diese vier Kugeln, die man hier einen sehr eng bemessenen Raum zeitgleich kreuzen sieht, müssen alle zu beinahe genau der gleichen Zeit abgefeuert worden sein. Selbst wenn der eine Schütze vierzig Meter entfernt gestanden hat und der andere vierhundert, war es nahezu der gleiche Augenblick, weil Kugeln so furchtbar geschwind sind. Wie wahrscheinlich ist es aber, daß auch auf einem wild tobenden Schlachtfeld, bei dem zwei Heere einander mit Feuerwaffen bekriegen, in so engem Raum in genau dem gleichen Augenblick vier (!) Kugeln durch die Luft fliegen? Und Düsi hat eh das größte Schwein der Welt, daß ihn keine der Kugeln erwischt.
16.07.2024, 22:26:11
StefanHD
@stefanhd
Carl Barks war ein Medium, das uns die Ereignisse in Entenhausen zeichnerisch darstellte. Die Darstellung ist demnach eine Zeichnung und keine Fotografie. Man muss jedoch auch eine Fotografie interpretieren, zum Beispiel wenn, wie im Falle der Kugel, die an Trump vorbeifliegt, eine längere Belichtungszeit verwendet wird, während der ein Geschoss eine bedeutende Strecke zurücklegt. Durch die klare Darstellung der Kugel möchte Barks uns zeigen, was in Entenhausen geschehen ist, nämlich dass es sich in diesem Fall um Geschosse handelt. Was hätten wir, zumindest ohne den Kontext der Geschichte, mit einem Panel anfangen können, in dem nur ein paar Linien zu sehen wären? Barks wollte uns doch verdeutlichen, worum es geht. Mir ist natürlich klar, dass manche jedes noch so kleine Detail in einem Barks-Panel als absolut der "Realität" entsprechend betrachten (was auch immer das bedeutet) und daraus interessante und meistens auch lustige Schlussfolgerungen ziehen. Ich finde jedoch, dass man für Schlussfolgerungen mehr Indizien benötigt.
17.07.2024, 16:16:46
paTrick
@patrick
Dann hätten wir also für die Grundannahme_des_Wissenschaftlichen_Donaldismus eine weitere Einschränkung? Oder betrifft das den Satz vom diskreten Bericht eines kontinuierlichen Universums?
17.07.2024, 16:37:53
StefanHD
@stefanhd
Dann hätten wir also für die Grundannahme_des_Wissenschaftlichen_Donaldismus eine weitere Einschränkung? Oder betrifft das den Satz vom diskreten Bericht eines kontinuierlichen Universums?
Wenn Du damit "Die Berichte haben eine diskrete Struktur (einzelne Bilder mit Lücken dazwischen), man geht aber davon aus, dass die berichtete Welt eine kontinuierliche Raum-Zeit-Struktur hat." meinst, dann betrifft das natürlich die zeitliche Abfolge. Barks hat in bestimmten Bildern offenbar nicht nur "Schnappschüsse" (diskrete Zeitpunkte) mit vernachlässigbarer "Belichtungszeit" gezeichnet, sondern auch solche, die Bewegungen über einen Zeitraum hinweg unscharf darstellen. Das gilt für die Geschosse ebenso wie für andere Darstellungen schneller Bewegungen. Das ähnelt dem, was man in der Videotechnik Bewegungsunschärfe nennt: Bei schnellen Schwenks sollen die einzelnen Bilder durch längere Belichtung oder digitale Verschmierung bereits verschwimmen, um ein Ruckeln im Film zu vermeiden. Bei Comic-Panels ist dies natürlich mit weniger Zeitpunkten ebenfalls ein Mittel, sehr hohe Geschwindigkeiten darzustellen. Das ist natürlich meine Interpretation, aber ich finde, dass man sich über die Grundlagen dessen, was wir in den Duck-Geschichten beobachten, klar werden muss.
17.07.2024, 17:40:39
Theodora Tuschel
@theodora_tuschel
Der Spekulationen sind viele, und Beweise gibt es nicht, weil wir keinen Zugang zur Welt von Entenhausen haben, sondern auf die Berichte von Barks und die Texte von Fuchs angewiesen sind. Wir können nur interpretieren. Ich denke, Barks hat seine Erfahrung aus Entenhausen, was er dort gesehen/gehört/erlebt/erfahren hat, so gut wie möglich mit seinen menschlichen zeichnerischen Mitteln wiedergegeben. Dabei geht naturgemäß etwas vom Original verloren. Wenig, aber doch ein bisschen. Die Wiedergabe ist eben nicht das Original. Eine Idee zur Sichtbarkeit der Schüsse: Vielleicht sehen die Ducks oder auch Düsentrieb Geschosse wirklich fliegen. So weit ich weiß, haben Bienen und Fliegen ein vielfach höheres Vermögen der Bildauflösung als wir Menschen. Sie sehen die Hand, die sie erschlagen will, gleichsam in Zeitlupe, und müssen sich mit dem Wegfliegen nicht mal beeilen. Deshalb sind sogar diese kleinen doofen Taufliegen so schwer zu fangen. (Biologen mögen mir widersprechen, ich bin nicht vom Fach.) Wenn die Ducks Geschosse fliegen sehen, würde das erklären, warum sie Schüssen so gut ausweichen können. Ich denke an dieses Panel: Aber es gibt natürlich genug Beispiele, die nahelegen, dass die Ducks gar nicht besonders fix im Sehen von Bewegung sind. Seufz! Man weiß so wenig.
17.07.2024, 18:35:16
Das Schwarze Phantom
@das_schwarze_phantom
Zunächst ist festzuhalten, daß sichtbare abgefeuerte Projektile keine Erfindung von Barks sind. Sie kommen vielmehr bei nahezu allen Zeichnern vor. Und was die Szene mit Blacksnake McQuirt betrifft, so ist sie in mehrfacher Hinsicht seltsam: Dieser sagt ja "Er hat mir die Hosen so voll Blei gepumpt, daß mir der Gürtel geplatzt ist!" (TGDD 66, S. 64 - siehe auch obiges Bild von Coolwater aus der US-Fassung) Heißt: Blacksnake verliert seine Hose durch das Gewicht der Revolverkugeln. Es muß also eine enorme Menge an Kugeln in der Hose gelandet sein, um diese zu Boden zu ziehen. Wie kann das aber sein, sehen wir doch, daß die Geschoße in hohem Tempo an Blacksnake vorbeizischen?!? An der Hose sind im übrigen keinerlei Einschußlöcher erkennbar. Wie sollten die Projektile dann in die Hose gelangt sein?? Obendrein stellt sich die Frage, wie Donald in so kurzer Zeit so viele Kugeln verschossen haben kann. Schließlich hat ein Revolver nur sechs oder acht Schuß - bei zwei Colts wären das maximal 16 Schuß, deren Gewicht kaum ausreichen dürfte, um eine Hose zu Fall zu bringen. Donald müsste also mehrfach nachgeladen haben, was in der knappen Zeit kaum möglich erscheint. Fragen über Fragen ... 🤔
17.07.2024, 20:28:27
Orville Orb
@orville_orb
"Drittens: Wir hatten hier mal erörtert, was Barks "uns eigentlich sagen will", wenn er bei einem wild fuchtelnden Donald oder einer wild plappernden Daisy in einem Bild Arme oder Schnäbel mehrfach darstellt. Eine Deutung war, es handle sich um einen zeichnerischen Kunstgriff Barksens, um geschwinde Bewegung auszudrücken. Warum aber zeichnete Barks dann eine durch die Luft fliegende Kugel, die gewiß geschwinder unterwegs ist als Donalds Arm oder Daisys Schnabel, sauber als eine Kugel und nicht als mehrere hintereinander?" Das ist eine gute Frage. Man sollte jedenfalls annehmen, dass wenn verschiedene zeichnerische Mittel verwendet werden, auch zwei verschiedene Phänomene vorliegen. Erklärung A) Hier ist der Beweis, dass Donalds Arm tatsächlich multilokalisiert ist. (...aber oft gibt auch bei solchen Mehrfachabbildungen Bewegungslinien) Erklärung B, langweiliger und komplizierter) bei dem fuchtelnden Donald oder der plappernden Daisy handelt es sich ja um Bewegungen die hin und her gehen. Wenn Donalds Arm an den Orten a und c kurz verweilt oder sich langsamer bewegt als an Ort b oder wenn er mehrmals durch die Orte a und c geht, aber nur einmal kurz durch b - dann wird der Arm nur an a und b "abgelichtet" sozusagen... Dann zur Diskret - Kontinuierlich - Frage: Nein, das sollte nichts miteinander zu tun haben. Diskret sind die Berichte nur weil wir nicht unendlich viele Bilder zwischen zwei Bildern haben, sondern eben einen weißen Streifen. Innerhalb jeden Bildes sieht es anders aus. Ich denke, es ist ziemlich sicher, dass jedes Bild keinen Zeitpunkt, sondern einen Zeitintervall darstellt (Die Dauer dürfte mindestens die sein, die es braucht die Sätze in den Sprechblasen zu sprechen). Jedes Bild kondensiert sozusagen die Bewegung in einem Zeitintervall. Wir sollten weniger an eine Kamera denken, sondern an die menschliche Wahrnehmung. Die umfasst ja auch immer eine kleine Zeitspanne (Tonsignal A und Tonsignal B, wenn zeitlich nah genug nachinander werden als ein einziger Ton wahrgenommen).
17.07.2024, 20:40:48
Bürgermeister von Timbuktu
@buergermeister_von_timbuktu
Ich weiß, dass man schnelles Sehen auch trainieren kann. Timo Boll hat schon in Interviews erklärt, dass er bei einem Tischtennisball im Spiel teilweise die Rotation anhand des Aufdrucks auf dem Ball erkennen kann, was Normalsterbliche mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht hinbekommen. Kampfjetpiloten oder Formel 1 Fahrer werden vermutlich auch "schneller" sehen als der Durchschnittsbürger. Was die Bilder von Barks betrifft, so gehe ich auch eher davon aus, dass Oheim Carl im Zweifel die Gesamtsituation darstellt. Wenn Donald durch die Gegend hüpft und dabei Vorträge hält (Stichwort "Bleibt gefälligst stehen, wenn ich mit euch rede!", Herrenspecht), dann bedeutet das ja nicht, dass er seinen kompletten Text in der Luft von sich gibt, sondern nur, dass er den Neffen hinterherspringt und ihnen dabei einen Vortrag hält. Dass in einer Schießerei die Kugeln in Großaufnahme gezeigt werden, wie sie knapp als Daniels Kopf vorbeizischen ist nicht unbedingt eine unfassbar gut berechnete Aufnahme von vier Meisterschützen sondern halt die Darstellung, was da insgesamt passiert. Comics zeichnen sich ja gerade durch eine Gleichzeitigkeit in der Darstellung von Bild und Text aus, wenn mehrere Sprechblasen in einem Bild zu sehen sind, dann kann ja das Bild gar nicht zu einem offensichtlichen längeren Dialog passen. Übertreibt´s nicht, Kinder.
17.07.2024, 21:05:15
Coolwater OP
@coolwater
Wenn die Ducks Geschosse fliegen sehen, würde das erklären, warum sie Schüssen so gut ausweichen können.
Dieses Bild aus dem Sanduhrbericht ist Nahrung für Deine Vermutung. Es sieht aus, als habe Donald die Kugel nahen sehen und seinen Hals zurückgezogen. Anders als beim Schußwechsel mit Blacksnake McQuirt im Bullet-Valley-Bericht kommt die Kugel aus dem Hinterhalt, so kann Donald nur gerade noch so den Hals einziehen. Einer abgefeuerten Kugel kann man in unserer Welt natürlich so oder so nicht im echten Sinn ausweichen, allenfalls kann (und sollte) man vor einer Schußwaffe, die man auf einen gerichtet sieht, in Deckung gehen. Ein anderes bemerkenswertes Schußbild aus dem Sanduhrbericht. Es ist vernünftig anzunehmen, der Reiter hat noch auf dem Dromedar gesessen, als die Kugel kam. Es erstaunt, daß die Kugel nicht im Tier oder im Reiter steckengeblieben ist, sondern auf geradezu wundersame Weise zwischen beiden hindurchzuschießen scheint und dabei nicht einmal in der Flugbahn abgelenkt wird. Ich kann mir nicht vorstellen, daß man in unserer Welt einen Reiter so aus dem Sattel heben kann. Möglicherweise muß man sich von der comichaft am nächsten liegenden Vorstellung verabschieden, die Kugel sei zwischen Tier und Reiter hindurch und habe dabei das Hinterteil des Reiters geküßt. Es ist wahrscheinlich sinnvoller anzunehmen, daß die Kugel den Reiter ein Stück oberhalb des Tiers an der Seite gestreift hat, etwa an der Hüfte oder am Bein. Die Kugel ist durchs Streifen des Reiters wahrscheinlich in ihrer Geschwindigkeit abgebremst. Trotzdem: Sie ist erst ein kurzes Stück weitergeflogen. Der Reiter ist in der gleichen Zeit aber schon ganz schön gehüpft, auch das ihm aus der Hand gefallene Gewehr ist schon ein ganzes Stück entfernt. Das alles erscheint jedenfalls ungewöhnlich, wenn man das Bild herkömmlich als "Schnappschuß" sieht, in dem ein Augenblick festgehalten ist.
17.07.2024, 21:12:29
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