Von der Fuchskrittelei zur Fuchsschelte

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Ich mag verblendet sein, aber für meinen Geschmack sind die Sprechblasen der Viereckigen Eier eine Serie von Ruhmesblättern der Übersetzerin. Was sind denn die Argumente zugunsten der norwegischen Kollegin?

Ich habe mich schlecht ausgedrückt. Fuchs' Version von "Im Land der viereckigen Eier" finde ich ebenfalls sehr gut, auch die Lösung, die sie für die Wiedergabe des amerikanischen Südstaatendialekts gefunden hat. Ihre Fassung von "Im Lande der Zwergindianer" fällt dagegen deutlich ab gegen andere Übersetzungen. Voraussichtlich erscheint dazu etwas im nächsten DD. Beppos Meinung ist innerdonaldistisch wohl Konsens. Im weiteren Umkreis, sozusagen im innersten Kreis des Äußeren Donaldismus finde ich Übersetzungsfragen allerdings sehr interessant. Donaldisten sind so daran gewöhnt, Erika Fuchs als "Medium" und einzige, zudem hoch gelobte Texterin zu sehen, dass kritische Stimmen zu ihrem Werk bislang kaum laut wurden. In anderen Ländern ist das anders, da liest man auch mehr die Barks-Texte und sieht die Übersetzungen nüchterner. Ich bin eher zufällig auf Übersetzungsvergleiche gestoßen und dabei auch auf den oben verlinkten Vergleich zwischen Fuchs und Aagaard. Das sind aber eher Detailbeobachtungen, lieber Direpol, es ist kein gründlicher Forschungsartikel. Übersetzungstechnisch sind die beiden oben genannten Berichte sehr interessant, weil beide im Barks-Text besondere sprachliche Eigenheiten aufweisen. Ich finde es spannend zu sehen, wie die verschiedenen Übersetzer:innen damit umgegangen sind und welche Lösungen sie gefunden haben. Das ändert nichts an der Definition des deutschsprachigen Donaldismus als Barksismus-Fuchsismus.

06.09.2023, 15:34:25

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duck313fuchs

@duck313fuchs

Bei der Kritik an der "Übersetzungsarbeit" von Frau Dr. Fuchs ist aber auch der Zeitgeist und ihre Intention zu berücksichtigen. Hätte Frau Dr. Fuchs in den 50/60ger Jahren Barks wörtlich - und damit "richtig" wie es jetzt ja anscheinend gefordert wird - übersetzt, hätte ehapa mit den Micky Maus Heften keinen Erfolg gehabt, da die Geschichten dann einfach teilweise für die damaligen Leser (Adressat waren Kinder und Jugendliche ohne humanistische oder literarische Bildung und Kenntnis des american way of life) unverständlich gewesen wären. Jetzt wie Alexander Braun in Alfonz bezüglich des Berichtes über die Zwergindianer festzustellen, daß '1957 in Amerika jedes Kind aus seinem Schulbuch den Song von Henry Wadsworth Longfellows The Song of Hiawatha von 1855' gekannt habe, ist als Kritikpunkt völlig ungeeignet, weil damals in Deutschland halt wohl kein Leser der Übersetzungen von Frau Dr. Fuchs diese Kenntnis hatte. Insoweit wäre es auch interessant zu erfahren, ob Alexander Braun beim ersten Lesen des Berichte über die Zwergindianer schon von den literarischen Bezügen im Barks-Original Kenntnis hatte, oder sich - wie wir alle - nur an den Berichten erfreut hat und später erst seine literarischen Offenbarungen fand. Uns Donaldisten haben die Übersetzungen von Frau Dr. Fuchs geprägt und erfreut und zumindest ich lasse mir von keinem Klugscheißer nunmehr die Freude an der Arbeit von Frau Dr. Fuchs nehmen.

06.09.2023, 20:02:09

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Beppo

@beppo

Heute in meiner Heimatzeitung: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/kultur/comic-manga-manga-day-alexander-braun-e665527/ Kam mir auf den ersten Blick schon sehr intelligent vor. Dann habe ich gemerkt, dass der Artikel von dem Alexander Braun ist. Ich verstehe nichts von Mangas und interessiere mich auch nicht sehr dafür. Ich habe aber den Verdacht, dass Braun wie in seinem Fuchsartikel eine Neigung zu einer gewissen Augen-zu-und-durch-Argumentation hat. In diesem Fall ist alles einseitig pro-Manga und pro-Japan. Aber vielleicht bin ich auch nur voreingenommen.

19.09.2023, 07:14:59

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duck313fuchs

@duck313fuchs

...ist leider mit Bezahlschranke, ist aber wohl auch nicht lesenswert...

19.09.2023, 08:02:33

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Beppo

@beppo

> ...ist leider mit Bezahlschranke, ist aber wohl auch nicht lesenswert... Die Bezahlschranke kann ich als VIP leider nicht sehen.

19.09.2023, 08:35:34

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Coolwater OP

@coolwater

Kam mir auf den ersten Blick schon sehr intelligent vor. Dann habe ich gemerkt, dass der Artikel von dem Alexander Braun ist.

Über Comics hat der Mensch schon ein beeindruckendes Wissen, und er kann auch den den Gegenstand zergliedern und geistig durchdringen; mag sein, daß er manchesmal eine bestimmte Durchdringrichtung zu verbissen beibehält. Neben Ente Süß Sauer – Carl Barks und die Folgen habe ich von ihm den 430-Seiten-Wälzer Going West! Der Blick des Comics Richtung Westen gelesen, und das nicht ohne Gewinn. Ich besitze noch eine weitere Riesenschwarte, deren Mitherausgeber und Hauptverfasser er ist: Pioniere der Comics. Eine andere Avantgarde. Das Buch ist durch Zufall in meine Hände gelangt, und ich hab's nur durchgeblättert und oberflächlich angelesen, da ich an Windsor McCay und Co. keinen großen Anteil nehme. Doch nähm' ich den, auch aus diesem Werk sög' ich gewiß Nektar. Der üble Witz ist ja, daß wir Otto Normalcomicteilnehmer Brauns Arbeiten überhaupt nicht vernünftig zur Kenntnis nehmen, saugen und würdigen können, weil sich alle diese Schwarten über den gewöhnlichen Buchhandelsweg nicht beziehen lassen, sondern nur an bestimmten Orten bei Ausstellungen erworben werden können (konnten!). So wird das nix mit dem Ruhm, da sollte man sich besser auf einen Fahnenmast hocken. Es gibt ein weiteres Ausstellungsbuch von Braun über den Zweiten Weltkrieg im Comic, das ich gern besitzen und lesen tät', aber Preise von um die hundert Euro, wenn mal irgendwo ein einzelnes Buch auf den Wellenkämmen des Weltnetzes auftaucht, bin ich nicht bereit zu zahlen.

19.09.2023, 10:24:59

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Coolwater OP

@coolwater

Alles die Ohren spitzen! Grad hab' ich gesehen: Der Braun Alexander setzt im Oktober eine neue Schwarte in die Welt, und zwar – hört, hört! – eine, die man dann offenbar auf gewöhnlichen Wegen kaufen kann, ohne daß man zu irgendeinem Museum am anderen Zipfel der Republik fahren muß. Staying West – Comics vom Wilden Westen. Angucklink mit Leseprobe: https://www.ppm-vertrieb.de/Staying-West-Comics-vom-Wilden-Westen::318310.html Was gibt's für Donaldisten da nun die Ohren zu spitzen? Das: Wie es aussieht, handelt es sich nicht um eine bloße Neuausgage der von mir im Vorbeitrag erwähnten Westernschwarte Go West!. Seitenzahl unterscheidet sich deutlich. Vor allem: In der Leseprobe sehe ich auf Seite 32 der Schwarte Barksens Zwergindianerbericht und Fuchsens Übersetzung besprochen; in Go West! war nach meiner Erinnerung (kann's grad nicht überprüfen) von Barks keine Spur. Der Alfonz-Artikel kommt somit nicht aus dem Nichts. Ob im neuen Western-Buch bloß die Zwergindianer-Ausführungen aus Alfonz mit etwas anderen Worten wiederholt werden oder ob's mehr gibt – weiß ich auch nicht.

19.09.2023, 14:04:34

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Coolwater OP

@coolwater

Mit Fräulein Tuschel habe ich mich in den letzten Tagen ein wenig über die Übersetzerei ausgetauscht. Ich will unterstreichen, welch ein Glück es ist, daß wir unsere Fuchs haben, und letztlich ein Zufallsglück, keins, das durch planmäßige Arbeit gebahnt worden wäre, das somit gar kein Glück wäre, sondern erwartbare Ernte ausgestreuter Saat. Wir ehren die Fuchs für ihre Kunst, aber im Grunde nehmen wir's als gegeben hin, daß mit ihrem Wirken Entenhausen den Ton hat, den wir kennen. Alle Entenhausenübersetzer, die nach ihr kamen, schreiten weiter auf dem Pfad, den sie bahnte, dessen Richtung sie wies. Gewiß, sie schlagen Seitenwege ein, geben ihren Übersetzungen eigene Duftmarken; einer frischen Micky-Maus- oder TGDD-Übersetzung merkt man schon an, das ist nicht Fuchs, sondern von wem anderen. Aber all die anderen werden am Ende auf die Fuchsbahn gesetzt, ob sie wollen oder nicht, in der Entenhausenübersetzerei kann keiner mehr das Rad neu erfinden. Wie ganz anders es aber sein könnte – wir haben glücklicherweise ein Beispiel mit den Chotjewitzübersetzungen in den Melzerbänden. Glücklicherweise meine ich hier gar nicht spöttisch, ich sehe es für die große Schau tatsächlich als glücklichen Umstand, daß wir mit den Chotjewitzübersetzungen als "Versuch" Entenhausen auch in einer ganz anderen Toneinstellung bekommen haben. So müssen wir uns dieses "alternative Entenhausen" nicht nur als Denkmöglichkeit aus dem Hirn dünsten, als Luftgebilde, das nicht ist und nie war, Alles ist so viel einfacher, kunstloser, roher beim Chotjewitztext (der obendrein den Umweg übers Italienische gegangen ist). Und ein Beispiel für eine Einzeltoneinstellung Fuchsens: Wie im Urbarks auch sprechen bei Chotjewitz die Ducks von sich als "Enten" und werden von anderen so geheißen, und sie kreischen "Quack!". Das hat die Fuchs von Anbeginn abgestellt, nur in ganz vereinzelten, besonderen Lagen tritt dieses Ententum der Ducks hervor. Alle deutschen Übersetzer bis heute bleiben bei dieser Fuchstoneinstellung – müssen dabei bleiben, können hier gar kein eigenes Süppchen kochen. Uns kläng's schräg und ungehörig, nennten Donald und die Seinen sich Enten. Der Fuchs hat niemand gesagt, wie sie übersetzen soll, und sie fragte nicht erst lange, wie sie übersetzen sollte, sondern sie übersetzte eben irgendwie. Nein, nicht irgendwie, sondern wie's ihr recht dünkte. Den Entschluß, Entenhausen den Ton zu geben, den sie ihr gab, faßte sie kraft eigener Selbstherrlichkeit. Aber wie's gelaufen ist, war reines Glück. Und alles hätte auch ganz anders laufen können. Nehmen wir an, an jenem denkwürdigen Tag, als Erika Fuchs in einem Stuttgarter Büro saß und zur Micky-Maus-Chefredaktion kam wie die Jungfrau zum Kinde, also zur richtigen Zeit am richtigen Ort war – nehmen wir also an, an jenem Tag hätte Frau Fuchs mit schwerem Fieber in Schwarzenbach das Bett gehütet; Besuch in Stuttgart abgesagt. Statt ihrer hätte sich nun ein Chotjewitz in jenes Stuttgarter Büro verlaufen – ich sage nicht "der" Chotjewitz, der war zu dem Zeitpunkt zu jung, und einen Doktortitel hätte man auch "gebraucht", um als Micky-Maus-Chefredakteur aus dem Büro zu schreiten. Also "ein" Chotjewitz, einer, der von ähnlichem Übersetzergeist beseelt war, noch allgemeiner, einer, der einfach ganz anders übersetzt hätte als die Fuchs. Hätte dieser "Chotjewitz" einen Professortitel gehabt, zweifellos hätte er sich mit Zähnen und Klauen dagegen wehren müssen, daß sie ihm das Micky-Maus-Amt aufbinden. Aber Professor hin oder her, entscheidend ist, "was hinten rauskommt". Und wenn der Mensch keine rechte Übersetztlust gehabt hätte, vielleicht auch keine hohe Meinung von dem, was den "dummen" Kindern in diesen "primitiven" Bildergeschichten zuzumuten und aufzutischen sei, als Fachmensch für Gottweißwas vielleicht auch nicht wie die Fuchs literarische Bildung und Sprachkunstwollen gehabt hätte, die er in den Sprechblasen überreich zu verschwenden gedacht hätte – dann, ja dann hätten wir vielleicht vom ersten Tag an Barksberichte im Stile der Chotjewitzübersetzungen bekommen, und ich sag' Euch eins, Leute: Wir erfreuten uns an diesem Entenhausen, wie man sich eben dran erfreuen könnte, denn wir kennten es nicht anders. Barksens Erzähl- und Zeichenkunst ist zu stark, eine ungeschlachte Übersetzung, eine schräge Toneinstellung, sie kann den Genuß trüben, aber sie schafft es nicht, den Barks in den Abgrund zu ziehen. Doch wäre Entenhausen von Anbeginn auf diese Bahn gerollt worden, wir hätten gar nicht den Vergleich mit dem Fuchsentenhausen, das nie war; somit wären wir den fuchslosen Barks zufrieden gleich den gefesselt in der Höhle Hockenden, die nichts anderes kennen als die tanzenden Schatten an der Wand. Wahrscheinlich hätten wir bis heute ein Übersetzungswirrwarr, weil an einer zu einfachen, kunstlosen, "kindgerechten" Übersetzung, die Entenhausen vielleicht zwanzig Jahre lang zuteil geworden wäre, doch einmal Mißmut aufgekommen wäre, und wer anders hätte dann in die Hände gespuckt, sich auf den Hosenboden gesetzt und das Barkswerk neu zu vertonen versucht. Und wir sähen heut wohl ein Hauen und Stechen über die Frage, wie Entenhauen am rechtesten ins Deutsche zu übertragen sei, und die Fachleute und Fäns mahnten gewiß, die urbarksgetreuste Übersetzung sei die beste und davon Abwege zu beschreiten sei vom Übel, und in der fuchslosen Welt wär's dies vielleicht auch. Von einer Übersetzerin Erika Fuchs, die um 1950 einige Jahre lang für Reader's Digest längst vergessene Kleinarbeiten gemacht hätte, hätten wir indes nie erfahren. Zur falschen Zeit das Bett gehütet – ein geschichtlicher Schmetterlingsschlag mit Sturmfolgen. Vielleicht hätte sich die Fuchs als freie Übersetzerin für einen Kunstverlag ausgetobt, das würde zu ihr passen. Englische Bücher über den Barock oder den Klassizismus ins Deutsche übersetzen und so Sachen. Die würden sich gewiß auch schön lesen.

23.09.2023, 13:23:56

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Beppo

@beppo

Einen Aspekt vermisse ich noch: EF hatte zufälligerweise ein besonders herausragendes Talent für genau den Job, den sie mit viel Glück ergattert hat. So wie Luther optimal für die Bibel geeignet war. Reiner Zufall, aber solche Zufälle gibt es natürlich. Fast jede Woche hat jemand sechs Richtige im Lotto. Wäre EF 1950 ein Dachziegel auf den Kopf gefallen, dann würden wir heute in einem von 37 anderen Foren jeweils vor uns hinfaseln. Über friesische Fingerhüte, den Mythos von Myrtenkränzen oder was auch immer.

23.09.2023, 13:59:30

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Coolwater OP

@coolwater

Grad der Vergleich mit Luther zeigt aber den Unterschied. Luther ist nicht durch solches Zufallsglück zur Bibel gekommen wie die Fuchs zum Barks. Zu Luthers Zeit war das Christentum längst allherrschend in deutschen Landen, und die Bibel ist das Heilige Buch dieses Glaubens, und Luther war ein Mönch und Theolog, also mittendrin in der "Sache". Und wenn's eh eine Zeitneigung gab, das Latein mehr und mehr zu entbehren und statt seiner Deutsch zur Schriftsprache zu machen, war's natürlich, daß ein sprachgewaltiges Mönchlein wie der Luther sich "ranmachte" ans Buch der Bücher (er war eh nicht der erste, der die Bibel ins Deutsche brachte). Fuchsens Weg zu Barks wäre ähnlich gewesen, wenn zu ihrer Zeit der Urbarks in Deutschland längst allbekannt und allgeschätzt gewesen wäre und wenn auch jeder, der Lust hatte, sich hätte ranmachen dürfen (Rechte!). Aber so war's nicht. Fuchsens Weg zu Entenhausen war alles andere als vorgezeichnet, sondern in höchstem Maße Zufallsglück. Sie schneite zur richtigen Zeit ins richtige Büro hinein, und sie hatte den erwünschten Doktortitel, und zu Entenhausen mußte sie erst auch getragen werden ("das geht nicht in Deutschland"). So war's.

23.09.2023, 14:29:05

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