Entenhausen in Deutschland

Seite 5 von 7

Profilbild von Coolwater

Coolwater

@coolwater

Auf jeden Fall ist es sehr aufwändig. Entweder sind es 2 Schilder in einem Rahmen oder Vorder- und Rückseite ist bedruckt.

2021 kostet so ein Ding ein paar hundert Euro: "Etwa 430 Euro kostet so eine Ortstafel im günstigsten Fall, sagt eine Pressesprecherin im Starnberger Rathaus, ohne Montagekosten." https://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/starnberg-ortsschild-klauen-1.5433301 Die paar Lappen kann ein Gastwirt oder einfach nur irgendein Spinner, der so ein Schild aufstellen will, schon hinblättern. Kommen noch der Rahmen und die Einpflanzung von det Ding in die Pampa. Beim "Entenhausen"-Schild ist der Rahmen aber vielleicht gebraucht erworben gewesen, der sieht oben schon ziemlich angerostet aus. Die Einpflanzung macht so'n tüchtiger Wirt oder tüchtiger Spinner auch selber, der läßt dafür keine Bautruppe anrücken.

09.08.2022, 11:22:17

Profilbild von ju313

ju313 OP

@ju313

Danke Coolwater für die Zusammenfassung. Vermutlich letzter Akt: Ich habe an die Verkehrsbehörde Gießen eine Mail mit der Fragestellung geschickt. Die Indizien / Beweise, dass das Schild wohl nicht amtlich ist, habe ich nicht reingeschrieben - die Behörde kann das ja in die Antwort schreiben (falls es eine Antwort gibt).

09.08.2022, 11:22:50

Profilbild von Beppo

Beppo

@beppo

Noch eine Anmerkung: Wir reden von 1998. Da gab es vielleicht andere Rechtsvorschriften. Ich bin in einem hessischen Dorf mit einem ehrenamtlichen Bürgermeister aufgewachsen. Sprechstunde nach dem Abendessen. Der hatte sicher nicht das Bundesgesetzblatt abonniert. Und wenn ein Ortsschild mal irgendwo stand, dann wurde es vermutlich nicht gleich ausgetauscht, wenn sich an den Vorschriften was änderte. In unserer Volksschule (zweiklassig) gab es kein Liederbuch. Der Herr Steinmüller hat mal den Bruder Singer beantragt, das wurde aber abgelehnt. Zu teuer. Da war so ein Ortsschild schon eine Investition, die Zinsen fraß wie Donalds Motorboot.

10.08.2022, 08:10:38

Profilbild von Coolwater

Coolwater

@coolwater

Bei irgendwelchen Käffern auf dem Land steht seit 1934 auf allen neuen Ortstafeln der Landkreis. Das war bei der damals erlassenen Straßenverkehrsordnung ja genau Sinn der Sache, wegen des stark gestiegenen und weiter steigenden Kraftverkehrs Geschichten wie Ortstafen deutschlandweit einheitlich zu regeln. Auch in der Pampa in Ostpreußen haben sie das hingekriegt, und die ostpreußische Pampa war wesentlich pampiger, als es die hessische ist: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:City\_limit\_signs\_in\_Germany?uselang=de#/media/File:Godnicken\_Standard-Tankstelle.jpg Ortstafeln sind Verkehrszeichen. Ich weiß nicht, wie das genau abläuft, aber eine Ortstafel läßt nicht der Dorfbürgermeister beim wackeren Dorfschmied herstellen, sondern so etwas muß vermutlich irgendeine höhere Ebene (Kreis?) und Behörde prüfen und absegnen. Hier gilt wohl genau das gleiche wie für andere Verkehrszeichen, etwa Stopp- oder Vorfahrtsschilder. Ich vermute, auch die Godnickener haben nicht auf eigene Faust ein Ortsschild gepinselt und bei sich in die Pampa gepflanzt, sondern mindestens die Kreisverwaltung in Fiſchhausen hat sich angeguckt, was die Godnickener "im Schilde führen". Mag sein, daß die Ortstafeln 1934 nicht auf der Stelle alle neugepflanzt wurden, aber ich behaupte mal, bis 1998 war die Geschichte durch. Die Schrift auf dem "Entenhausen"-Schild gibt es in der Form auch erst seit 1981.

10.08.2022, 10:46:52

Profilbild von Der Sumpfgnom

Der Sumpfgnom

@der_sumpfgnom

Ortstafeln sind Verkehrszeichen. Ich weiß nicht, wie das genau abläuft, aber eine Ortstafel läßt nicht der Dorfbürgermeister beim wackeren Dorfschmied herstellen, sondern so etwas muß vermutlich irgendeine höhere Ebene (Kreis?) und Behörde prüfen und absegnen.

Für Aufstellvorrichtungen, Befestigungsmittel und Gründungsarten für alle Verkehrszeichen der StVO gilt die IVZ-Norm 2007 (Industrie-Norm für Aufstellvorrichtungen von Verkehrszeichen). Dazu gehört auch die Ortstafel. Das Aufstellen eines Verkehrszeichens bedarf einer verkehrsrechtlichen Anordnung und ist ein Verwaltungsakt. Sachlich zuständig ist die jeweilige Straßenverkehrsbehörde. Je nach Landesrecht kann die höhere Verwaltungsbehörde (z.B. der Landkreis) die Zuständigkeit auf eine andere Stelle übertragen (z.B. die Stadt).Aber auch hier gilt natürlich, dass die Vorschriften einzuhalten sind. Da sind evtl. Vorlieben z.B. eines Dorfbürgermeisters fehl am Platz.

10.08.2022, 11:32:40

Profilbild von Coolwater

Coolwater

@coolwater

Eine Ortstafel wird auch nicht einfach Pi mal Daumen vor ein Kaff gepflanzt, wo's einem Gemeinderat oder Bürgermeister gefällt. Wo sie stehen darf und wo nicht, ist genau geregelt, wahrscheinlich ebenfalls schon seit 1934. Man sehe, was für ein Verwaltungsbrimborium es bedeutet, wenn irgendwer meint, eine Ortstafel müsse versetzt werden: https://www.nwzonline.de/oldenburg-kreis/politik/autos-sollen-frueher-abbremsen\_a\_6,1,467832025.html https://www.sn-online.de/lokales/schaumburg/sachsenhagen/landkreis-laesst-ortsschild-versetzen-TXDFPTTYMNPOX4FLCQUGKDEWFI.html https://www.hallo-muenchen.de/muenchen/landkreis-muenchen/putzbrunner-ortsschild-musste-versetzt-werden-13014924.html Was auf dem Taferl bei "seinem" Ort draufsteht, wie es gestaltet ist und wo es aufgestellt wird – der Dorfbürgermeister hat da gar nix zu melden.

10.08.2022, 15:14:55

Profilbild von Donald

Donald

@donald

Beachtlich, welch' geballte Kompetenz in Sachen Verwaltungsvorschriften unter Donaldisten vorhanden ist. 👍🙂

10.08.2022, 16:44:40

Profilbild von ju313

ju313 OP

@ju313

Der Vollständigkeit halber: Meine Anfrage an die Verkehrsbehörde hat zu keinem Ergebnis geführt. Antwort: "Im Bereich des Stadtgebietes Gießen gab es keinen Ortsteil, bzw. solch eine Liegenschaft mit diesen Bezeichnungen. Was die Bereiche Außerhalb der Zuständigkeit der Stadt Gießen betrifft (LK Gießen, LDK, LK Marburg), kann ich nicht beantworten." Wobei ja klar ist, dass das Schild nicht im Bereich des Stadtgebietes stand, sondern außerhalb (ca. 15 Autominuten um Gießen) - schade, dass die Behörde hier nichts sagen kann. Auch zu meiner Frage, ob das Schild "echt" aussieht, wurde nichts geschrieben. Nach den rechtlichen Informationen, die wir von Coolwater und dem Sumpfgnom gehört haben, ist das erstaunlich - müsste der Behörde doch auf einen Blick auffallen, dass das Schild nicht "echt" ist. Welche Behörde für das Gebiet außerhalb von Gießen zuständig ist, wird auch nicht erwähnt. Aber ich denke, dass es zu keinen neuen Erkenntnissen führen wird. Na ja – war immerhin eine spannende Recherche.

11.08.2022, 06:36:47

Profilbild von Beppo

Beppo

@beppo

Man ergugelt mehrere Kneipen namens "Alte Mühlenschänke". Ich denke mal, das Schild hat ein Spinner wie wir zu Reklamezwecken anfertigen lassen. Irgendwann ist es dann nach Hessen gwandert. Der Rahmen sieht dann doch sehr nach Dorfschmied aus. Wir hatten im Dorf den wackeren Schmied Bruno. Der konnte schmieden und schweißen. Verzinken konnte er nicht. Ein Gestell wie dieses rostet natürlich im Boden. Vielleicht wurde es deshalb schon einmal abgesägt. Das würde die Höhe erklären.

11.08.2022, 07:10:39

Profilbild von Coolwater

Coolwater

@coolwater

Der Rahmen sieht dann doch sehr nach Dorfschmied aus. Wir hatten im Dorf den wackeren Schmied Bruno. Der konnte schmieden und schweißen. Verzinken konnte er nicht.

Der Rahmen erscheint zumindest untypisch. Hier ist eine Galerie mit Ortstafeln aus verschiedenen Teilen Deutschlands: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:City\_limit\_signs\_in\_Germany?uselang=de Die meisten haben oben und unten je zwei Verschraublaschen. Zwei Beispiele zeigen zusätzlich noch vier (Weinberge) oder zwei (Dortmund) Laschen. Die Tafel Ribnitz-Damgarten wiederum ist ohne Rahmen mit zwei Pfostenmanschetten angebracht (ich weiß net, ob die Dinger Pfostenmanschetten heißen oder man sie so nennen sollte, aber Pfostenmanschetten hört sich richtig gut an). Ein Rahmen wie bei "Entenhausen" mit Verschraublaschen in den Ecken ist unter den Beispielen nicht zu sehen. Marke Eigenbau beziehungsweise Dorfschmied erscheint mir allerdings sehr aufwendig. Ich vermute eher einen ausgemusterten Rahmen aus früheren Zeiten, der vielleicht schon vor 25 Jahren nicht mehr hergestellt wurde und somit heute wenig bis gar nicht mehr zu sehen ist. Vielleicht war's schon als Altmetall abgestempelt, und unser unbekannter Spinner Mister Icks hat's umsonst gekriegt. Werde in nächster Zeit bei meinen Fahrten durch Stadt und Land die Ortstafelrahmen auf die Verschraublaschen begutachten.

11.08.2022, 09:48:37

Seite 5 von 7

Du musst angemeldet sein, um hier posten zu können.