Wenn Entenhausen aus unendlich vielen Parallelwelten besteht mit jeweils unendlichen Zeitdimensionen, ist das mehr als unser Verstand fassen kann (jedenfalls meiner).
Die letzte Konsequenz wäre ja, daß man jeden Bericht in sein eigenes Universum schiebt. Damit hätte man freilich erfolgreich alle "Widersprüche" zwischen den Berichten beseitigt. Mir scheint diese Lösung trotzdem nicht wirklich das Gelbe vom Ei zu sein. Dann lieber alles gleichzeitig abrollen lassen, Wirrnis hin oder her. Da bleibt wenigstens die Entenhausener Einheit gewahrt. Man liest in diesem Zusammenhang immer wieder, daß die Ducks sich an frühere (oder "andere") Erlebnisse "nicht erinnern" würden. Ich möchte demgegenüber festhalten: Es gibt keinen Beleg dafür gibt, daß die Ducks sich tatsächlich an nichts erinnern können. Richtig ist: Barks zeigt uns praktisch nie Gespräche und Denkprozesse, in denen die Ducks auf Geschehnisse Bezug nehmen, von denen wir aus anderen Berichten wissen. Das heißt aber nicht zwingend, daß sie sich an diese anderen Erlebnisse nicht tatsächlich erinnern können, und es heißt auch nicht, daß sie es nicht manchmal doch tun. Wir müssen uns eins ja immer vor Augen halten: Wir sehen niemals das "ganze Geschehen", sondern Barks präsentiert uns "fotografische" Einzelbilder und ausgewählte Szenen. Ein Beispiel nur: Die Schiffsreise nach Carambia in Jagd nach der Roten Magenta zeigt uns Barks in fünf Bildern mit einem kurzen Gespräch zwischen Donald und den Kindern über Carambia. Nun braucht man wirklich nicht zu glauben, daß dieses eine kurze Gespräch alles ist, worüber die Ducks während der mutmaßlich mehrtägigen Überfahrt reden. Aber der "Erzähler" Barks hat eben entschieden, daß für den von ihm berichteten Zusammenhang nur dieses eine Gespräch von Belang ist. Doch ist es ohne weiteres möglich, daß ein anderes Gespräch auf dem Schiff zum Beispiel so ging: "Mensch, weißt Du noch, damals in Vulkanien …" Möglicherweise hat sich Barks um der Erzählökonomie willen bewußt dazu entschieden, dem Leser derlei "überflüssiges" Denken und "Schwätzen" der Protagonisten zu ersparen, ja vielleicht hat er es geradezu gehaßt und die Berichte deshalb davon weitgehend freigehalten. Barksens Berichte kommen ja durchaus rank und schlank und straff daher, Überflüssiges, Abschweifungen, Zierat gibt's da nicht. Dazu kommt: Barks war für seine Veröffentlichungen auf eine bestimmte Seitenzahl festgelegt, er konnte nicht "soviel berichten, wie er wollte". Aber ich glaube eh nicht, daß er mehr berichten wollte, als für das Geschehen nötig war. Ich weiß, das ist alles Spekulation. Aber das sind die tausend Anaversen und die Alles-passiert-zugleich-Lehre auch.