Religion in entenhausen

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Ja, es gibt Hinweise auf ein Christentum in Entenhausen, aber nur in Form von säkularisierten Bräuchen. Was man bei uns als "Weihnachtschristen" bezeichnet. Zu Weihnachten in die Kirche gehen, die Kinder taufen und konfirmieren lassen und dabei die Familienfeier im Sinn haben. Das hat nicht viel mit Religion zu tun, schon gar nichts mit Glauben. Vielleicht leben die Ducks, wie der Korjakenknacker schon gesagt hat, in einer vollkommen säkularisierten, ehemals christlichen Gesellschaft. Vielleicht glauben sie aber, was interessanter zu erforschen ist, doch an etwas.

15.06.2016, 20:13:08

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Donald

@donald

Betende Ducks: Betende Brösels:

16.06.2016, 05:24:04

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Sie beten hin und wieder, selten. Aber zu wem? Man weiß so wenig.

16.06.2016, 09:04:50

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Beppo

@beppo

> Ja, es gibt Hinweise auf ein Christentum in Entenhausen, aber nur in Form von säkularisierten Bräuchen. Was man bei uns als "Weihnachtschristen" bezeichnet. Zu Weihnachten in die Kirche gehen, die Kinder taufen und konfirmieren lassen und dabei die Familienfeier im Sinn haben. Das hat nicht viel mit Religion zu tun, schon gar nichts mit Glauben. Liebes Fräulein Tuschel, ich glaube, du machst einen methodischen Fehler. Lass es mich anhand eines Beispiels erklären. Ich lebe in einem Land, das noch viel exotischer ist als das Anaversum, in Bayern. Ein hessisches Qualitätsblatt, sozusagen die Frankfurter Micky Maus, hat einen Korrespondenten zu uns geschickt, den Herrn Direpol. Dieser berichtet nimmermüde aus unserer Hauptstadt, also aus dem Entenhausen Bayerns. Ich kann bestätigen, dass er die Wahrheit und nichts als die Wahrheit berichtet und auch schon vorher immer berichtet hat: Lothar Matthäus erklärt die Hochschulpolitik. Ist Ratzinger ein geheimer Calvinist? Feudaler Staatsstreich in Bayreuth. Würden auch die Urbayern verpflichtet, als Privatleute das Ihre für die Integration zu tun, erhielte die Logik des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes in Bayern Verfassungsrang. Die bayerische Landesausstellung auf Schloss Herrenchiemsee zeigt König Ludwig II. als verschwenderisch peniblen Historiker der Baukunst und als Virtuosen der Nachschöpfung. Thomas Gottschalk: der Volksschullehrer des ganzen Volkes. Der Fall des Hauses Guttenberg. Die Gurlitt-Aufklärer. Die kleine Stadt Schwarzenbach hat Großes geleistet und sollte wie der kleine Herr Duck den Mut haben, noch Größeres zu wollen. Auch Spaghettimonster zahlen Rundfunkbeitrag . München heuchelt – wohlgemerkt bunt. Münchener Kulturpolitik: Die Kesselflicker blasen zum Marsch. Franz Josef Strauß: Er war unbedingt abwehrbereit. Münchner Milchmädchenmusik. Bayerische Gleichberechtigung. Du wirst mir zustimmen, Theodora, dass diese Berichterstattung in ihrer ganzen Breite mit Barks vergleichbar ist. Die Wahrkeit und nichts als die Wahrheit. Aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Es fehlt alles, was der Herr Direpol nicht für berichtenswert hält, weil man das Gleiche auch in Frankfurt ständig erlebt. Es fehlt das wenig spektakuläre "Hund beißt Mann". Es fehlen tausenderlei wichtige Einzelheiten. Es fehlt alles, was Direpol nicht weiß. Wie entwickelt sich der Radipreis in der Münchner Großmarkthalle? Ja, ich möchte sogar behaupten, dass dieses Grundnahrungsmittel bei Direpol nie erwähnt wurde. Wer hat das Denkmal eines rosenäugigen Rhinozeroses geschaffen, das auf dem Giesinger Grünspitz steht und äst? Hat Markus Söder eine Wudupuppe von Horst Seehofer in der Besenkammer stehen? Wie viele Rosenkränze betet die Fürstin Gloria am Tag? Du siehst, worauf ich hinaus will. Barks/Fuchs und Direpol sind wichtige und zuverlässige Quellen. Aber man muss sie richtig auswerten. Für eine statistische Auswertung ist oft das Sample zu klein. Auch nach der gründlichsten Direpol-Lektüre wissen wir zwar einiges über die Religion in Bayern, aber das reicht nur für Hypothesen, nicht für Theorien.

16.06.2016, 09:24:23

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Anonym

@~anonym~

Du siehst, worauf ich hinaus will. Barks/Fuchs und Direpol sind wichtige und zuverlässige Quellen. Aber man muss sie richtig auswerten. Für eine statistische Auswertung ist oft das Sample zu klein. Auch nach der gründlichsten Direpol-Lektüre wissen wir zwar einiges über die Religion in Bayern, aber das reicht nur für Hypothesen, nicht für Theorien.

Du vergisst aber, dass Barks aus dem USA kam, die dafür bekannt ist, dass die Bevölkerung sehr religiös ist. Somit war Religion ein wichtiges Thema für Barks und er wird während seines Aufenthalts in Stella Anatium sicher drauf geachtet haben. Aber wieso finden sich in den Berichten kaum Hinweise auf Religion? Es gäbe die Möglichkeit, dass Entenhausen so wenig religiös ist, wie es in Deutschland heute ist. Die andere Möglichkeit wäre, dass die Entenhausener Religion Barks nicht gefiel und er als gläubiger Amerikaner nicht wollte, das diese Religion erwähnt wird. Anstatt dieses "heidnische Treiben" zu beschreiben, lies er es sein und erwähnte lediglich ein paar einfache Hinweise zu Religion allgemein, z.B. ein Gebet oder das Münster.

16.06.2016, 10:34:05

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Der Sumpfgnom

@der_sumpfgnom

Du vergisst aber, dass Barks aus dem USA kam, die dafür bekannt ist, dass die Bevölkerung sehr religiös ist. Somit war Religion ein wichtiges Thema für Barks

Ich habe zwar schon mehrere Bücher über Barks gelesen, bin aber geade unsicher, ob da was über Barks´ Religiösität berichtet wurde. War Barks überhaupt bekennender Christ? Ging er des Glaubens wegen in die Kirche? Falls nicht, könnte dies ein Grund sein, dass er evtl. in Entenhausen existierende religöse Schwingungen nur rudimentär wahrnehmen konnte.

16.06.2016, 12:07:38

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Coolwater

@coolwater

Ich habe zwar schon mehrere Bücher über Barks gelesen, bin aber geade unsicher, ob da was über Barks´ Religiösität berichtet wurde. War Barks überhaupt bekennender Christ? Ging er des Glaubens wegen in die Kirche?

Sieht nicht so aus. Von Barks sind zwar haufenweise Äußerungen zu Politik, Kultur und Gesellschaft überliefert – aber der Glaube, die Religion, das scheint bei ihm eine Leerstelle gewesen zu sein. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, in seinen Briefen und Interviews jemals auf ein Bekenntnis zum christlichen oder auch nur zu einem Gottesglauben Barksens gestoßen zu sein. Auch im Leben-Barks'-Schrifttum habe ich hiervon nie eine Silbe gelesen. Im Gegenteil, in Carl Barks and the Disney Comic Book. Unmasking the Myth of Modernity (2006) schreibt Thomas Andrae: An atheist, Barks dismissed any thoughts of a hereafter: "I have no apprehension, no fear of death," he told Donald Ault in 1999. "I do not believe in an afterlive."

16.06.2016, 14:16:45

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Beppo

@beppo

Ich weiß nichts über Erika Fuchs. Vielleicht war sie eine von denen, die glauben(!), dass sie, wenn sie sich an die zehn Gebote halten, sich nicht noch zusätzlich auf die Knie begeben müssen. So würde ich ihr Leben und ihr Werk jedenfalls interpretieren. Ihre Trauerfeier war evangelisch, aber das muss nichts bedeuten.

16.06.2016, 16:03:56

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

ich glaube, du machst einen methodischen Fehler. ... Du wirst mir zustimmen, dass diese Berichterstattung in ihrer ganzen Breite mit Barks vergleichbar ist. Die Wahrkeit und nichts als die Wahrheit. Aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Es fehlt alles, was der Herr Direpol nicht für berichtenswert hält ... Es fehlen tausenderlei wichtige Einzelheiten.

Lieber Beppo, "die ganze Wahrheit" gibt es nicht. Das menschliche Erkenntnisvermögen ist begrenzt, sogar das von Donaldisten. Wir können immer nur Teilwahrheiten erhaschen.

Du siehst, worauf ich hinaus will. Barks/Fuchs und Direpol sind wichtige und zuverlässige Quellen. Aber man muss sie richtig auswerten. Für eine statistische Auswertung ist oft das Sample zu klein. Auch nach der gründlichsten Direpol-Lektüre wissen wir zwar einiges über die Religion in Bayern, aber das reicht nur für Hypothesen, nicht für Theorien.

Sehr richtig. Natürlich reichen die Barks/Fuchs-Quellen nicht aus, um "die ganze Wahrheit" über Entenhausen zu erkennen. Natürlich fehlen tausend Einzelheiten. Das ist das Grundproblem des Wissenschaftlichen Donaldismus, dass wir von manchmal spärlichen Hinweisen schließen müssen, ohne zu wissen, wie statistisch signifikant diese sind. Selbst bei beeindruckenden Synthesen wie dem Stadtplan gibt es Leerstellen, Widersprüche und offene Fragen, wie zuletzt das Wollina-Colloquium in Köln gezeigt hat. Die Frage nach der Religion in Entenhausen ist so schwierig, weil der Begriff "Religion" so vielschichtig ist. Trotzdem darf man sie stellen. Aber eigentlich muss man die Frage nach der Religion in einer Gesellschaft immer historisch angehen. Im Christentum z.B. gab es bekanntlich innerhalb von 2000 Jahren ein Schisma und eine Reformation, von anderen Entwicklungen ganz zu schweigen. Wir wisssen wenig über die Geschichte Entenhausens und noch weniger über seine Kultur- und Geistesgeschichte. Sicherlich gibt es eindeutige Hinweise auf eine christliche Tradition in Entenhausen. Aber die Gesellschaft, die Barks uns zeigt, scheint vollständig säkularisiert zu sein. Zu Weihnachten gibt es Weihnachtsbäume, Gänsebraten und Geschenke. Meines Wissens gibt es keine Hinweise auf die biblische Geschichte, nicht einmal eine Krippe. Der Gang zur Kirche wird von TT&T in ihrem Unterseeboot nicht vermisst. Es gibt Hinweise auf die "Taufe" - aber wenn ich mein neues Kajak taufe, hat das mit Religion auch nichts zu tun. Natürlich kann es sein, dass die Ducks trotzdem tief religiös sind und an den christlichen Gott glauben, Barks uns aber zufällig oder absichtlich nichts darüber mitgeteilt hat. Aber wenn man davon ausgeht, dass es außerhalb der uns bekannten Geschichten und Bilder und Texte ganz viel anderes gibt, was zusammen mit dem uns Bekannten die "ganze Wahrheit" ausmacht, dann fällt der wissenschaftliche Donaldismus in sich zusammen. Wir können schließlich nicht mehr tun, als auf der Basis der uns zugänglichen Quellen nach unseren logischen Gesetzen Schlüsse zu ziehen. Und Fragen zu stellen. Zum Schluss noch meine persönliche Ansicht: Donaldismus ist eine Wissenschaft, die immer unvollkommen bleiben wird und die nie zu endgültigen Ergebnissen führen wird (das war Jürgens liebenswerter Fehler mit seinem "einzig wahren" Stadtplan), aber Donaldismus ist auch eine strenge Wissenschaft, die Spaß macht. Mir macht ein Denkansatz wie der von Gangolf, der sich fragt, warum die Ducks in Extremsituationen ausgerechnet an ihre Zahnbürste denken und daraus die Hypothese einer Theodontologie entwickelt, einfach mehr Spaß als das Verharren im Offensichtlichen.

16.06.2016, 19:02:52

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Ostsibirischer Korjakenknacker

@ostsibirischer_korjakenknacker

Zum Schluss noch meine persönliche Ansicht: Donaldismus ist eine Wissenschaft, die immer unvollkommen bleiben wird und die nie zu endgültigen Ergebnissen führen wird (das war Jürgens liebenswerter Fehler mit seinem "einzig wahren" Stadtplan),

Ersteres unterschreibe ich sofort, da - nach Popper und Lakatos - jede Wissenschaft per se unvollständig bleiben muss. Zweiteres ist mir logisch unklar: Jürgen hat nie vom vollständigen, nur vom wahren Stadtplan gesprochen. Auch was unvollständig ist, kann wahr sein. Und die im Kolloquium aufgewiesenen Fehler könnten auch auf diese Unvollständigkeit zurückzuführen sein. Oder? Naja. Was ist Wahrheit, hat ein von mir im kommenden DD ausführlich zitierter Bekannter mal gefragt...

17.06.2016, 11:01:50

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