Deutsch oder Anatisch? Welche Sprache sprechen sie in Entenhausen?

Seite 1 von 3

Profilbild von Coolwater

Coolwater OP

@coolwater

Zum Fuchstext gibt es unter Donaldisten zwei grundverschiedene Auffassungen. Da ist das eine Lager, das sagt: In Entenhausen sprechen sie Deutsch, und diese deutsche Rede der Entenhausener hat uns die Fuchs getreulich überliefert. Und da ist ein zweites Lager, in dem man überzeugt ist: In Entenhausen sprechen sie nicht Deutsch, sondern eine ganz andere, uns unbekannte Sprache, und die Fuchs hat's ins Deutsche übersetzt. Für diese unterstellte eigene Sprache der Entenhausener schlage ich die Bezeichnung "Anatisch" vor. Um die ganze Sache machen die Donaldisten nicht viel Gewese. Kann mich nicht erinnern, daß ich zu dieser "Sprachfrage" im Donaldisten je was gelesen hätte. Die Lehre, in Entenhausen sprächen sie nicht Deutsch, sondern "Entenhausenerisch", lernte ich erst vor wenigen Jahren aus Beppos Munde Feder Tastenwerk hier auf dem Brett kennen; es deuchte mir erst ein Scherz. Kann es sein, daß man im Deutschlager wie im Anatischlager wie selbstverständlich davon ausgeht, alle anderen Donaldisten sähen's genauso? Drum dieser Faden. Hier soll ein Meinungsbild zu dieser für Entenhausen nicht ganz unwichtigen Frage entstehen. Deutschlager oder Anatischlager – wer steht wo? Raus mit der – Sprache. Ich bekenne: Ich stehe felsenfest im Deutschlager, und keine zehn Pferde werden es schaffen, mich ins Anatischlager zu ziehen. Wenn's einer versucht, fange ich an zu schreien. Übrigens wäre es erfreulich, wenn die angekündigte Brettaufmotze auch die Möglichkeit eröffnen würde, Umfragen zu erstellen.

06.05.2024, 14:37:55 (bearbeitet)

Profilbild von Beppo

Beppo

@beppo

Entenhausen könnte ja auch ein Gebilde wie die Schweiz sein. Es gibt mehrere Sprachregionen, aber man versteht einander halbwegs. EF hatte dann die Herausforderung, das im Deutschen konsistent wiederzugeben. Der Herr Rupp ist vielleicht gar kein Bayer, er stammt nur aus einer Region mit einem besonders wohltönenden Dialekt, den EF dann mit dem Bairischen übersetzt. EF stammte ja aus dem Nordosten, mit dem Bairischen kam sie erst als Erwachsene in Oberfranken und -bayern in Kontakt. So ganz echt klingt der Dialekt vom Herrn Rupp jedenfalls nicht. Es müsste auch "a Krawall" und nicht "an Krawall" heißen. EF war als Frau technisch etwas unbedarft. Sie verwechselte Revolver und Pistolen. Der Sonderzug aus WDC 162 hatte vielleicht "Schwermetall" geladen. EF hat dann daraus einmal Gold und einmal Uran gemacht. Sie liebte ja immer die präzisen Bezeichnungen, selbst wenn sie gar nicht zutrafen. Das Zyklotron aus DD 60 sieht nicht wie ein Zyklotron bei uns aus. Kommen die Wirbelstürme von den Atombomben oder von den Mondflügen? Atombomben und Raketentriebwerke haben die plötzliche thermische Expansion gemeinsam. Vielleicht übersetzt EF hier nur ein Wort, das "starke Explosion" bedeutet. Eigennamen übersetzt man ja gerne kreativ. Ein Mann, der in Wirklichkeit anders heißt, wird einmal Kasimir Kapuste und einmal Gregor Ganofsky genannt. Beides ist gelungen. Man stellt sich einen brutalen Rüpel vor.

01.05.2024, 04:11:14

Profilbild von Direpol

Direpol

@direpol

Die Quellenaussagen zum Thema sind ja bekannt: „Auf deutsch ungefähr <...>. Aber es muss heute ja Englisch sein.“ Und: „Reines Hochdeutsch ist das nicht.“ Für meinen Geschmack hinreichend.

01.05.2024, 06:51:06

Profilbild von Coolwater

Coolwater OP

@coolwater

Die Quellenaussagen zum Thema sind ja bekannt: „Auf deutsch ungefähr <...>. Aber es muss heute ja Englisch sein.“ Und: „Reines Hochdeutsch ist das nicht.“ Für meinen Geschmack hinreichend.

Nach der Anatischlehre haben die Ducks an diesen Stellen nicht deutsch gesprochen, sondern in ihrer eigenen Sprache, und sie haben nicht "Deutsch" (und "Englisch") gesagt, sondern den Namen ihrer eigenen Sprache genannt, also etwa "Xndhiwk" oder "Römbülalas" oder weiß der Henker was, und die Fuchs hat im Zuge ihrer vererdenden,"lokalisierenden", "translozierenden" Übersetzung draus "Deutsch" gemacht. Wahn! Wahn! Überall Wahn! Dennoch kann ich nicht umhin, meinen Hut zu ziehen vor diesem Gedankengebäude, dessen Folgerichtigkeit und Geschlossenheit den Atem verschlägt. Der Goethe und der Schiller, deren Namen die Ducks gelegentlich im Munde führen, heißen dann wohl auch in Wirklichkeit gar nicht so, sondern die Ducks reden von großen Dichtern, die ganz anders heißen, und auch hier hat die pfiffige Füchsin die uns altvertrauten Namen eingesetzt, damit uns heimeliger ist. Es kommt der Anatischlehre hier freilich ungemein zugute, daß wir in den Berichten die großen Dichter Stella Anatiums nie abgebildet sehen. So ein echter und gerechter Anatiker müßt' aber mal erklären, warum der Napoleon, der drüben wahrscheinlich "in echt" gar nicht so heißt (jedenfalls ergibt der aus dem Italienischen kommende Name "Napoleon" keinen Sinn, wenn auf dem Entenstern völlig andere Sprachen gesprochen werden, die mit unseren nix zu tun haben), trotzdem genauso aussieht wie der Feldherr bei uns, siehe Wachsfigurenkabinettbericht. Hat Barks, der alte Flunkerer, bei seiner Pinselei auch ein bißchen was "angepaßt"?

01.05.2024, 10:50:10

Profilbild von Beppo

Beppo

@beppo

> So ein echter und gerechter Anatiker müßt' aber mal erklären, warum der Napoleon,... trotzdem genauso aussieht wie der Feldherr bei uns, siehe Wachsfigurenkabinettbericht. Das ist UNSER Bonaparte. Die Entenhausener kennen unsere Zivilisation, ähnlich wie die Kullern die Zivilisation der Entenhausener kennen. Wenn ihnen übrigens ein Name gut gefällt, z.B. Horst oder Bahners, dann übernehmen sie ihn als Nachnamen und nennen ihren Sohn dann vielleicht Ernst oder Patrick. Wir hatten ja auch den Axel Cäsar Springer, der nach einem uns gut bekannten Feldherrn benannt war.

01.05.2024, 13:03:38

Profilbild von Das Schwarze Phantom

Das Schwarze Phantom

@das_schwarze_phantom

Es besteht ja wohl kein Zweifel, daß in Entenhausen deutsch gesprochen wird. Als sich Dagobert zu seinem Geburtstag einen englischen Geburtstagsgruß anhören muß, fordert er ausdrücklich nach der deutschen Sprache. Und auf Auslandsreisen hofft er, daß dort jemand deutsch versteht bzw. ist sichtlich erfreut, wenn er deutsche Töne hört. Gleichwohl existiert auch der Begriff "entenhausenerisch", was aber kein Widerspruch sein muß.

01.05.2024, 14:54:39

Profilbild von Coolwater

Coolwater OP

@coolwater

Das ist UNSER Bonaparte. Die Entenhausener kennen unsere Zivilisation, ähnlich wie die Kullern die Zivilisation der Entenhausener kennen.

Versteh' ich Dich richtig? Den Napoleon hat's auf Stella Anatium nie gegeben? Die stellen in ihrem Wachsfigurenkabinett unseren Napoleon auf? Mir raubt's den Atem! Schön und gut. Napoleon aus der Geschichte des Entensterns gestrichen. Wenn's sonst nichts ist. Was ist dann aber Sache mit – Francisco de Ulloa, der 1539 aus von Kalifornien nach Westen segelte und verschollenging? Barks zeigt's uns im Bild, und die Ducks finden Ulloas Schiff und Logbuch – auf Stella Anatium! Bin gespannt, welche verzweifelten Kunststückchen Du vorführen wirst, um Ulloa in Deine Lehre zu "integrieren" (hineinzuquetschen). 😁 So vielleicht? In der Vormoderne auf Stella Anatium hat irgendein Bursche – nennen wir ihn Mister Nichtganzdicht – von unserem Francisco de Ulloa erfahren, wie immer auch. Mister Nichtganzdicht ist so beeindruckt von dem, was er da liest oder sieht, daß er sich entschließt, sich fortan "Francisco de Ulloa" zu nennen und die Taten seines Helden nachzuleben, samt Verschollengehen am Ende. Mister Nichtganzdicht konnte sich immerhin einige Freiheiten beim Drehbuch erlauben. Im Netz lese ich, daß der hiesweltige Ulloa möglicherweise nicht auf Nimmerwiedersehen ins Unbekannte davonsegelte, sondern durch ein Messer endete, das ihm nach seiner Rückkehr ein Mitglied seiner Mannschaft in den Leib stieß.

01.05.2024, 17:10:24

Profilbild von Beppo

Beppo

@beppo

Du bist naiv, Onkel Coolwater, das sind doch dressierte Delfine! Die Entenhausener kennen unsere Geschichte. Sie wissen, wer Graf Zeppelin war. Vieles haben sie in ihr Alltagsleben integriert, oft auch verfälscht. Unsere Vorstellung vom Wilden Westen gemäß Karl May hat ja auch nicht viel mit der Realität zu tun. Der Entenhausener Ernst Horst ist ein anderer als unser Ernst Horst. Die in Entenhausen bekannte Ulrike Meyfarth könnte aber einunddieselbe sein. Man musss immer den Einzelfall untersuchen, es gibt keine allgemeine Regel. In Entenhausen gibt es natürlich Übersetzende. Die Werke von Karl May wurden sicherlich übersetzt. Die Lohengrin-Arie singt man aber vielleicht im deutschen Original. Wir führen italienische Opern ja auch auf Italienisch auf. Ich könnte mir aber vorstellen, dass das Entenhausenerische zumindest eine indogermanische Sprache ist. Ich bin kein Linguist, aber ich glaube, man kann in jeder genügend langen Übersetzung die Eigenheiten der Originalsprache wiederfinden. Wenn z.B. Dugh ben Dughi mit Hassan al Raid redet, dann ist das natürlich Arabisch: "Nicht des Endes deiner Räuberei solltest du dich schämen, o Hassan, sondern des Anfangs!"

02.05.2024, 06:17:21

Profilbild von StefanHD

StefanHD

@stefanhd

02.05.2024, 18:15:55

Profilbild von Theodora Tuschel

Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Das ist ja ganz nett, trifft aber nicht den Kern des Problems. Wir wissen nicht, welche Sprache in Entenhausen gesprochen wird und werden es wahrscheinlich auch nie wissen – es sei denn, wir bekämen einen direkten Zugang zu dieser Welt, was nicht sehr wahrscheinlich ist. Wir kennen Entenhausen durch die Worte von Erika Fuchs, und die sind natürlich auf Deutsch, weil sie die Berichte aus Entenhausen für uns in die deutsche Sprache übersetzt hat. Genauso haben andere Übersetzer:innen die Berichte aus Entenhausen in ihre Sprachen übersetzt. (Vgl. den Artikel von Øystein Sørensen im letzten DD). Dass in den deutschsprachigen Duck-Berichten deutsch gesprochen wird, heißt noch lange nicht, dass in Entenhausen deutsch gesprochen wird. Es heißt vielmehr, dass Erika Fuchs getan hat, was das Wesentliche jeder Übersetzung ist: Sie hat den Sinn einer sprachlichen Äußerung von Entenhausenern mit allen Bedeutungsebenen erfasst (ob dafür die Qualität eines "Mediums" notwendig ist oder ob Erika Fuchs einfach eine sehr gute Übersetzerin war, sei dahingestellt), und sie hat eine sprachliche Brücke zum kulturellen Verständnis der deutschen Leserschaft geschaffen. Ein simples Beispiel: TT&T betrachten ihren schlafenden Onkel, der wild träumt: "ZZZAZZ! ZUK! ZOOONG! SNAFF! GAZONG!" Reaktion eines Neffen: "He's not talking plain American!" Hätte Erika Fuchs das eins-zu-eins übersetzt mit "Richtig Amerikanisch spricht er nicht", wäre es falsch gewesen. Sie hat stattdessen die Neffen-Äußerung auf die kulturelle Ebene der deutschen Leser transferiert und geschrieben: "Reines Hochdeutsch ist das nicht." Samt dem wunderbaren und damals ziemlich gewagten "SASS! ZACK! SCHNORCH! SCHNARCH! GAZONG!" "Gazong" ist kein deutsches Wort. Aber es passt. Und jeder versteht es. Aber "Gazong" ist wahrscheinlich auch kein Original-Entenhausener Wort. Eher eins, das Barks gefunden hat für diese spezielle Situation. Barks musste das, was er aus Entenhausen erfuhr, ja auch dem sprachlichen und kulturellen Verständnis seiner amerikanischen Leserschaft anpassen.

02.05.2024, 22:10:32

Seite 1 von 3

Du musst angemeldet sein, um hier posten zu können.