Internationale Fernsehkonferenz am 24. September 2022

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Beppo

@beppo

> Donalds Sprachkunst wäre die Fuchsens. Why not? Luther hat die Bibel übersetzt, Die King-James-Übersetzung ist auch poetisch, aber nicht so poetisch wie die Luthers. Eine Übersetzung von einem durchgeknallten Missionar in eine dritte Sprache ist vielleicht unter aller Sau. EF's Übersetzung ist eben nur die beste aller möglichen Übersetzungen. Shakespeare hat aus dem Klingonischen übersetzt. Der musste sich mit Sätzen wie Hab SoSlI' Quch! herumschlagen.

05.11.2022, 04:18:43

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Coolwater

@coolwater

EF's Übersetzung ist eben nur die beste aller möglichen Übersetzungen.

Mir graut. Könnt' nach dieser Lehre nicht auch Entenhausen ganz anders ausschauen, als Barks es in seinen Zeichnungen offenbarte? Die Ducks sehen am Ende aus wie Würmer, doch Barksens Feder "übersetzte" sie in Enten, weil's unserem Aug' besser gefällt? Nein, da gehe ich nicht mit. Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Barks helfe mir.

* * *

Ich verstehe des Knackenden Entsetzen ob des Wortes "schmatzen" nun besser. Im dtv-Atlas zur deutschen Sprache – ein feines Büchlein! – fand ich folgende Karte. Wie zu sehen, ist "schmatzen", das ich für mehr-weniger gemeinbairisch gehalten hatte, nur in einigen Landstrichen – Strich ist hier sehr wörtlich zu nehmen – im Niederbayerischen beheimatet, ferne von Ostsibirien. Ein Wunder, daß heute überhaupt noch einer "schmatzt". Wie an den Umrissen des deutschen Sprachgebietes zu erkennen, ist die Untersuchung über die verschiedenen Bezeichnungen für "reden" gewiß an die hundert Jahre alt, und schon damals fristete "schmatzen" fetzenartig auf kleinem Raum sein Dasein und mußte sich eines so mächtigen Gegners wie "reden" erwehren. In einem solchen Kampf hat das schrulligere Wort immer die Arschkarte gezogen. Über das "schreien" nur wenig weiter oben im Wald entsetze nun ich mich.

05.11.2022, 16:11:48

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Coolwater

@coolwater

Mich erstaunte des Knackers Bekenntnis, "Perron" noch nie (!) gehört zu haben, meinte ich doch, man schmatze in Österreich so. Das Netz, der Gescheithammel, belehrt mich, man habe in Österreich wie in Deutschland "früher" so gesagt. Ich gehe somit davon aus, daß man sich in Österreich längst für den "Bahnsteig" des preußischen Wirklichen Geheimen Oberbaurats Otto Sarrazin geöffnet hat, am Ende gar auch seine "Fahrkarte" und sein "Abteil" ("Coupé") übernommen hat. Im Postwesen führte der Reichs-Generalpostdirektor Heinrich von Stephan 1875 mit einem Schlag 671 Verdeutschungen ein, darunter "Briefumschlag" (für "Couvert"), "Einschreiben" ("Recommandé"), "Postkarte" ("Correspondenzkarte"), "postlagernd" ("poste restante"), "Nachnahme" ("Remboursement") und "Einlieferungsschein" ("Récépissé"). Diese Begriffe sind nun sicherlich nicht alle in Entenhausen belegt, aber einige von ihnen sind's. Ich ziehe daraus den Schluß, daß es auch in Entenhausen einen Otto Sarrazin und einen Heinrich von Stephan gegeben hat, und zwar in Entenhausen selbst, das heißt dem Staat, zu dem Entenhausen gehört. Warum nicht? Die hatten da drüben auch einen Gottlieb Daimler. Deswegen heißt's Paralleluniversum, weil Paralleles geschieht.

05.11.2022, 20:43:01

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Prof. Schwirrvogel

@prof_schwirrvogel

Die abgebildete Karte des Herrn Coolwater ist aber sehr ungenau. In und um Halle an der Saale sagt man statt reden - „schmusen“. Zitat aus „bedeutungonline.de“ Bekannte Frage, die die hallische Mundart kennzeichnet, welche in Halle (Saale) gesprochen wird und mit dem Mansfeldischen verwandt ist. Mit der Frage “Was schmust der Luppert?” wird nach der Uhrzeit gefragt. Das Wort “schmusen” wird im hallischen Dialekt als ein Mundartwort für “erzählen” verwendet. So wird unter anderem auch gesagt: “Mist schmusen”, was auf hochdeutsch bedeutet: “Unfug erzählen”. Das Verb “schmusen” für “erzählen” stammt aus dem Rotwelschen. “Schmusen” stammt vom Wort “schwatzen” ab, welches wiederum vom jiddischen “schmues” entlehnt ist. (“Schmues” bedeutet: Gerüchte) Das Substantiv “Luppert” kann mit “Uhr” oder “Taschenuhr” übersetzt werden. Mit “Luppert” ist das Wort “Lope”, was ebenfalls Uhr bedeutet. Der “Luppermalochner” (oder auch Luppertschuster) ist z.B. der Uhrenmacher. Als “Lupper-Dallme” wurde ein Uhrschlüsse bezeichnet und als “Lupper-Schlängchen” wurde eine Uhrenkette bezeichnet. “Luppert” war auch ein Wort, dass mit “Pistole” übersetzt wurde. Der Ausdruck “Lupper ganfen” bedeutet “Uhren stehlen”. Die Herkunft des Wortes Luppert ist unbekannt. Es stammt höchstwahrscheinlich aus der Gaunersprache Rotwelsch. Jedoch ist unklar, woher es sich ableitet. In der Bergmannssprache des Ruhrgebiets existiert ein ähnlicher Ausdruck. Dort wird gesagt: “Wat schmust der Osnek?” – Mit dieser Frage, wird wie im hallischen auch, nach der Uhrzeit gefragt. Ferner ist in Halle die Mundart sehr speziell. Manche Wörter haben bis zu 4 verschiedene Bedeutungen. Man muss also genau zuhören um den Sinn zu verstehen. Das gesprochene Wort „dom“ bedeutet z.B. 1. der Dom 2. Tauben 3. Daumen 4. da oben

06.11.2022, 10:44:47

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Ostsibirischer Korjakenknacker

@ostsibirischer_korjakenknacker

Im Postwesen führte der Reichs-Generalpostdirektor Heinrich von Stephan 1875 mit einem Schlag 671 Verdeutschungen ein, darunter "Briefumschlag" (für "Couvert"), "Einschreiben" ("Recommandé"), "Postkarte" ("Correspondenzkarte"), "postlagernd" ("poste restante"), "Nachnahme" ("Remboursement") und "Einlieferungsschein" ("Récépissé").

Es gab noch einen anderen, rabiateren Versuch im 18. Jh. - leider ist mir entfallen, wer das angestrebt hat, aber man wollte zB "General" durch "Allvoran" ersetzen (zumindest hat unsere Deutschprofessorin uns das in grauer Vorzeit so berichtet...) Und Nase durch Gesichtserker ... Gut, dass daraus nichts geworden ist ... 😃

06.11.2022, 16:04:38

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Coolwater

@coolwater

Der "Gesichtserker" ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine örben lädschend, möglicherweise bewußt in die Welt gesetzt, um das Tun der Verdeutscher ins Lächerliche zu ziehen, zumindest aber, um es auf die Schippe zu nehmen: https://de.wikipedia.org/wiki/Gesichtserker Es ergibt auch wenig Sinn, da "Nase" ein Erbwort ist. Es mag natürlich sein, daß man es im 18. Jahrhundert noch für aus dem Lateinischen ("nasus") übernommen hielt, die Sprachwissenschaft war da noch jung. Trotzdem, der "Gesichtserker" der "Puristen" ist ein Phantom. Joachim Heinrich Campe, dem der "Gesichtserker" oft zugeschrieben wird, war einer der erfolgreichsten Neuwortschöpfer überhaupt. Zahlreiche seiner Verdeutschungen sind in den Allgemeingebrauch eingegangen: https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim\_Heinrich\_Campe#Verdeutschungen\_von\_Fremdw%C3%B6rtern

06.11.2022, 16:19:58

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Beppo

@beppo

> Mir graut. Könnt' nach dieser Lehre nicht auch Entenhausen ganz anders ausschauen, als Barks es in seinen Zeichnungen offenbarte? Die Ducks sehen am Ende aus wie Würmer, doch Barksens Feder "übersetzte" sie in Enten, weil's unserem Aug' besser gefällt? Zumindest hat Barks die Entenhausener Realität in Strichzeichnungen "übersetzt". Eine Filmkamera stand ihm in seiner Situation als Medium wohl nicht zur Verfügung. Er war wohl eine Art Gerichtszeichner. Für die Wahrheitstreue seiner Zeichnungen spricht die interne Konsistenz. Wir sind uns aber wohl alle einig, dass sein Sprachtalent von dem der EF übertroffen wurde.

07.11.2022, 04:01:33

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Coolwater

@coolwater

Beiden Mittlern waren Grenzen gesetzt. Auch Fuchs hielt kein Richtmikrophon nach Entenhausen hinein – das heißt, vielleicht tat sie's, doch die verschriftete Rede der Entenhausener, wie von ihr überliefert, kann die Feinheiten des Menschensprache nicht nachbilden. Wie ist die Tonhöhe, wenn einer da redet, wie betont er die Worte? Was ist die Klangfärbung, was sind die genauen Klangwerte der Laute im Entenhausener Deutsch? Hat Donald eine Fistel- oder eine Raucherstimme oder – furchtbar ist's, dies zu denken – eine Schnatterstimme? Striche auf Papier, Buchstaben auf Papier. Anders ist uns Entenhausen nicht offenbar.

07.11.2022, 17:21:38

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Beppo

@beppo

Wo bei Barks "Africa" steht, steht bei Erika Fuchs "Belutschistan". Ich erkläre mir das so, dass beide aus dem Entenhausischen übersetzt haben und entweder ihre Leser nicht überfordern wollten oder selber nicht genau wussten, wo das entsprechende Gebiet zu finden ist. Luther hat den Schmutzgeier mit dem in Deutschland wohlbekannten Storch übersetzt (Deuteronomium 14,18). Bei den Texten von von EF oder Luther handelt es sich nicht um wissenschaftliche Geographie oder Biologie. Paul Anka hat "My Way" auch nicht sinnerhaltend aus dem Französischen übersetzt. La Paloma ist im Original gar kein Meereslied.

08.11.2022, 07:23:21

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Fährmann

@faehrmann

Striche auf Papier, Buchstaben auf Papier. Anders ist uns Entenhausen nicht offenbar.

Für mich zählt nicht nur Fuchs I oder II, sondern auch die Schriftart, namentlich die Futura, mit der ich lesen gelernt hatte. Ahoi!

08.11.2022, 15:03:45

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