Wer keine weiche Birne hat, wählt den harten Donaldisten aus der Römerstadt.
Europawahl

Coolwater
@coolwater
Der Erdtteilname "Europa" fällt in den Berichten nach meiner Wahrnehmung selten. Vorgestern bei der Lese des Bottervogelberichts: "Die erste Sendung der neuentdeckten Kartoffel nach Europa!" Ansonsten kommen mir auf die Schnelle nur die "5 Tage Europa unter kundiger Führung" im Venedigbericht in den Sinn. Ach ja, und dann sind noch im Goldhelmbericht die "übrigen Herrscher Europas", unter deren stillschweigender Duldung der Pippin und der Theo den Codex Raptus erlassen haben. Gibt es weitere Europabelege? Noch seltener ist "Deutschland". Meines Wissens nur in der Fuchs-I-Fassung des Stein-der-Weisen-Berichts. In Fuchs II wurde das Schwäbische draus. Ob nun Deutschland oder Schwabenland: Daß die Ducks auf einem Weltmeerdampfer dorthin reisen, nimmt jeder Vorstellung, das deutschsprachige Entenhausen liege in Deutschland, den Wind aus den Segeln; der Goldhelmbericht, aus dem klar herausgeht, daß Entenhausen in "Amerika" liegt, tut das übrige dazu. "Erika Fuchs hat Entenhausen nach Deutschland verlegt" – das ist so halbgebackenes "Wissen" von donaldistisch bestenfalls angeküßten Zeitungsschmierern.
25.05.2024, 13:43:10

Coolwater
@coolwater
Ach ja, ein bekannter Donaldist hat vor Jahren mal ein Buch geschrieben mit dem Untertitel: Wie Dr. Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte. Ich möchte klarstellen, daß ich beim Hinrotzen des vorherigen Beitrags ihn und sein Buch in keiner Weise im Kopf hatte. "Entenhausen nach Deutschland verlegt" schwebte mir vielmehr als Schurnalisten-Gemeinplatz in den üblichen Nullachtfuffzehn-Artikelchen über Fuchs vor Augen. Wobei ich mich frag', ob der Titel auf ihn selber zurückgeht. Vor Jahren hab' ich im Campus-Verlag zu Frankfurt ein Praktikum gemacht. Eine Verlagstussi der im Verlag tätigen Damen gab uns Praktikantlein eine Unterrichtsstunde, wie so der Lauf vom Manuskript zum gedruckten Buch ist. Sie: Dann und dann stehe im Verlag die Titelfindung an. Drauf ich: "Kommt's nicht auch vor, daß ein Verfasser selbst einen brauchbaren Titel liefert?" Sie wie aus der Pistole geschossen: "Nein! Nie!" Tät' ich ein Fuchsbuch in die Welt setzen, ich tät' als Titel vielleicht auch die Leimrute auslegen, die Frau habe Entenhausen in Deutschland angesiedelt. Im Buch dann aber gleich Butter bei die Fische: "Der Du das liest, ich hab' Dich genasführt. Entenhausen liegt gar nicht in Deutschland, sondern in Amerika. Seltsam? Aber so steht es geschrieben …" Ein Titel muß ein Lasso sein, will man eine breitere Leserschaft einfangen. Bloß keine Eingeweihtensprache für Donaldisten.
25.05.2024, 16:26:55

Beppo OP
@beppo
> Ach ja, ein bekannter Donaldist hat vor Jahren mal ein Buch geschrieben mit dem Untertitel: Wie Dr. Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte. Ich bin irgendwie mit dem Verfasser befreundet, insoweit man mit so einem Haderlump überhaupt befreundet sein kann. Deshalb weiß ich mehr: Den Untertitel hat sich der Verlag selbst ausgedacht. Der Autor hätte ihn verhindern können, aber das hätte ihn viel Nerv gekostet. Interessant war auch die Gestaltung des Umschlags. Den hat eine Agentur in der Schweiz entworfen. Darauf ist eine Sprechblase zu sehen. Barks-Sprechblasen, besonders die älteren, haben eine typische ästhetische Form. Aber es ist schier unmöglich, das einem unbedarften anonymen Designer per Stille Post zu verklickern.
26.05.2024, 03:36:03

StefanHD
@stefanhd
Der Erdtteilname "Europa" fällt in den Berichten nach meiner Wahrnehmung selten. Vorgestern bei der Lese des Bottervogelberichts: "Die erste Sendung der neuentdeckten Kartoffel nach Europa!" Ansonsten kommen mir auf die Schnelle nur die "5 Tage Europa unter kundiger Führung" im Venedigbericht in den Sinn. Ach ja, und dann sind noch im Goldhelmbericht die "übrigen Herrscher Europas", unter deren stillschweigender Duldung der Pippin und der Theo den Codex Raptus erlassen haben. Gibt es weitere Europabelege?
Gut identifiziert, nur in "Kampf der Raketen" sind noch zwei Erwähnungen drin!
27.05.2024, 08:09:08

Beppo OP
@beppo
> Noch seltener ist "Deutschland". Das MM-Heft war von Anfang an ein Produkt für D, CH, A (und das Saarland). Seine Wurzeln hatte es in Skandinavien und im internationalen Konzern Reader's Digest. Vielleicht wollte man sich ganz bewusst nicht nur mit einer Nation identifizieren.
27.05.2024, 08:55:55

Anonym
@~anonym~
TRANS EUROPE AIR|FC 308/1|Gefährliches Spiel|BL_DO-17-12_07 Die Sache ist die. Im Jahre 807 soll Pippin der Picklige im Einverständnis mit Theodosius dem Trübseligen von Byzanz und unter stillschweigender Duldung der übrigen Potentaten Europas zu Rom folgenden Codex erlassen haben: Jedweder freie Mann, der jenseits des Meeres neues Land entdeckt, soll es zu eigen haben. Folglich war Olaf der Blaue der rechtmäßige Besitzer von Nordamerika und jetzt ist es sein direkter Nachkomme, Herr Bläulich.|FC 408/2|Der goldene Helm|BL_DO-20-11_01 DIE INSEKTEN EUROPAS|US 14/6|Die Glühwürmchen-Leselampe|BL_OD-01-44_01 Die erste Sendung der neuentdeckten Kartoffel nach Europa!|US 16/2|Reise in die Vergangenheit|BL_OD-11-53_06 Der erste Stop ist in Australien. Dann Asien, Afrika, Europa, Südamerika!|WDC 212|Kampf der Raketen|BL_WDC-35-29_06 Ach, nur meine Reisegruppe! Sie müssen wissen, meine drei Neffen und ich gehören zur Reisegruppe 13 ... 5 Tage Europa unter kundiger Führung.|WDC 273|Reisen auf die schnelle Tour|BL_WDC-47-42_07
27.05.2024, 09:17:30

Theodora Tuschel
@theodora_tuschel
Das MM-Heft war von Anfang an ein Produkt für D, CH, A (und das Saarland). Seine Wurzeln hatte es in Skandinavien und im internationalen Konzern Reader's Digest. Vielleicht wollte man sich ganz bewusst nicht nur mit einer Nation identifizieren.
Das ist sicher richtig. Kinder aus den USA fanden darin ihre eigene Welt wieder. "We’re from the U.S.A." sagen die Neffen im Land der viereckigen Eier. Aber die Geschichten sollten auch in anderen Ländern verkäuflich sein. Deshalb wurde den Übersetzer:innen freie Hand gelassen, die Texte ihrem Lesepublikum anzupassen. Erika Fuchs hat das teilweise getan, andere Übersetzer:innen auch. Der Sørensen-Artikel im DD 166 nennt dazu einige schöne Beispiele. Wir müssen hier allerdings unterscheiden zwischen Innerem und Äußerem Donaldismus. Im Inneren (wissenschaftlichen) Donaldismus ist die Frage nach der Zuordnung geografischer Namen oder historischer Ereignisse schwierig. Wir wissen ja nicht, ob mit "Europa" der irdische Erdteil Europa gemeint ist oder vielleicht eine geografische Einheit im Anaversum, die dort Europa heißt, aber ganz anders aussieht. Wobei es natürlich die bekannten Parallelen gibt. Uraltes Thema im Donaldismus.
27.05.2024, 16:33:29

Coolwater
@coolwater
Das MM-Heft war von Anfang an ein Produkt für D, CH, A (und das Saarland). Seine Wurzeln hatte es in Skandinavien und im internationalen Konzern Reader's Digest. Vielleicht wollte man sich ganz bewusst nicht nur mit einer Nation identifizieren.
Ich red' mal ganz als Äußrer Donaldist. In der ersten Fassung des Knoblismusberichts lesen wir auf dem Autobahnschild Frankfurt, Basel, Hamburg. Bonn, Wien. Später hat die Fuchs draus Geflügelstädtenamen gemacht. Im Friedliche-Ferien-Bericht hausbooten die Ducks ursprünglich auf dem Bodensee, Donald stürzt den Rheinfall hinab. Später wurden draus Erpelsee und Gumpenfall. Wir haben somit in den ersten Jahren, von Anfang bis etwa Mitte der fünfziger Jahre, eine Verortung der Berichte in Deutschland. Die Fuchs hat diese Verortung dann aber zum Teufel fahren lassen. Warum? Ich vermute, das tat sie weniger aus Rücksicht auf die Österreicher und Schweizer (die ja, siehe die angeführten "echten" Namen, bei dem Spielchen einbezogen waren), sondern aus folgendem Grund: Entenhausen wirkt in seiner ganzen Erscheinung wie eine amerikanische Stadt. Es gibt Hochhäuser und Wolkenkratzer, alles ist neu, vereinzelne alte Bauten sind hundert, höchstens zweihundert Jahre alt. Nun gut, könnte man sagen, damit kommt Entenhausen daher wie manche kriegszerstörte deutsche Großstadt. Aber wir sehen auch um Entenhausen herum keine alten Städtchen und Dörfer wie bei uns, keine Burgen und Kirchtürme schmücken das Land. Dafür hat's in den dünnbesiedelten Entenhausener Landen Wüsten, Goldminen, verlassene Westernstädte, Indianer. Wir sind hier klar im amerikanischen Westen, in Kalifornien. Ich glaube, es erschien der Fuchs, mit je mehr "Geschichten" (nicht nur Barks und nicht nur Duck) sie sich auseinandersetzte, bald schwierig, die anfängliche Deutschland-Übertragung weiter aufrechtzuerhalten, weil sie sich schnell als unglaubwürdig entpuppte. Zwischen Basel, Hamburg, Frankfurt und Wien leben keine Indianerstämme, sucht man vergeblich nach Western-Geisterstädten mit Mustang-Minen. Und die Fuchs wußte, daß auch jedes Kind, das die Micky Maus liest, das genau weiß. Genau wie Barks hielt sie ihre kleinen Leser keineswegs für so blöde, daß die alles schlucken würden. Also mit fliegenden Fahnen raus aus der Deutschland-Patsche, die die Fuchs zu immer dreisteren Flunkereien treiben mußte, und rettende Flucht in ein namenloses Geflügelland.
27.05.2024, 16:59:37

Theodora Tuschel
@theodora_tuschel
Wir haben somit in den ersten Jahren, von Anfang bis etwa Mitte der fünfziger Jahre, eine Verortung der Berichte in Deutschland. Die Fuchs hat diese Verortung dann aber zum Teufel fahren lassen. Warum?
Sehr interessante Feststellung! Aber das möchte ich erstmal statistisch belegt wissen. Wenn es so ist, habe ich folgende Vermutung: Die MM lasen in den Fünfziger Jahren Kinder. Die waren damals nicht so aufgeklärt wie Kinder späterer Jahre, schon gar nicht so wie heute. Ich bin Zeitzeugin, ich weiß das. Die Wirklichkeit begegnete uns in unterschiedlichen Formen, und alles war real und wurde nicht hinterfragt. Man nahm es hin, wie es präsentiert wurde. Musste man ja – nachfragen kam nicht gut an. Die Moral der Zeit genauso wie die Pflicht zur Schule zu gehen oder die Tatsache, dass Erwachsene immer Recht haben. Kinderbücher vom Anfang des Jahrhunderts und Karl May waren für mich genauso real wie "You are leaving the American Sector". Als ich mit elf Jahren meinen ersten Roman schrieb, in dem zwei Jungen auf abenteuerlichen Wegen von München nach Hamburg gelangen und von dort (natürlich) nach Amerika, war ein Problem: Wie sind sie in München über die Grenze und die Mauer gekommen? Bis mein älterer Bruder mir sagte, dass es in München keine Mauer gibt. Prima! Aber weiter nachgedacht habe ich nicht. Will sagen: die Leser:innen der Fünfziger waren ganz andere als die der Siebziger. Es kann sehr gut sein, dass Erika Fuchs auf die zunehmende Skepsis und Weltkenntnis der jungen Generation reagiert und ihre Texte angepasst hat, im Sinne von weniger heimatbezogen sondern eher ente-gans-vogel-neutral. Wäre eine interessante Untersuchung!
27.05.2024, 19:19:14
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