Kleiner Trost: Wir sind nicht alleine

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gerold wallner

@gerold_wallner

Dazu ein Zitat aus einem Artikel von mir: In diesem Fall wird Solidarität zum paternalistisch korrekten Verhalten umgemodelt und der Bevölkerung ganz im Sinn von newspeak eine semantische Gleichschaltung eingetrichtert, die sogar rückwirkend angewandt wird. Aus Efraim Långstrump (Langstrumpf), dem Vater Pippis, wird dann in den 2010er Jahren ein Südseekönig, weil der Negerkönig der 1940er nicht politisch korrekt ist – wobei man sich an Neger stößt, nicht an König, und die kolonialen Vorstellungen weißer Überlegenheit weiterhin im Kinderbuch transportiert werden.

11.02.2023, 14:31:23

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Coolwater

@coolwater

Es wird viel zu wenig gewarnt.

Der Endpunkt, an dem die Triggerei sich selbst ausgehebelt hat, ist erreicht, wenn alles, jegliches Text-, Bild- oder Tonwerk, mit einer Warnung versehen wird. Die Bibel ebenso wie der Barksbericht oder die Bedienhinweise für einen Bartscherer. Es wäre schlüssig. Wie ich die Sache verfolge, sind es nicht sachliche Gesichtspunkte, die im Zweifel und letztgültig entscheiden, ob etwas als anstößig zu gelten habe. Den Ausschlag für das Letzturteil gibt, daß sich jemand durch irgend etwas verletzt, beleidigt, geschockt, erschüttert und so weiter fühlt – oder behauptet, es zu sein. Die Gegenbeweislast ist dem zugeschoben, der des Verletzens, Beleidigens, Schockens, Erschütterns und so weiter angeklagt ist. Damit aber die Arschkarte. Wer anders beweise, daß ich dies oder jenes fühle oder nicht fühle. Kann niemand. Man erledigt die Angelegenheit am gewandtesten, indem man alles mit einem Triggerschild versieht. "Obacht! Das folgende kann Darstellungen enthalten, die jemand als anstößig empfinden kann." Wer sich dann noch verletzt fühlt, wovon auch immer, ist ja gewarnt worden. Jene britischen Unis sind vielleicht besonders schlau. Genauso der Ehapa-Verlag. Guckt nur genau hin im neusten TGDD. Seite 4, zwischen Impressum und Service-Box. Da wird gewarnt. Wer's überliest und beim ersten Wutausbruch Dagoberts gegenüber Donald auf Seite 10 ("nicht korrekte Behandlung von Menschen") einen Heulkrampf kriegt, ist selber schuld.

12.02.2023, 12:22:29

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Beppo

@beppo

> Guckt nur genau hin im neusten TGDD. Seite 4, zwischen Impressum und Service-Box. Da wird gewarnt. Ich glaube, es ist eindeutig: Mit der Schriftgröße wollen die Ehapas demonstrieren, dass sie der Sheriff aus Amerika mit dem Sixshooter gezwungen hat, diesen Text zu veröffentlichen.

12.02.2023, 13:01:05

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Das glaube ich auch. Wie nennt man das auf amerikanisch: Shotgun editing?

13.02.2023, 20:06:06

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Coolwater

@coolwater

Shotgun editing?

Ich kann nix machen, und es wird bis zum Ende meines Lebens so sein: Wenn ich das Wort "shotgun" höre, muß ich sofort an diese Weglachszene aus The Breakfast Club denken: https://www.youtube.com/watch?v=UiR30ksh8Qw Die Szene (und der ganze Film) brauchte heut natürlich auch ein Riesenwarnschild ...

13.02.2023, 23:47:39

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Coolwater

@coolwater

"Fett", "verrückt" und "Rudyard Kipling" aus Roald-Dahl-Romanen gestrichen Das Filetstück: Das Wort "schwarz" wurde aus der Beschreibung der schrecklichen Traktoren in "Der fantastische Mr. Fox" aus den Siebzigerjahren entfernt. Die Maschinen sind nun einfach "mörderische, brutal aussehende Ungeheuer". Offenbar soll die Farbe "schwarz" nicht mit Bösem assoziiert werden. An anderer Stelle wird eine Figur nicht mehr "weiß im Gesicht", sondern "recht blass". Die Reise geht also dahin, daß von den Farben Schwarz und Weiß überhaupt nicht mehr die Rede sein soll. Na, da gibt's auch bei Barks und Fuchs noch einiges auszurupfen. Frage: Was machen die Sternenfuzzis jetzt mit ihren Schwarzen Löchern und Weißen Zwergen? (Zwergen!)

20.02.2023, 12:22:43

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Ostsibirischer Korjakenknacker

@ostsibirischer_korjakenknacker

Die Reise geht also dahin, daß von den Farben Schwarz und Weiß überhaupt nicht mehr die Rede sein soll. Na, da gibt's auch bei Barks und Fuchs noch einiges auszurupfen.

Schachspielen wird eine Herausforderung ... weil ja auch immer die WEISSEN anfangen dürfen ...

20.02.2023, 17:20:55

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Beppo

@beppo

> "Fett", "verrückt" und "Rudyard Kipling" aus Roald-Dahl-Romanen gestrichen Unsere Blaustrümpfe werden begeistert sein: wieder ein Sexist wie Eugen Gomringer übertüncht.

21.02.2023, 03:53:07

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Coolwater

@coolwater

Bei Tim und Struppi läuft's genau umgekehrt als bei Barks und Fuchs. Da ist's der Rechteinhaber, der sich mit Zähnen und Klauen gegen aller Welt Flehen wehrt, dem Kongo-Band zumindest ein Warnschild voranzustellen: 2013 sagte der Verlagsverantwortliche beim Carlsen Verlag der Zeitung Neues Deutschland, die belgischen Rechteinhaber verböten es Carlsen, ein Vorwort oder sonst eine Erklärung des kolonialistischen Hintergrundes des Comics ins Heft aufzunehmen. Im Vereinigten Königreich sei dies nur aufgrund des erheblichen öffentlichen Drucks möglich geworden. https://de.wikipedia.org/wiki/Tim\_im\_Kongo#Rezeption Die Tintinisten haben aber sonst nicht viel zu lachen. Der gleiche Rechteinhaber wacht wie ein Schießhund darüber, daß nur ja niemand, ohne ihn zu fragen und zu bezahlen, Bilder aus den Geschichten verwendet, und wer's tut, den bringt er zur Strecke. Einen Tintinismus zu pflegen und zu leben, wie wir's mit dem Donaldismus tun, ist so unmöglich. Was das angeht, war Disney immer entgegenkommend und entspannt.

21.02.2023, 14:57:15

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StefanHD

@stefanhd

Frage: Was machen die Sternenfuzzis jetzt mit ihren Schwarzen Löchern und Weißen Zwergen? (Zwergen!)

An die Schwarzen Löcher und Weißen Zwerge (letzteres eines meiner Hauptforschungsgebiete) hat sich noch niemand dran gemacht. Aber es gibt eine Diskussion bei der NASA z.B. über die Bezeichnung "Eskimonebel" (NGC 2392, ein Planetarischer Nebel in den Zwillingen). Dabei ist bei dem Begriff sogar umstritten, ob Eskimo nicht sogar eine sinnvolle Bezeichnung ist, weil die Alternative "Inuit" nur Teile der indigenen Nordbevölkerung umfasst. Ich finde es durchaus in Ordnung, sich über Bezeichnungen Gedanken zu machen. Kunstwerke deshalb zu verändern, ist auf jeden Fall völlig daneben. Dass man diese Werke in ihre Zeit einordnen muss, sollte jedem intelligenten Menschen beizubringen sein. Im Zweifel finde ich die Warnungen, dass man eben dieses tun sollte, besser als die Werke selber zu verändern. Dass das vielen als überflüssig erscheint, verstehe ich durchaus, aber es ist auf jeden Fall einer Veränderung von Kunstwerken vorzuziehen. Schwarz und Weiß als Farben zu verbannen oder Begriffe aus der Mythologie wie Zwerg oder Riese, ist schon richtig absurd. Viele Grüße Sternenfuzzi

21.02.2023, 15:50:19

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