Kopisten am Werk

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Das Schwarze Phantom OP

@das_schwarze_phantom

Einen "Botaro" gibt's nicht - höchstens einen Bottaro. Und "Der Gespensterschatz" ist durchaus eine originelle, witzige und gut ausgestaltete Geschichte, die Barks in nichts nachsteht!

Beim ersten Mal ist so etwas ja hochinteressant, aber braucht man wirklich einen zwanzigbändigen Plagiats-Brockhaus?

Ich hatte bereits anfangs erklärt, daß die Publikationen von damals - immerhin von vor knapp 40 Jahren - nicht mehr erhältlich sind. Es gibt auf diesem Forum bestimmt viele Leser, für die das Kopisten-Thema neu ist. Und außerdem konnten die Abbildungen im HD nicht in Farbe geliefert werden, im Internet aber schon. Allein das macht eine erneute Präsentation reizvoll. Wen das Thema nicht interessiert, wie z.B. Beppo, der braucht ja nicht reinzuklicken ...

14.04.2019, 11:05:47

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Anonym

@~anonym~

Liebes Phantom, ich finde dieses Thema hochinteressant! Mir war früher schon mehrfach aufgefallen, dass die Figuren in Bottaros Geschichten oft wie von Barks abgepaust wirken. Gerade deshalb teile ich aber deine Einschätzung nicht, wonach

"Der Gespensterschatz" <...> durchaus eine originelle, witzige und gut ausgestaltete Geschichte , die Barks in nichts nachsteht!

Durch das mechanische Kopieren geht eine Menge verloren. Nicht nur, dass Bottaros Zeichnungen manchmal nicht wirklich zur dargestellten Situation passen; nach meinem Empfinden wirken sie auch ausgesprochen seelenlos und lassen den Schwung der Barks-Vorlagen völlig vermissen.

14.04.2019, 11:29:12

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Ostsibirischer Korjakenknacker

@ostsibirischer_korjakenknacker

Und das findest du alles bei Botaro?

Nein, eben gerade nicht. Und das ist das Interessante. Das ist ja eine der Grundfragen, die mich seit Jahren (buchstäblich!) beschäftigt: Was macht eine Barks (oder evtl. noch eine Jippes)-Zeichnung "lebendig", und warum wirken andere dagegen tot bzw. statisch? Obwohl alle Merkmale der Figur (Donald ist als er erkennbar) und Bewegungslinien bzw. auch Lautworte mit gezeichnet sind?

14.04.2019, 13:44:50

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Der Sumpfgnom

@der_sumpfgnom

Wen das Thema nicht interessiert, wie z.B. Beppo, der braucht ja nicht reinzuklicken ...

Beppo hat die Meckeritis. Scheint die Sonne, klagt er über austrocknende Stauseen, regnet es, jammert er, dass er nicht in seiner Hängematte liegen kann. Natürlich wird er auch diesen Satz nicht ignorieren und bestimmt was ganz schlaues antworten. 🍻

14.04.2019, 13:57:57

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Was macht eine Barks (oder evtl. noch eine Jippes)-Zeichnung "lebendig", und warum wirken andere dagegen tot bzw. statisch?

Ich glaube, das ist ganz simpel. Der eine kann eben zeichnen, und der andere nicht. Vielleicht gibt es dazu eine Theorie, aber die braucht man nicht. Die jungsteinzeitlichen Höhlenbilder sind lebendig, weil diese Leute malen konnten. Sie setzten genau die Linien und Flächen, die die Tiere im Auge des Betrachters dynamisch erscheinen lassen, bis heute. Barks' Zeichnungen sind lebendig (nicht alle, aber die meisten), weil er seine Striche genau so setzt, dass der Betrachter nicht nur die Figur, sondern auch ihre Bewegung, ihre Absicht und ihre innere Gefasstheit erkennt. O.k., ich weiß, das ist eine logische Volte. Aber wenn du fragst: warum ist das gut? dann kannst du auch fragen: warum ist Musik schön? Barks ist ein gutes Beispiel für "Können" in der Kunst. Er konnte zeichnen, aber er konnte nicht malen. Seine Ölbilder sind leblos, steif, unbeholfen. Wie gut seine Zeichnungen sind, sieht man sehr schön hier in den Gegenüberstellungen des Phantoms. (Ich hoffe, Verehrtester, du hast den Esel als Anspielung auf Palmsonntag erkannt.)

14.04.2019, 16:59:04

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Fährmann

@faehrmann

Es gibt ja auch die vielen Vorstudien, die Barks vor manchem vollendeten Panel angefertigt hat. Sowas kann sich ein Kopist natürlich sparen. Ahoi!

14.04.2019, 17:26:08

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Ostsibirischer Korjakenknacker

@ostsibirischer_korjakenknacker

(Ich hoffe, Verehrtester, du hast den Esel als Anspielung auf Palmsonntag erkannt.)

Offen gesagt nein ... so um die Ecke denke nicht mal ich 😃 Aber danke für den Hinweis!

15.04.2019, 03:46:03

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Das Schwarze Phantom OP

@das_schwarze_phantom

@Sven Jansen: OK - "Der Gespensterschatz" mag ja nicht unbedingt an Barks'sches Niveau heranreichen. Aber von den vier Geschichten aus dem LTB 1 ist er für mich die überragende. Da spricht mich "Der Kolumbusfalter" weit weniger an. Aber das liegt wohl auch an meiner Abneigung gegenüber dem Scarpa-Stil ... Machen wir weiter: Die ursprünglich an dieser Stelle befindliche Illustration mußte aus technischen Gründen entfernt werden. Sämtliche Abbildungen zum "Gespensterschatz" findet der geneigte Leser in kompakter Form im Beitrag Nr. 119 (Seite 6 unten) innerhalb dieses Threads. - Das Phantom -

15.04.2019, 06:25:52

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Beppo

@beppo

> Das ist ja eine der Grundfragen, die mich seit Jahren (buchstäblich!) beschäftigt: Was macht eine Barks (oder evtl. noch eine Jippes)-Zeichnung "lebendig", und warum wirken andere dagegen tot bzw. statisch? Nur Theologen haben den Mut, Fragen zu stellen, die 313 Düsentriebs in 313 Jahren nicht beantworten könnten. Warum hat der HErr am vierten Tag den schönen Eisvogel und am fünften die hässliche Grottenassel erschaffen? Frag uns doch mal was Leichteres. Zum Beispiel, ob die Riemannsche Hypothese zutrifft. Wir sind ja im Prinzip ein Carl-Barks-Fanklub. Das hat uns zusammengebracht. Wir sind voreingenommen. Barks mögen wir alle. Das Phantom ist nur die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Man könnte ja auch allgemeiner fragen. Was ist das Besondere an Shakespeare, an Loriot oder Bob Dylan? Ist eine allgemeine Theorie der Künste möglich? Ohne Hilfe von allerhöchster Seite kann ich heute nur sagen, dass das menschliche Gehirn eine Blackbox ist mit einer Software, die wir nicht dekompilieren können. Warum ist Donald ein begnadeter Glasermeister, der die klassische Cornea-Operation aus dem ff beherrscht? Ich glaube nicht, dass er das lange geübt hat. Das steckt irgendwie in seiner DNA (wenn die Ducks eine DNA haben). Andere Glasermeister können das nicht so gut. Dahinter liegt das Prinzip des Genpools. Wenige sind auserwählt. Andere Zeichner können eben nicht so gut zeichnen (und texten) wie Barks. In der Mathematik gibt es die Argumentation mit Gegenbeispielen. Man widerlegt eine Vermutung mit der Angabe eines Beispiels, für das die Aussage nicht gilt. Es gibt einen nichtreflexiven Banachraum, der zu seinem Bidual isometrisch isomorph ist. (Wenn ihr das für kubistanisch haltet, das ist kubistanisch.) Gottfried Helnwein kann Erika Fuchs gut zeichnen, Simon Schwartz kann das nicht. Carl Barks konnte Donald gut zeichnen, Luciano Bottaro konnte das nicht. Aber wie wir in Bayern sagen: Eimal neidappt langt. Das Leben ist zu kurz, um sich wochenlang mit Bottaro zu beschäftigen.

15.04.2019, 06:30:30

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Raskolnikow

@raskolnikow

(Ich hoffe, Verehrtester, du hast den Esel als Anspielung auf Palmsonntag erkannt.)

Was denn für ein Esel? Den habe ich nicht verstanden. Aber ich muß ja auch nicht alles verstehen. Ich bitte um Erhellung!

Aber wie wir in Bayern sagen: Eimal neidappt langt. Das Leben ist zu kurz, um sich wochenlang mit Bottaro zu beschäftigen.

Ach was. Das laß das Phantom man selber entscheiden, für welche Dinge er Wochen seines Lebens verwendet! Ich habe im Laufe meines Lebens schon weitaus sinnlosere Verwendungen von Lebenszeit beobachten dürfen. Und vielleicht war dieses Beobachten meinerseits ja auch sinnlos. Schließlich gibt es bekanntlich nur eine Tätigkeit, die langweiliger als Angeln ist: einem Angler beim Angeln zuzusehen. Trotzdem kann beides Spaß machen und erfüllend sein. Ich persönlich sehe dem Phantom zumindest gerne bei seinen Ausführungen zu!

Und das erklärt auch, warum bestimmte Darstellungen einzelner Figuren in den LTB-Geschichten für mich immer unschlüssig und daher unglaubwürdig ausgesehen haben ...

Genau das ist es. In meiner Kindheit, als ich Lustige Taschenbücher noch lustig fand, gab es in diesen bessere und schlechtere Geschichten. Und manchmal war die Mimik und Gestik der Protagonisten nur begrenzt passend zu der Handlung, das fiel sogar mir Knirps auf. Und dank des Phantoms weiß ich nun, weshalb das so ist. Danke! Grundsätzlich finde ich an dem Vorgehen des Herrn Bottaro wenig Tadelnswertes. Für mich ist auch das Verwenden zusammenkopierter Motive für eine neue Geschichte Kunst. In meiner Schulzeit hat uns der Kunstlehrer auch einmal dazu aufgefordert, aus Bilderschnipsel aus irgendwelchen Illustrierten ein neues Werk, eine sogenannte Collage, zu schaffen. Zumindest bei mir war das Ergebnis deutlich weniger gelungen als bei Herrn Bottaro. Offenbar war der Herr als Szenarist deutlich begabter als als Zeichner. Na und? Das trifft auch auf René Coscinny und Neil Gaiman zu. Immerhin hat er seine Grenzen erkannt und nicht in einem Bereich herumgepfuscht, den er nicht beherrscht. Doch anstatt sich der Dienste besserer Zeichner für seine Geschichten zu bedienen, hat sich Bottaro für Collagen entschieden. Das finde ich weitaus besser, als schlecht selber zu zeichnen. Das Einzige, was mich an seiner Vorgehensweise stört, ist die Nichtkennzeichnung seiner zitierten Quellen. Aber das holt das Phantom ja nun nach.

15.04.2019, 09:05:52

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