In der schönen Schweiz ist nicht nur das ß ungebräuchlich, sondern auch das dass. Man pflegt hier eine elegante Inversion zu benutzen, statt "Schön, dass Du da bist" sagt man "Schön bist Du da". Grüessli aus Basel
Rechtschreibung
Beppo
@beppo
> Abermals sei's gesagt: Alle diese guten, klaren, schönen Regeln der tiuschiu zung unserer Tage sind in erster Linie Leser-Erleichterungen. Eine Bank kann ein Ruhemöbel oder ein Kreditinstitut sein. Hat mich bisher noch nicht verwirrt. Wenn Mina auf einer Platte akustisch "heißer Sand und die Erinnerung daran, dass/das es einmal schöner war" singt, dann brauche ich kein Schlagertextheft, um das zu verstehen. Gerade weil die beiden Wörter eine unterschiedliche Funktion haben, kann ich sie auch so leicht unterscheiden. Was mich viel mehr nervt, ist unsere Journaille. Die Medienlumpen schreiben aleatorisch dass und das, wie es ihnen gerade einfällt. Die Rechtschreibprüfung kann da richtig und falsch nicht unterscheiden. Und mich durchzuckt es dann, weil ich es ja doch merke. Wenn die Schreibweise immer gleich wäre, würde dieses Durchzucken wegfallen. Wenn ich ein Mickymausheft von 1958 lese, dann merke ich gar nicht, dass das eine andere Rechtschreibung hat. "Der Apfelbaum blüht, daß es eine wahre Pracht ist." Ich brauche meine Regeln, aber ich kann zwischen zwei Regelwerken hin- und herspringen, ohne es auch nur zu merken. Notabene: Es geht mir erst einmal nur um dieses eine sehr häufige Paar dass/das von homophonen Wörtern, die man eh nicht verwechseln würde. Bei Lärche/Lerche bin ich für die hilfreiche Orthographie durchaus dankbar.
23.04.2022, 15:51:40
Der Haarige Harry
@der_haarige_harry
Sehr schön auch das rechtschreiberische Fuchstextverhunzungs-Beispiel im Tagespanel vom 27.4.2022 (TGDD), in welchem TTT Onkel Donald lt. Pfandfinder-Handbuch retten. Das Pfand wird bei Ehapa sicherlich von einem Praktikanten ausgezahlt ...
27.04.2022, 09:31:24
Coolwater
@coolwater
Es geht mir erst einmal nur um dieses eine sehr häufige Paar dass/das von homophonen Wörtern, die man eh nicht verwechseln würde. Bei Lärche/Lerche bin ich für die hilfreiche Orthographie durchaus dankbar.
Die rechtschreibliche Unterscheidung Lärche/Lerche gäb' ich freudigen Herzens hin, wenn nur für alle Zukunft die von dass/das verbrieft wär', ja gar – kecker Traum – das mit Schimpf und Schande verjagte "daß" unter dem Jubel des Volkes seinen Wiedereinzug feierte. Außer ein paar Biolehrern und Naturspinnern braucht die Unterscheidung Lärche/Lerche keine Sau. Wann spricht oder schreibt eine Sau je über Lä/erchen?
29.04.2022, 23:41:27
Beppo
@beppo
Wenn es an einer Kreuzung zu oft kracht, dann sollte man sie entschärfen. Ein großer Anteil der Texte, die ich jeden Tag lese, stammt von inkompetenten Schreibern. Zeitungsartikel, Mails von Donaldistinnen (m/w/d), Internet. Und diese Autoren sind nicht fähig, immer daß/dass und das zu unterscheiden. (Ich auch nicht.) Das sind eben keine kompetenten Lektorinnen, das sind Laien. In einem Buch vom Suhrkamp-Verlag stimmt natürlich die Rechtschreibung, aber für die vielen Idiotinnen (m/w/d) sollte man trotzdem die Regeln entschärfen. Vor allem, wenn es um Fehler geht, die die Rechtschreibprüfung von Mickeysoft Word nicht zuverlässig findet.
30.04.2022, 07:10:16
Donald OP
@donald
Ich bin gegen Entschärfung. Eher für eine konsequente Investition in bessere Bildung. Die Leute sollen bitte wieder unterscheiden können zwischen "das" und "daß". Auch zwischen "seid" und seit" und diversen anderen Stolpersteinen. Eine gute Rechtschreibung erleichtert dem Leser das Verständnis für den Inhalt und beugt Mißverständnissen vor. Auch die gute alte Rechtschreibung vor 1996...
30.04.2022, 14:08:03
Coolwater
@coolwater
Ich reiche ja ungern der Anti-daß-Fronde das Argumentationsfutter auch noch auf dem Silbertablett dar – aber was soll's. Bei dem Beppischen Standpunkt (mir kreist der Hut!) mußt' ich an ein uraltes Stilbüchlein denken, das ich vor Jahren mal gelesen gelesen habe. Mit vielen guten Punkten und äußerst flott geschrieben, aber anders als die Schriften der Wustmann, Engel und Reiners längst vergessen. Leider! Otto Schröder, Vom papiernen Stil, Erstauflage 1889. Vollständig verdigitalt hier: https://archive.org/details/vompapiernensti03schrgoog/page/n5/mode/2up Schröder mag keine Apostrophe und höhnt auch über die daß/das-Scheidung des "großen Papiernen" (Seite 5). Rechtschreibfragen sind aber gar nicht das, womit sich der Mensch befassen will.
30.04.2022, 19:51:59
Coolwater
@coolwater
Hab' nach Jahren in den Schröder mal wieder ein bißchen reingelesen. Seite achtundzwanzig ef: Liegt also in bestimmter Anordnung eine Zweiheit vor, so wird es nicht leicht eine bequemere Rückbeziehung geben als durch 'der erstere — der letztere', wenngleich ich in unbefangen mündlicher Rede diesen blassen Gesellen noch nicht begegnet bin, und ich habe seit vielen Jahren drauf geachtet. Doch es sei! Deutlichkeit ist ein gut Ding, und Bequemlichkeit, das heißt: das Prinzip des geringsten Kraftaufwandes sogar ein Schönheitsprinzip ersten Ranges. Wie steht es aber mit folgendem Beispiel? 'Es kam der Herbst und mit ihm die Entlassung der Reservisten. Zu den letzteren gehörte Gottlieb Bänsch'. Hier reicht das Streben nach deutlicher Unterscheidung nicht mehr aus, um den Gebrauch des numerierenden Superlativo-Komparativs zu erklären. Denn niemand wird daran denken, die Reservisten als letztere und die Entlassung als erstere einander zu koordinieren. Oder 'Gottlieb Bänsch legte seine beiden großen Hände um des Kindes Gesicht, so daß letzteres ganz darin verschwand'. Oder 'Das Eis war auf dem Strome schon gebrochen, und die Fluten des letzteren kamen ihren tobenden Gang daher'. All diese Fälle haben das gemein, daß nur von dem Worte letzterer Gebrauch gemacht wird, und daß dies sich immer auf das zunächst stehende Substantiv des voraufgehenden Satzes bezieht, ganz unbekümmert, ob eine Zweiteilung oder überhaupt eine Aufzählung vorausgeht. Wenn wir vorhin es noch für möglich erklärten, daß man auch in der mündlichen Sprache sich wohl einmal der bequemen Numerierung der Begriffe durch 'der erstere', 'der letztere' bediente: darüber kann nur eine Meinung sein, der eben geschilderte Gebrauch von 'letzterer' gehört ausschließlich der stummen Sprache des Papiernen an. Hehehe, Eduard Engel ist auch kein Fän von "ersterer" – "letzterer" und empfiehlt statt ihrer schlicht "der erste" – "der letzte". Ich glaube, Engel und Schröder haben "ersterer" – "letzterer" aus mir rausgeprügelt – falls ich "ersterer" – "letzterer" davor überhaupt gebraucht hatte, keine Ahnung. Jedenfalls: Seit der staunenden "Zurkenntnisnahme" von Engels und Schröders Treibjagd dagegen habe ich von diesem "papiernen" Pärchen bewußt die Finger gelassen. Schröder hat recht. Diese "blassen Gesellen" gibt es in echter, ungezwungener mündlicher Rede nicht – nur dort, wo einer gequält-"papieren" spricht. Oft ist's das einfachste, um der Eindeutigkeit willen das – inhaltlich ja betonte, drum stilistisch wiederholungsfähige – Wort schlicht noch mal zu schreiben, statt die "blassen Gesellen" zum Geistertanz zu beschwören. Also nicht: "Soll man Barks und Strobl vergleichen? Ersterer zeichnete klar besser als letzterer." Sondern: "Soll man Barks und Strobl vergleichen? Barks zeichnete klar besser als Strobl." Falls ich einem Leser dieser Zeilen und eifrigen Benutzer des Pärchens sein heißgeliebtes "ersterer" – "letzterer" madig gemacht, es gar aus ihm rausgeprügelt hab' – ich seh's als meine gute Tat dieses Tages. 😆
30.04.2022, 21:24:15
Du musst angemeldet sein, um hier posten zu können.