Vielleicht könnte man hier von einer Art innerer Wahrheit der Quelle sprechen.
Wie wäre "innere Wahrheit" da zu verstehen? Ich sehe jemand eine "innere Wahrheit" vor allem dann in Stellung bringen, wenn's drum geht, daß man man etwas nicht so nehmen soll, wie es dem Worte nach lautet oder unmittelbar dem Auge erscheint, sondern man durch diese "Oberfläche" der Erscheinungen zur "Wahrheit" der Dinge stoßen soll. Sagt einer zum Beispiel: "Ja, liebe Leute, als aufgeklärte Menschen des 21. Jahrhunderts braucht ihr Sachen wie Wasser in Wein, auf dem Wasser gehen und so fort nicht wörtlich zu nehmen. Um Zauberkunststücke geht's nicht, sondern um die innere Wahrheit, die in diesen Geschichten und überhaupt in der Bibel liegt." Ich tät' aber sagen, in den Barks-Fuchs-Berichten ist's genau andersrum. Im ganzen ist's eine ziemlich äußere Wahrheit, die uns der Barks und der Fuchs vor den Latz knallen. Er ist eine Art Kamera und sie eine Art Mikro, die da im Anaversum stehen (als Gedankenlesegerät funzt die Fuchs obendrein). Was dagegen die Wirkgesetze jener Welt hinter den äußeren Erscheinungen sind, was das Anaversum "im Innersten zusammenhält", das verraten Barks und Fuchs uns unmittelbar nicht. Das können wir aus den "äußeren" Erscheinungen, die "Kamera" und „Mikro" uns übermitteln, mühsam selber zusammenklabüstern. Vollends im Regen stehen lassen uns Barks und Fuchs bei der Frage, was der höhere, tiefere, innere "Sinn" all dessen ist, was wir sehen – und es überhaupt einen solchen Sinn hinter den Dingen gibt. Das bleibt dem Spekulatius der Philosophen überlassen. Gestern habe ich ein Aufsätzlein über Ranke gelesen, da war der Droysen angeführt, der über Rankes "eunuchische Objektivität" spöttelte. Na, der Droysen hätte wohl Glubschaugen bekommen, wenn er gesehen hätte, wie das "Team" Barks und Fuchs mit "wie es eigentlich gewesen" Ernst macht. Wenn man die Menschheit mit auf Papier gezeichneten Berichten aus dem Anaversum beglücken (oder auch nur unterhalten) will, geht’s kaum eunuchisch-objektiver. Eine Kamera, ein Mikro und einen Gedankenleser ins Reformationszeitalter hineinzuhalten, das wäre wohl Rankes Traum gewesen. Freilich, "Subjektivität" bleibt immer bei der Berichterei, am schlagendsten bei der Wahl dessen, was man berichtet. Ob nun Anaversum oder Reformationszeitalter: Man kann nicht zu jeder Zeit jeden Winkel und jede Ritze mit Kameras und Mikros bestücken und dann ein ungeordnetes Meer an „Information" über die armen Menschen hereinbrechen lassen. Die Grenzen des Mediums "Comic" setzen einer nackten "äußeren Wahrheit“ des Abbilds freilich Grenzen. Die Medien müssen auf "künstlerische" Stilmittel zurückgreifen, um bestimmte Vorgänge und Erscheinungen auszudrücken. Freilich: Wann, wie, wo, warum – da geht schon das donaldistische Hauen und Stechen los. Die berühmten fünf Arme. Da geht der eine nun so weit, auch hier bei der nackten "äußeren Wahrheit" dessen, was man sieht, zu bleiben, und verkündet: "Seht her, das Bild beweist's, dem Donald sind für kurze Zeit vier Zusatzarme gewachsen." Der andere will darin bloß ein zeichnerisches Stilmittel erkennen und stemmt dagegen: "Lieber Freund, du redest irr! Es ist nur die rasche Bewegung des einen Arms, im 'Standbild‘, das jedes Bild ist, kann's der Barks nur so ausdrücken“ So tobt das donaldistische Hauen und Stechen über die "fünf Arme“ und wird toben bis ans Ende der Zeiten. Das Entscheidende im Fünfarmestreit ist aber vielleicht nicht, ob fünfe fünfe sind oder eins, sondern was anderes. Beide sind sich einig: Es geht irgendwie um Arme oder um einen Arm. Keiner sagt: "Fünf Arme, da geht's um was anderes, als man da sieht, durch das man durch das bloß äußerliche Symbol 'Arme' durchstoßen muß." So bleiben zuletzt alle kleben am unmittelbaren, rohen Abbild.