Es lohnt sich, diese Dinge an Fallbeispielen auszuprobieren. z.B.: Donald spielt Schlagzeug, man sieht mehrere Arme Theorie A: Ihm wachsen tatsächlich mehrere zusätzliche Arme. Theorie B: Das ist nur ein Stilmittel um eine schnelle Handlung darzustellen. Theorie C: Die Darstellung ist wahrheitsgemäß, aber alle Darstellungen sind synchrone Wiedergaben eines diachronen Prozesses. z.B.: In den Berichten wird kein Geschlechtsverkehr dargestellt. Theorie A: Solche Darstellungen fehlen, weil Sexualität in Disneycomics nicht erlaubt ist. Theorie B: Die Abwesenheit sagt etwas über die Realität aus: Anatide geben die genetische Information nicht durch Geschlechtsverkehr weiter. Theorie C: Die Abwesenheit im Bericht sagt etwas über die Realität, aber über eine psychische Realität. Sexualität wird in Entenhausen unterdrückt. Der Bericht gibt diese sozialpsychologische Situation wieder. Theorie D: Die Abwesenheit sagt nichts über die Realität aus. Dies widerspricht aber nicht dem Grundsatz des Donaldismus - dieser besagt ja nur, dass alles was berichtet wird, wahr ist, und nicht, dass alles, was wahr ist auch berichtet wird. z.B.: Donald schaut etwas an, und wir sehen ein Punktlinie von seinem Auge ausgehen. Theorie A: Diese Punktlinie ist nur ein Stilmittel, um zu zeigen, wo er hinschaut. Theorie B: Sein Auge emaniert tatsächlich kleine schwarze Punkte. z.B.: Denkblasen. Theorie A: Die sind nur ein Stilmittel um einen Gedanken darzustellen. Es gibt nichts in der Realität, das der Denkblase entspricht. Theorie B: Denkblasen existieren tatsächlich. Sie stellen den Kognokülausstoß dar (oder so etwas). Theorie C: Denkblasen bilden etwas ab, das tatsächlich im Anaversum existiert: eben einen Gedanken. z.B.: Wir sehen einige Bilder der Weltausstellung. Das Münster ist darauf nicht zu sehen, obwohl es sehr leicht sichtbar sein müsste aufgrund seiner Größe. Theorie A: Wir sehen das Münster nicht, weil Barks nur das gezeichnet hat, was wichtig war für den Fortgang der Geschichte. Und das Münster ist nicht wichtig. Theorie B: Wir sehen das Münster nicht, weil der Bericht Donald folgt, und Donald eben zufällig an keinem Ort vorbeigeht, von dem aus das Münster sichtbar wäre. z.B.: Eine Auszählung aller abgebildeten Passanten Entenhausens ergibt, dass wir deutlich mehr Abbildungen von Männern haben. Theorie A: In Entenhausen leben mehr Männer als Frauen. Theorie B: Männer sind häufiger auf der Straße zu finden, und deswegen häufiger abgebildet. Theorie C: Der Ausschnitt, den uns Barks von Entenhausen zeigt, ist nicht repräsentativ.
Grundlagen des Donaldismus
paTrick OP
@patrick
Du bist auf dem richtigen Weg, aber schon viel zu weit gerannt (das hast Du Dir anscheinend aus Deiner Jugend bewahrt). Für die von Dir genannten beispielehaften Phänomene dürfte es kaum bis gar nicht möglich sein, einen Nachweis zu führen, dass sie nicht "wahr" sind. Das trifft meines Erachtens nur auf sehr wenige Phänomene zu. Eines dieser wenigen Beispiele sind die Sprechblasen. Bilden sich tatsächlich Blasen mit Wörtern über den Köpfen der Ducks? Die Antwort ist: Nein. Und der Grund ist: Sprache und Geräusche werden auch im Anaversum nachweislich durch Schall übertragen, den man hören, aber nicht sehen kann. Diesen Schall macht Barks durch Sprechblasen sichtbar, und Fuchs füllt diese. Demnach handelt es sich bei Sprechblasen um ein Stilmittel und nicht um "wahre" Phänomene. Für Lautwörter gilt das Gleiche. Ich denke, bis hierhin ernte ich noch keinen Widerspruch. Oder?
26.03.2024, 07:02:43
Ostsibirischer Korjakenknacker
@ostsibirischer_korjakenknacker
z.B.: Wir sehen einige Bilder der Weltausstellung. Das Münster ist darauf nicht zu sehen, obwohl es sehr leicht sichtbar sein müsste aufgrund seiner Größe. Theorie A: Wir sehen das Münster nicht, weil Barks nur das gezeichnet hat, was wichtig war für den Fortgang der Geschichte. Und das Münster ist nicht wichtig. Theorie B: Wir sehen das Münster nicht, weil der Bericht Donald folgt, und Donald eben zufällig an keinem Ort vorbeigeht, von dem aus das Münster sichtbar wäre.
Bitte um der sachlichen Korrektheit willen auch: Theorie C: Wir sehen das Münster nicht, weil es nicht Teil der Weltausstellung ist.
26.03.2024, 09:47:43
Ostsibirischer Korjakenknacker
@ostsibirischer_korjakenknacker
+ eine Definition: Wahrheit ist die Übereinstimmung zwischen einer Aussage oder Abbildung mit einer Tatsache (das ist die sogenannte Korrespondenztheorie der Wahrheit).
Nun ist aber die Korrespondenztheorie nur eine von mindestens fünf verschiedenen Wahrheitstheorien. Folgen wir dieser, oder wäre für den Donaldismus nicht eher die Kohärenztheorie angemessen?
26.03.2024, 09:50:45
Ostsibirischer Korjakenknacker
@ostsibirischer_korjakenknacker
„Barks und Fuchs berichten wahr.“ Damit ist man schon sehr nah bei „Was ein alter griechischer Philosoph sagt, ist wahr.“ Vielleicht könnte man hier von einer Art innerer Wahrheit der Quelle sprechen.
Dies wiederum könnte eine ästhetische Wahrheit sein. Schön!
26.03.2024, 09:51:17
paTrick OP
@patrick
Wir benötigen für die Grundannahme "Barks und Fuchs berichten wahr(heitgemäß aus Entenhausen)" zunächst gar keine wahrheitsphilosophische Grundlage. Es genügt die wissenschaftliche, aber auch landläufige Definition, nämlich "Wahrheit ist die Übereinstimmung einer Aussage mit der Wirklichkeit". Dieser naturwissenschftlich-technische Ansatz führt uns aber alsbald zur Frage der Genauigkeit, denn hier sind dem Medium Comic nun einmal Grenzen gesetzt. Ich will die Diskussion aber an dieser Stelle nicht zerfasern, denn hier sind der Beispiele unzählige.
26.03.2024, 10:29:11
paTrick OP
@patrick
A propos zerfasern: Ich hatte am Beginn dieses Diskussionsfadens ja (irrtümlich) den Begriff des Duckmas verwendet. Zur Vermeidung weiterer Irrtümer habe ich gleich noch einen Alleswisser-Artikel dazu fabriziert: https://www.alleswisser.org/Wiki/index.php/Duckma Wenn diese Diskussion (was ich sehr hoffe) zu einem greifbaren Ergebnis führt, werde ich auch gerne einen Artikel zur Grundannahme (heißt die jetzt so?) verzapfen.
26.03.2024, 10:54:10
Ostsibirischer Korjakenknacker
@ostsibirischer_korjakenknacker
"Er ist großartig!" "Wer?" "Na Ihr!" "Ach, er!"
26.03.2024, 11:01:24
Raskolnikow
@raskolnikow
Es genügt die wissenschaftliche, aber auch landläufige Definition, nämlich "Wahrheit ist die Übereinstimmung einer Aussage mit der Wirklichkeit".
Da widerspreche ich schon. In der Wissenschaft gibt es keine unumstößlichen Wahrheiten. Nur Theorien, die noch nicht widerlegt worden sind. Wir beobachten und versuchen, diese Beobachtung mit einer Theorie zu erklären. Wir können aber nicht ausschließen, dass nicht irgendwann etwas beobachtet wird, das sich mit unseren bisher benutzten Theorien nicht erklären läßt, und dann muss eine neue und bessere Theorie her. Deshalb heißt es auch Relativitätstheorie und Quantentheorie, und nicht Relativitätswahrheit und Quantenwahrheit. Die absolute Wahrheit gibt es nur im Bereich des Glaubens, und der ist so ziemlich das Gegenteil von Wissenschaft. Deshalb reagiere ich auch regelmäßig allergisch auf Vorträge oder Ausarbeitungen, in denen jemand Formulierungen wie "wie ich früher schon bewiesen habe" benutzt. Nichts hat er/sie bewiesen, sondern nur eine Theorie aufgestellt, die im besten Fall noch nicht widerlegt worden ist.
26.03.2024, 12:05:34
paTrick OP
@patrick
Da muss ich selbst widersprechen. Selbstverständlich gibt es eine wissenschaftliche Wahrheit! Ich atme. Ein Apfel fällt, wenn man ihn loslässt. Luft besteht grösstenteils aus Sauerstoff und Stickstoff. Das sind keine Theorien, sondern Tatsachen. https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheit#Wahrheit_in_den_Wissenschaften
26.03.2024, 12:17:58
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