Ha, lustig, dass das Thema am Wochenende offenbar noch vertieft wurde... Als ich online in einem oder zwei Vorträgen "Dack" hörte, bin ich zusammengezuckt, obwohl ich da alles andere als duckmatisch unterwegs bin, weil ich schon immer sehr viel auch in Englisch las und mir daher "Dack" auch vollkommen stimmig war... Erst beim Befassen mit dem Donaldismus fand ich es einleuchtend, dass dies analog Dagobert deutsch gesprochen werden sollte.
Grundlagen des Donaldismus
Raskolnikow
@raskolnikow
Ein wichtiges Thema. Vielen Dank für die Eröffnung dieses Fadens! Und ich sehe hier auch schon viel Sinnvolles geschrieben!
- Barks und Fuchs berichten authentisch aus Entenhausen. - Die Berichte behandeln reale Ereignisse aus einer realen Welt
Dies sind wohl tatsächlich die unumstößlichen Wahrheiten des Donaldismus. Ohne diese beiden Grundsätze ist jegliche Beschäftigung mit Entenhausen beliebig, dann darf jeder einfach irgendwas behaupten. Auch die Vorgehensweise der osKk erscheint mir sinnvoll. Ich habe jedoch so meine Bedenken bezüglich der Durchführbarkeit und der Akzeptanz. Das alles wäre ein riesiger Haufen Arbeit, und die Einberufung eines Konzils (und damit die Abgabe der Deutungshoheit an eine wie auch immer und von wem auch immer zu bestimmende Elite) wird Unmut erzeugen, ich erinnere nur an das Konklave in Aachen. Orville Orbs Ausführungen über die wissenschaftliche Methodik donaldistischer Forschung begrüße ich aufs Äußerste! Viel zu oft habe ich schon Vorträge anhören und Artikel lesen müssen, deren Verfasser einfachste wissenschaftliche Grundsätze mißachtet haben. Aber wie weiter vorgehen? Wahrscheinlich ist der Ansatz des osKk tatsächlich der praktikabelste. Den Haufen Arbeit müssen wir uns einfach machen, und für die Anerkennung müssen wir kämpfen, am besten mit Transparenz von Anfang an. EIn solches Konzil muß natürlich die PräsidEnte einberufen, und sie muss auch Ziel und Vorgehensweise vorgeben. Also los, mache er hinne, das donaldistische Volk verlangt nach Führung und Anleitung!
25.03.2024, 15:34:47
Orville Orb
@orville_orb
Beeindruckend, mein bester Orville Ich suche jedoch keine Kongruenz, insbesondere nicht zwischen Entenhausen und hier. Mir ging es zunächst um die - nicht beweisbaren - Grundannahmen, welche dem historischen Donaldismus zugrunde liegen. Das ist auch unabhängig vom tatsächlichen Wahrheitsgehalt. Man muss nicht wirklich glauben, Entenhausen existiere in realiter, es genügt die Annahme dass es so sei. Für die wissenschaftliche Auseinandersetzung ist die reale Existenz tatsächlich unerheblich. Mathematiker beschäftigen sich ja auch nicht zwingend mit realen Welten. Aber sie benötigen eben Axiome.
Lieber Patrick, exakt darum ging es mir: Nicht beweisbare Grundannahmen, die aber in der Praxis immer schon vorausgesetzt werden, und tatsächlich auch vorausgesetzt werden müssen, damit man die Forschung betreiben kann, die man bereits betreibt. Ich würde hier eher von transzendentalen Bedingungen donaldistischer Wissenschaft sprechen als von Axiomen, da der Begriff Axiom nicht diesen erkenntnistheoretischen Flavour hat, aber ich denke wir meinen dasselbe. Das hat nichts mit Existenzaussagen (ob es Entenhausen realiter gibt oder nicht) zu tun, sondern mit den Möglichkeitsbedingungen donaldistischer Wissenschaft (vielleicht kommt das Missverständnis daher, dass in meinem Text stand "die berichtete Welt ist mit unserer identisch" statt "ist unserer gleich"?) Ich habe damals dafür argumentiert, dass wir als Donaldist*innen immer schon davon ausgehen, dass das berichtete Universum (hier im Sinne von Diskursuniversum, nicht im Sinne von physikalischem Universum!) unserem Anthropoversum ähnlich ist, sofern nicht anders belegt. Und dass das eine Voraussetzung ist, um überhaupt donaldistische Forschung betreiben zu können. Wenn z.B. im Duck-Universum "Marie Antoinette" erwähnt wird und wir die Abbilundung einer Frau mit einer Perrücke und Reifrock sehen, wie wir es in unserer Welt aus dem 18. Jahrhundert kennen, dann sollte ich grundsätzlich erst einmal davon ausgehen können, dass es sich hier um eine Person handelt, die im 18. Jahrhundert gelebt und Königin von Frankreich war. Es könnte natürlich ganz anders sein: Vielleicht gab es im Anaversum solche Perücken und Reifröcke schon in der Bronzezeit, vielleicht referiert der Name Marie Antoinette im Anaversum auf einen porkoiden Bürgermeister oder auf einen prähistorischen Blumentopf. Ausschließen können wir das nicht - solange es aber darauf keine Hinweise gibt, gehen wir davon aus, dass der Name Marie Antoinette auf einen Referenten verweist, der mehr oder weniger dem Referenten des Namen "Marie Antoinette" in unserem Diskursuniversum entspricht. Ein anderes Beispiel: Bei der Erstellung des Barkslebens ist man immer davon ausgegangen, dass die Evolution der Lebewesen im berichteten Universum im Großen und Ganzen ähnlich vonstatten gegangen sein wird wie die der Lebewesen in unserem Universum, und sich die Lebewesen deswegen auch ähnlich klassifizieren lassen. Es könnte natürlich auch sein, dass ein Hase in Entenhausen gar kein Wirbeltier ist, und nur aus unerfindlichen Gründen zufällig so ähnlich aussieht wie ein Hase in unserem Universum, tatsächlich aber zu einer Gattung von Lebewesen gehört, die es unserer Welt garnicht gibt. Es könnte sein, dass Wasser im Anaversum nur so aussieht wie Wasser bei uns, aber garnicht aus H20 besteht, etc. Könnte alles sein - solang es aber keinen Grund gibt, das anzunehmen, gehen wir davon aus, dass etwas im Anaversum, das so aussieht wie ein Hase bei uns, auch im Anaversum ein Hase ist. Wie gesagt: Es sei denn wir haben Hinweise, die dem widersprechen. Natürlich ist "Ähnlichkeit" ein vager Begriff, aber ich würde eben sagen: ein Begriff, den wir immer schon implizit anwenden und anwenden müssen, wenn wir donaldistische Forschung betreiben. Diese Grundannahme ist eher so selbstverständlich, dass man normal garnicht auf den Gedanken kommt sie explizit zu benennen. Ein Beispiel um zu illustrierten, wie dieser Satz eine donaldistische Diskussion strukturieren kann: Ich bin damals auf den Gedanken gekommen, als auf dem Karlsruher Stammtisch um eine Ritterrüstung in der Duckenburgh ging, die Messer und Gabel hält. Da die Gabel in unserem Universum erst im 14. Jahrhundert eingeführt wurde, habe ich argumentiert, dass die Rüstung vermutlich frühestens aus dem 14. Jahrhundert stammt. Damals hat ein Kollege dagegen gehalten, es könnte natürlich auch sein, dass Messer und Gabel im Anaversum früher erfunden wurden. Könnte sein, so lang es aber dafür keine Hinweise gibt, gibt es keinen Grund das anzunehmen. Einen solchen Hinweis könnte man finden, wenn man nun z.B. modehistorisch das Alter der Rüstung auf das 12. Jahrhundert schätzen kann, könnte das z.B. ein Hinweis dafür sein, dass in der Tat, die Gabel früher erfunden wurde. Das heißt nicht, dass man mit den Grundannahmen diese Diskussion jetzt einwandfrei klären könnte, aber man kann schneller sehen, bei welcher Position z.B. die Beweislast liegt.
25.03.2024, 16:06:14
paTrick OP
@patrick
Zunächst freut mich die rege Diskussion hierüber! Ich sehe ebenfalls jegliche elitäre Vorgehensweise kritisch, die Sache ist zu grundlegend, um nicht offen diskutiert zu werden. Die von mir vorgeschlagenen Grundsätze müssten noch etwas eleganter formuliert werden, beispielsweise könnte man es in einen einzigen Satz schreiben:
Grundannahme der Historischen Donaldismus: Barks und Fuchs berichten authentisch aus aus einer realen Welt, ihre Berichte behandeln reale Ereignisse.
Wenn dies widerspruchslos bleibt (an der Formulierung kann man sicher noch etwas verbessern), können wir uns im Weiteren die Auslegungsdetails anschauen. Ich habe mir in letzter Zeit Gedanken zu diesen Auslegungsdetails gemacht und bin zu der Einsicht gelangt, dass jegliche Einschränkungen an der Grundannahme - und diese sind leider erforderlich - ausschliesslich bei Vorliegen eindeutiger Belege bzw. Beweise vorgenommen werden können. Es darf nämlich keine Frage der persönlichen Einstellung sein, was nun Grundlage ist, was z.B. "zeichnerische oder übersetzerische Ungenauigkeit" oder "Stilmittel". Dies muss vernünftig und wissenschaftlich begründet werden.
25.03.2024, 16:21:40
Orville Orb
@orville_orb
Wie gesagt, ich glaube, ich habe damals bereits die wichtigsten Punkte entwickelt, gerade dazu, wie man zeichnerische Ungenauigkeit, Stilmittel, Zensur etc. einschätzen sollte. Deine Grundannahme entspricht z.B. dem ersten idealen Satz ("Barks/Fuchs berichten wahrheitsgemäß" + Korrespondenztheorie der Wahrheit: Wahrheit ist die Entsprechung zwischen einer Aussage/Abbildung und einer Tatsache). Das was du unten zu Einschränkungen der Grundannahme beschreibst, entspricht dem ersten praktischen Satz, dem Kongruenzsatz: Eine Theorie, die einem der idealen Sätze widerspricht, muss das belegen. Wenn ich z.B. sage, eine Darstellung ist nicht wahrheitsgemäß, weil Barks hier schludrig gezeichnet hat, muss ich das belegen, weil das dem ersten idealen Satz widerspricht. Wenn Donald in einem Panel ein Zwicker auf der Nase wächst, das wäre so ein Problemfall. Sagen wir, wir haben zwei Theorien: Theorie A sagt: Ihm wächst tatsächlich ein Zwicker auf der Nase. Theorie B sagt: Das war nur eine Unaufmerksamkeit von Barks. Die Beweislast liegt klar bei Theorie B, sie muss entweder belegen, dass das ein Fehler war (z.B. wenn Barks das selbst später korrigiert hätte) oder dass spontanes Zwickerwachstum unmöglich ist - was schwer werden dürfte, weil wir solche spontanen Phänomene überall im Anaversum haben. Theorie A muss hingegen nur erklären, dass so etwas möglich sein könnte - und kann da z.B. auf Pseudopetasien und andere etablierte Forschung verweisen. Ein schwierigerer Fall wäre z.B. die Frage, warum in Entenhausen keine Sexualität berichtet wird - kann ich das mit der Zensur bei Disneycomics begründen oder sagt uns diese Abwesenheit im Bericht etwas über die Realität selbst? In diesen Fragen habe ich schon ziemlich viel geklärt, wie man damit systematisch umgehen kann. Meine Prosa ist nicht die zugänglichste, aber es wäre traurig, wenn deswegen das Rad jetzt nochmal neu erfunden wird.
25.03.2024, 16:37:15
Coolwater
@coolwater
Die von mir vorgeschlagenen Grundsätze müssten noch etwas eleganter formuliert werden, beispielsweise könnte man es in einen einzigen Satz schreiben: Grundannahme der Historischen Donaldismus: Barks und Fuchs berichten authentisch aus aus einer realen Welt, ihre Berichte behandeln reale Ereignisse.
In dieser Grundannahme wiederholt, erläutert, bekräftigt der zweite Teilsatz nur, was schon der erste sagt. Es ist noch kraftvoller, wenn man den zweiten Satz schlicht abschlägt: "Barks und Fuchs berichten authentisch aus einer realen Welt." Da ist kein Wort mehr überflüssig. Wie von Caesars Hand in Stein gemeißelt steht's da. Diese Grundannahme enthält selbst (mindestens) drei Kernannahmen: – Erstens: Es ist eine "reale Welt", nicht eine von einem Herrn Disney oder Gottweißwem im Weinkeller ausgedachte Mickimauskacke. – Zweitens: Aus dieser realen Welt berichten Barks und Fuchs "authentisch", sie lügen oder fälschen nicht wild drauflos. – Drittens: Barks und Fuchs sind's, die aus dieser realen Welt authentisch berichten, nicht der Strobl Tony oder Hinz und Kunz. So steht's da als feste Burg. Die Sturmangriffe der Erkenntnis(grenzen)theoretiker mit ihren Rammböcken und Leitern kommen eh.
25.03.2024, 17:04:01
Orville Orb
@orville_orb
Die von mir vorgeschlagenen Grundsätze müssten noch etwas eleganter formuliert werden, beispielsweise könnte man es in einen einzigen Satz schreiben: Grundannahme der Historischen Donaldismus: Barks und Fuchs berichten authentisch aus aus einer realen Welt, ihre Berichte behandeln reale Ereignisse. In dieser Grundannahme wiederholt, erläutert, bekräftigt der zweite Teilsatz nur, was schon der erste sagt. Esist noch kraftvoller, wenn man den zweiten Satz schlicht abschlägt: "Barks und Fuchs berichten authentisch aus einer realen Welt." Da ist kein Wort mehr überflüssig. Wie von Caesars Hand in Stein gemeißelt steht's da. Diese Grundannahme enthält selbst (mindestens) drei Kernannahmen: – Erstens: Es ist eine "reale Welt", nicht eine von einem Herrn Disney oder Gottweißwem im Weinkeller ausgedachte Mickimauskacke. – Zweitens: Aus dieser realen Welt berichten Barks und Fuchs "authentisch", sie lügen oder fälschen nicht wild drauflos. – Drittens: Barks und Fuchs sind's, die aus dieser realen Welt authentisch berichten, nicht der Strobl Tony oder Hinz und Kunz. So steht's da als feste Burg. Die Sturmangriffe der Erkenntnis(grenzen)theoretiker mit ihren Rammböcken und Leitern kommen eh.
Es geht einfacher: Barks und Fuchs berichten wahrheitsgemäß. + eine Definition: Wahrheit ist die Übereinstimmung zwischen einer Aussage oder Abbildung mit einer Tatsache (das ist die sogenannte Korrespondenztheorie der Wahrheit).
25.03.2024, 17:10:01
Coolwater
@coolwater
Es geht einfacher: Barks und Fuchs berichten wahrheitsgemäß.
Find' ich schon deswegen anheimelnd, weil "authentisch" durch ein deutsches Wort ersetzt ist. Es geht aber noch caesarisch-knapper: "Barks und Fuchs berichten wahr." Den Zopf "-gemäß" braucht's nicht, mein' ich. Aber ob wahr oder wahrheitsgemäß, steckt in diesem dichtgeschnürten Satzpaket noch die wirkliche (reale) Welt, oder ist die jetzt – unbeabsichtigt – rausgefallen? Kann man auch über eine im Weinkeller ausgedachte Mickimauskacke "wahr berichten"? Hmmm…
25.03.2024, 17:33:58
Orville Orb
@orville_orb
Es geht einfacher: Barks und Fuchs berichten wahrheitsgemäß. Find' ich schon deswegen anheimelnd, weil "authentisch" durch ein deutsches Wort ersetzt ist. Es geht aber noch caesarisch-knapper: "Barks und Fuchs berichten wahr." Den Zopf "-gemäß" braucht's nicht, mein' ich. Aber ob wahr oder wahrheitsgemäß, steckt in diesem dichtgeschnürten Satzpaket noch die wirkliche (reale) Welt, oder ist die jetzt – unbeabsichtigt – rausgefallen? Kann man auch über eine im Weinkeller ausgedachte Mickimauskacke "wahr berichten"? Hmmm…
Wahrheit, Aussagen, Tatsachen sind einfach die üblichen Fachbegriffe, die man diesem Bereich (Sprachphilosophie, Wahrheitstheorie, Erkenntnistheorie) verwendet. die "reale Welt" ist durch den Begriff der Tatsache beschrieben. Den kann man dann z.B. als fundamentalen Begriff nehmen, d.h. der wird als verständlich vorausgesetzt.
25.03.2024, 17:44:17
Direpol
@direpol
„Barks und Fuchs berichten wahr.“ Damit ist man schon sehr nah bei „Was ein alter griechischer Philosoph sagt, ist wahr.“ Vielleicht könnte man hier von einer Art innerer Wahrheit der Quelle sprechen.
25.03.2024, 22:22:04
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