Barks "gegen" Rosa?

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Coolwater OP

@coolwater

Nicht nur. Walt Kelly (Pogo, "We have met the enemy and he is us"), George Herriman und Winsor McCay habe ich erst als Ü25 kennengelernt und verehre sie trotzdem über alles in der Welt.

Blueberry, den besten "realistischen" Westerncomic, las ich das erste Mal in der Bildergeschichtenbücherei der Fatzkes. Da war ich auch schon über fünfundzwanzig. Als ich mir die Gesamtausgabe anschaffte und das Gesamtwerk das erste Mal trank, war ich schon über dreißig. Ich lieb' und ehr' den Blueberry. Gleichwohl, ich sog ihn erst in gereiftem Alter. Als Kind hätt' ich vielleicht nicht alles in den langen, verwickelten Geschichten verstanden, aber sie wären tiefer in die Seele gedrungen; die Bilder, Szenen, Figuren, Geschichten, sie riefen bei mir tiefere Empfindungen, innigere Stimmungen hervor. Das Gemüt stumpft ab. Den Unterschied sieht man auch daran: Einen hochwertigen Comic wie Blueberry kann man auch als Erwachsener noch neu entdecken. In die Welt von Wäscher, Strobl oder Kay Wright wird kaum ein Erwachsener noch wie ein Seehund neu hineinspringen und wie ein Maulwurf darin herumwühlen. In den mittelmäßigen und miesen Sachen muß man sich schon als Kind wälzen, um sie zu lieben.

09.06.2023, 17:21:42

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Warum wir Barks lieben, ist eine oft diskutierte Frage. Die Gnade des Geburtsdatums spielt sicherlich eine Rolle. Ich selbst (geb. 1951) gehöre zum Jahrgang der Donaldisten der ersten Stunde, darf mich aber nicht rühmen dazuzuzählen, weil ich erst um 1990 (Internet gab es noch nicht, und es war schwer eine Adresse zu finden) Mitglied geworden bin. Aber das ist unerheblich. Donaldist:in ist man bekanntlich nicht durch Mitgliedschaft in der D.O.N.A.L.D., sondern weil man im Herzen Donaldist:in ist. Warum war ich schon als Kind und vor allem als Jugendliche und Studentin Donaldistin? Weil ich gemerkt habe, dass diese speziellen Geschichten - von Zeichnern wusste ich gar nichts - besonders gut sind. Weil diese Geschichten mir, wie Coolwater schreibt, ins Gemüt und in die Seele gedrungen sind. Weil sie wahr sind. Während viele, wenn nicht die meisten anderen Geschichten in der Micky Maus irgendwie ausgedacht waren. Das habe ich schon als Kind gemerkt, wie ich auch gemerkt habe, dass viele Geschichten schlecht gezeichnet waren. Natürlich hätte ich das nie ausdrücken können. Aber es war so.

09.06.2023, 19:52:43

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Coolwater OP

@coolwater

Im Nachgang des letzten Kongresses unterhielt ich mich mit dem Timbuktuer. Wir gingen durch die Frankfurter "Altstadt". Wetter war scheiße. Es regnete. Wurscht. Wir sprachen über "Spirou". Wir kamen überein, daß keinereiner den Schpiruh gesogen hat. Eine Fehlstelle in unser beider, des Timbuktuers und meiner, Comiclebensgeschichte? Oder "müssen" wir den noch lesen? Wir sind beide Ü40. Zu spät, den Schpiruh neu zu entdecken?

10.06.2023, 03:46:34

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@coolwater

Um auf den Rosa zurückzukommen. Auch einer, der mit Rosas Art zu erzählen nicht viel anfangen kann, wird einräumen müssen, daß man es hier nicht mit der Nullachtfuffzehnware eines lustlosen Lohnschreibers zu tun hat, sondern daß Rosa seine Geschichten ziemlich austüftelt und sehr viel hineinsteckt. Bei Rosas Geschichten stört mich eine Sache, von der eher selten die Rede ist. Das ist die Gefühlsduselei, die man an manchen Stellen seines Werkes wirklich dick aufgestrichen kriegt. Vor allem dann, wenn's um Dagobert und seine Vergangenheit geht, ist Rosa entfesselt und drückt die Tränendrüse gern und reichlich. Andere Rosageschichten wie Alles schwer verquer oder Der Allesauflöser sind hiervon ganz frei. Mir sind die Rührstückchen etwas zu viel und zu aufdringlich, und ich meine, weniger wäre mehr gewesen. Andererseits: Es sind Rosas Geschichten, da kann er machen, was er will. Und nach dem Widerhall bei den Rosajüngern zu urteilen, sind es gerade die Schnulzeneinlagen, die sie ergreifen und sie selbst zu Tränen rühren. Gott weiß, da tut sicher wieder U/Ü einiges mit. Hätte ich all die Rosaszenen, bei denen man die Geigen streichen hört, schon mit acht oder neun getrunken, sie hätten sich vielleicht in meinen donaldistischen Seelenkern eingebrannt, und ich liebte sie.

12.06.2023, 14:32:39

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Beppo

@beppo

> Um auf den Rosa zurückzukommen. Auch einer, der mit Rosas Art zu erzählen nicht viel anfangen kann, wird einräumen müssen, daß man es hier nicht mit der Nullachtfuffzehnware eines lustlosen Lohnschreibers zu tun hat, sondern daß Rosa seine Geschichten ziemlich austüftelt und sehr viel hineinsteckt. Genau das ist mein Problem. Mich erinnert das an Mr Anchovy, den Buchhalter bei Monty Python, der unbedingt ein Löwenbändiger werden will. Man merkt, dass Rosa etwas Geniales abliefern will, aber er schafft es einfach nicht.

12.06.2023, 16:29:58

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Bürgermeister von Timbuktu

@buergermeister_von_timbuktu

...Den Unterschied sieht man auch daran: Einen hochwertigen Comic wie Blueberry kann man auch als Erwachsener noch neu entdecken. In die Welt von Wäscher, Strobl oder Kay Wright wird kaum ein Erwachsener noch wie ein Seehund neu hineinspringen und wie ein Maulwurf darin herumwühlen. In den mittelmäßigen und miesen Sachen muß man sich schon als Kind wälzen, um sie zu lieben.

Moment, junger Mann. Auf Hansrudi Wäscher lass ich nichts kommen. Als ich geboren wurde war der Lehning-Verlag schon lange Geschichte, die ersten Wäscher-Hefte (ausgerechnet den Akim, die einzige Serie, die er nicht selber aus der Taufe gehoben hat) las ich nach meinem zwanzigsten, die ersten "richtigen" Wäschers dann nach meinem 25. Geburtstag. Gut, meine Liebe zu Wäscher geht nicht soweit, dass ich über Nick, Tibor, Sigurd und Konsorten würde forschen wollen, aber ich las und lese sie mit großer Freude.

15.06.2023, 17:43:18

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Bürgermeister von Timbuktu

@buergermeister_von_timbuktu

Im Nachgang des letzten Kongresses unterhielt ich mich mit dem Timbuktuer. Wir gingen durch die Frankfurter "Altstadt". Wetter war scheiße. Es regnete. Wurscht. Wir sprachen über "Spirou". Wir kamen überein, daß keinereiner den Schpiruh gesogen hat. Eine Fehlstelle in unser beider, des Timbuktuers und meiner, Comiclebensgeschichte? Oder "müssen" wir den noch lesen? Wir sind beide Ü40. Zu spät, den Schpiruh neu zu entdecken?

Ich hoffe doch nicht. Habe mir immerhin die Franquin-Box zugelegt (durch die ich mich immer mal wieder weiter durcharbeite), mag Spirou von Flix und auch den von Bravo. Aber es ist wahr, Tim und Struppi hab ich als Kind eingesogen, und Spirou nicht. Die eine Serie liebe ich, die andere lese ich, ab und an, einige wenige Alben. Aber ich habe auch Rosa erst nach Barks gelesen. Und mag beide.

15.06.2023, 17:59:51

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Coolwater OP

@coolwater

Ich spiele seit geraumer Zeit mit der Überlegung, mir die Frongkeng-Schbiruhbox anzuschaffen. Aber irgendwie fürcht' ich: Ich werd's "rational" gut finden, aber es wird mich nicht wirklich fesseln, keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, mich vielleicht sogar ein bißchen langweilen … Die Zeiten, da Comiclesen Urerleben war, kommen nimmermehr.

15.06.2023, 18:54:33

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Oma Duck

@oma_duck

Spirou hat mir als Jugendliche sehr geholfen, Comicwelten zu erschließen. Ein Nest im Urwald! QRN ruft Bretzelburg! Überbordende Fantasie, wie ich sie nur von wenigen anderen Künstlern wie auch Barks kenne. Tim und Struppi mag ich, hat mich aber nicht so ge-tatscht wie Yoko Zuno, Percy Pickwick oder Prinz Eisenherz Und ich stimme dem Coolwater nicht zu, dass man in gereifterem Alter keine Urerlebnisse mehr haben kann. Vor ein paar Jahren habe ich Leo entdeckt, der ferne Welten erschaffen hat, die einer gestandene Biologin bei der Tier- und Pflanzenwelt ehrfürchtiges Staunen aufs Gesicht zaubern.

15.06.2023, 20:01:20

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Bürgermeister von Timbuktu

@buergermeister_von_timbuktu

Ich spiele seit geraumer Zeit mit der Überlegung, mir die Frongkeng-Schbiruhbox anzuschaffen. Aber irgendwie fürcht' ich: Ich werd's "rational" gut finden, aber es wird mich nicht wirklich fesseln, keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, mich vielleicht sogar ein bißchen langweilen.

Das trifft mein Empfinden ziemlich genau. Ich habe mich durch die ersten Franquins wirklich durcharbeiten müssen. Da war schon viel "Tim im Kongo" dabei. Wird dann aber besser. Allerdings verschlinge ich die Alben nicht direkt. Immer mal wieder greife ich mir einen Band und lese weiter, aber es sind schon manchmal rechte Hausaufgaben, die man abarbeitet. Hätte mir als Kind vermutlich besser gefallen. Es ist immer noch solide, aber vor einem halben Jahrhundert war es vermutlich herausragend. So geht es mir auch bei vielen Fernsehserien meiner jüngeren Jahre. Schrecklich Nette Familie, Seinfeld, Die Simpsons, das waren Revoluzzer in ihrer Zeit und sind es im Rückblick nicht mehr. So ist das halt.

15.06.2023, 21:41:06

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