In Tegedede 81 (1985) sind im Bleistiftstummelbericht so gut wie alle Sprechblasen umgezeichnet. In einer Reihe von Bildern führt das unmittelbar zu Fälschungen, wer von den Neffen eigentlich spricht. Hier sieht man am Gestänge und Gerohre auch, wie durch die blöde Sprechblasenumzeichnerei die Zeichnungen teilverfälscht sind: Eins der Dächer wird verdeckt: Nächstes Bil. Im Tegedededruck ist bei den rechten Neffenköpfen der Strich dicker und gröber. Wie auch am Schnabel des "grünen" Neffen gut zu sehen, war hier die Tegedededruckvorlage offenbar in schlechtem Zustand, so daß in Kopenhagen oder Stuttgart der hauseigene Leonardo da Vinci Teile der Zeichnung "restaurieren" mußte. Völlig sinnlos erscheint dagegen die Erweiterung des Schattens oder der schwarzen Fläche unterm Polster, das der linke Neffe abgenommen hat. Bemerkenswert übrigens, daß sie ihre Oma nicht einfach "Oma" nennen, sondern "Oma Duck". Gibt's da noch 'ne andere Oma mit anderem Nachnamen, die in den Berichten nicht auftaucht? Man beachte, wie durch die Sprechblasenumzeichnerei ein Stück von Donalds Kopf verdeckt wird, obwohl in diesem Teil der so aufgeblähten Blase nur weißestes Weiß ist. Die Barksblase hätte ohne weiteres gereicht, auch den Fuchstext aufzunehmen. Im Tegedededruck ist außerdem das Streifenmuster des Neffenturbans fast ganz verschwunden, und aus einem nicht nachvollziehbaren Grund fehlt der Schatten unter Donalds Bein vollständig: Drei Blasen im Deutschen, aber nur eine steigt von irgendwo auf, dafür gleich dreifach. Da könnt' ein Neffenforscher lang grübeln, was das für eine besondere Unterklasse des gemeinsamen Sprechens bildet. Ist aber gar keine, sondern bloß verfälscht: Man könnt' nun fragen, was der Sinn der Übung war. Andere Ausgaben zeigen, daß die Barksblasen ohne weiteres ausreichen, auch den Fuchstext aufzunehmen; gelegentlich ist die Barksblase dann wirklich randvoll, selten muß die Schrift verkleinert werden. In den seligen achtziger Jahren machte man den Satz wohl nicht am Bildschirm, sondern auf der Maschine im Haus und brachte den Text dann mit Schere und Kleber an den Druckvorlagen an. Das wird ein rechtes Gefummel gewesen sein, und da war's wohl einfacher, kurzerhand die Blase an den Text anzupassen statt umgekehrt. Rauhe Sitten, das, und eigentlich nicht zu billigen. Aber so waren die seligen achtziger Jahre.
Mehrfachwesenforscher, aufgepaßt! (Sprechblasenfälschungen im Bleistiftstummelbericht)
Direpol
@direpol
Danke, noch gestern grübelte ich über die seltsame Blase ohne Keil im Stadionpanel, spekulierte vor mich hin, dass es sich um einen Gedanken, vielleicht sogar einen ungedachten Gedanken handeln könnte, statt im Originalheft nachzusehen.
30.04.2023, 19:01:12
Coolwater OP
@coolwater
Je genauer man hinguckt … Auf dem ersten Bild ist im Tegedededruck Donalds linkes Bein schwarz eingefärbt! Wie so was zustande kommt, bin ich wirklich überfragt. Reiner Spekulatius: Die Druckvorlage war unsauber, und Leonardo da Vinci wollte die Beinstriche "restaurieren". Dabei rutscht er mit der Feder aus. Scheiße. Was tun? Einfachste Lösung: dat ganze Ding schwärzen. "Problem gelöst."
30.04.2023, 22:03:00
Beppo
@beppo
Wenn ich mir die Biler in Inducks anschaue: Die erste Seite der Geschichte in TGDD hat die gleichen Sprechblasenformen wie Beste Verhalen 33 aus den Niederlanden. Offenbar musste die verstorbene Dorit Kinkel sich dort die Druckvorlagen für den Abdruck in TGDD 81 erbetteln. Es wundert mich allerdings, dass die Käsköppe so einen Murks fabriziert haben.
01.05.2023, 13:48:28
Das Schwarze Phantom
@das_schwarze_phantom
In jener Zeit war es offenbar üblich, Material aus Holland zu beziehen. Ich erinnere an die Geschichte "Segelregatta in die Südsee" (TGDD 87), wo am Eingangsportal zum Duck'schen Bankhaus deutlich das Guldenzeichen prangt:
01.05.2023, 17:04:53
Coolwater OP
@coolwater
Ich tu' mal kurz so, als hätte der Barks sich das alles ausgedacht. Abgesehen von den Sprechblasen ist mir bei der Neulese des Berichts aufgefallen: Barks zwingt der Geschicht' keine Moral heraus. Der Bösewicht ist natürlich der Radscha von Rupfepur. Aber der verabschiedet sich fein aus dem Bericht: Mit seinem Opfer Donald läuft alles wie geplant, und der Radscha bekommt sein Tigerland. Daß ihm zuletzt etwas Gräßliches auf den Kopf fällt, wird er überleben. Aber auch die vom Radscha aufs Kreuz gelegten und gerupften Majorani kommen nicht gut weg. Sie weinen allein um ihr Tigerland. Daß ihr Brauch ihnen vorschreibt, einen vom Radscha in die Sache hineingerittenen Unschuldigen zu töten, kümmert die "armen" Majorani nicht im mindesten. Auch kein Bedauern, kein Mitleid, kein Abschied in Ehren für Donald, im Gegenteil. Für den auf der Waage seines Schicksals gescheiterten Maharadscha haben sie mit bösen Blicken nur Schmähungen übrig: "Bindet das Ding los!" – "Schwirr ab!" Es sind auch nicht die Herrschenden allein, die in Majoran so mitleidlos sind. Das einfache Volk ist nicht besser. Wie im alten Rom strömt der Pöbel ins Stadion, um das Spektakel zu sehen, wie Donald von den Staatstigern zerrissen wird. Mal abgesehen davon, daß Barks eh nur berichtet, was ist – es gefällt mir, daß Gut und Böse nicht so klar verteilt sind und sich auch nicht alles in Wohlgefallen auflöst. Donald – der übrigens in den ersten Akten des Spiels als Neffenausbeuter, -bestehler und -verleugner auch nicht gut wegkommt – wird in ein verhängnisvolles Geschehen hineingesogen. Mit der Neffen Schläue und einem Riesenbatzen Glück kann er sich aus den Fängen des Schicksals winden. Aber die Welt ändert er nicht. Ein mittelmäßiger Geschichtenschreiber hätte: erstens den Radscha von Rupfepur bestraft – mindestens das Tigerland hätte er nicht bekommen; zweitens aber auch den Majorani die Leviten gelesen – mindestens hätten sie eingesehen, daß es grausig ist, den Maharadscha an die Tiger zu verfüttern, und, Happy-Happy-End – "alles wird gut", den grausamen Brauch abgeschafft, vielleicht nach einer Erhebung des "guten" Volkes gegen die "schlechten" Herrschenden. Nichts davon bei Barks. Und man darf getrost annehmen: Nachdem die Ducks davongekommen sind und aus der Geschichte hinausdampfen, wird der Radscha im Jahr darauf wieder irgendein ahnungsloses Fliegengewicht auf den unseligen heiligen Elefanten setzen und nach Majoran reiten lassen, und dort wird das arme Schwein zum Gaudium des Pöbels im Sportstadion als Tigerfutter enden, "wie es von alters her Brauch ist beim Volk der Majorani".
01.05.2023, 18:47:36
Coolwater OP
@coolwater
In jener Zeit war es offenbar üblich, Material aus Holland zu beziehen. Ich erinnere an die Geschichte "Segelregatta in die Südsee" (TGDD 87), wo am Eingangsportal zum Duck'schen Bankhaus deutlich das Guldenzeichen prangt:
Im Wudubericht in Tegedede 83 (1985) sieht man auch überall das Guldenzeichen. Ich erinnere mich, die Kinkel hat mal gesagt, daß in dieser Zeit in Kopenhagen jemand saß, der Barks nicht mochte, und sie mußte regelrecht dafür kämpfen, den Barksstoff an Land zu ziehen – offenbar auch oder sogar hauptsächlich über Holland. Viele Berichte, die bei uns seit Mitte der achtziger im Tegedede neu veröffentlicht wurden (oder bis dahin bei uns höchstens in den Melzer-Schwarten aufgetaucht waren), landeten zeitgleich in Skandinavien noch keineswegs in den Heften. Den Bleistiftstummelbericht bekamen die Dänen, Norweger und Schweden richtig erst 1994 vorgesetzt, zuvor war er dort jeweils nur einmal 1974 in den Landesausgaben der Melzer-Schwarten erschienen.
01.05.2023, 19:13:06
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