Ich besitze eine Original-Ausgabe des Calgary Eye Opener vom März 1937. Ziemlich ramponierter Zustand, aber immerhin original. Der Humor in diesem Heft ist schon sehr speziell, muss man mögen. Bin mal gespannt, was Ehapa daraus macht. In deren Ankündigung wird erwähnt, dass Barks für den Eye Opener von 1928 bis 1935 Cartoons gezeichnet hat. In meinem 37er Heftchen finden sich aber auch Barks-Cartoons. Grübel...
Ich habe dazu in meinem Barksschrifttum auf die Schnelle leider nichts gefunden. Barks sagte dem Eye-Opener im November 1935 Lebewohl. Das ist amtlich. Möglichkeit eins: Das Magazin hatte noch vorproduzierte Witzzeichnungen von Barks auf Halde und konnte davon noch eine Zeitlang zehren. Möglichkeit zwei: Der Eye-Opener druckte nach Barksens Abgang (ältere) Witzzeichnungen von ihm einfach nach. Immerhin hatte Barks das Magazin zuletzt praktisch im Alleingang geschrieben und gezeichnet, und wo sollte das Magazin so schnell einen Ersatz aus dem Hut zaubern, der Gottbegnadeter und Akkordarbeiter in einem war? Also: Reise in die Vergangenheit, merkt der Leser eh nicht, und wenn doch, ist es sein Pech. – Anfang der vierziger Jahre starb der Eye-Opener einen stillen Tod, was freilich nicht allein und wohl nicht einmal in der Hauptsache an Barksens Abgang lag – die Zeit war einfach vorbei für solche Magazine. Western Publishing/Gold Key tat es ja dreißig Jahre später, als Barks dann dort den Hut nahm, nicht viel anders und bestritt seine Veröffentlichungen rasch wachsend mit Nachdrucken – an vorderster Front solchen des von Barks in 25 Jahren Berichterstatter-Tätigkeit zusammengetragenen Schatzes. Möglichkeit drei: Barks schuf auch nach Aufnahme seiner Arbeit bei Disney für den Eye-Opener als freier Mitarbeiter weiter Witzzeichnungen. Von den hier skizzierten Möglichkeiten halte ich Nummer zwei für bei weitem am wahrscheinlichsten. Nummer eins scheint mir seltsam: Daß von Barks noch unveröffentlichtes Material fürs nächste oder übernächste Heft da war, könnte man noch glauben – aber noch anderthalb Jahre später? Nummer drei ist an sich alles andere als hirnrissig, trotzdem scheint mir die Möglichkeit nur theoretisch. Daß der nunmehrige Disney-Akkordarbeiter sein schmales Salär aufbesserte, indem er für seinen alten Brötchengeber noch gelegentlich eine Zeichnung schuf und einsandte, ist für sich genommen ja keine abwegige Vorstellung – wenn man nur nicht noch nie gehört und gelesen hätte, daß es so war. Und dann wäre auch die Behauptung, Barks habe nur bis 1935 für den Eye-Opener gezeichnet und gewitzelt, nicht richtig. Diese Behauptung hat sich aber nicht ein Ehapa-Fritze für den Werbetext aus den Fingern gesaugt, sondern das liest man so auch im gesamten Barksschrifttum von gelehrten Titanen wie Barrier, Blum, Andrae. Ich kann mir schwerlich vorstellen, daß Barks nach 1935 munter weiter für den Eye-Opener zeichnete und der Eye-Opener weiter munter den Barks veröffentlichte, und alle haben's übersehen. Ich gehe davon aus, daß sich das Rätsel mit der Veröffentlichung des angekündigten Büchleins in Wohlgefallen auflösen wird und uns für allerlei (nicht nur nackte) Tatsachen aus diesem Schaffensabschnitt Barksens die Augen geöffnet werden.