In unserem konkreten Fall sind für mich Barks und Fuchs authentische Quellen/Medien, die die Realität sehr exakt beschreiben. Abgesehen von möglicherweise einer gewissen Unschärfe, über die wohl noch trefflich zu streiten sein wird.
... nichts anderes würde die korrespondenztheoretische Formulierung besagen. Ich würde sie für unsere Zwecke wie folgt erweitern: Wahrheit ist die Übereinstimmung zwischen einer Aussage und einer Tatsache, bzw. zwischen einer Abbildung und einer raumzeitlichen Situation. Ich denke, es ist wichtig, zu betonen, dass die Aussage "Die ausgewählten Quellen (seien es nun Barks, Fuchs oder andere) berichten wahr(heitsgemäß)" nur eine Annahme ist - sogar eine kontrafaktische, weil die Berichte ja Vereinfachungen, Verzerrungen und stilistische Eingriffe enthalten. Nur sollten wir als Donaldisten immer eine Theorie vorziehen, die ein Phänomen nicht als Stilmittel, sondern als tatsachengetreue Beschreibung eines Sachverhalts darstellt.
Ich möchte gerne noch eine weitere Grundsatzfrage in die Diskussion einwerfen. Wir gehen nämlich von einer Grundannahme aus, die aber – abgesehen von einigen Überlegungen zur Kanonizität – nicht bewiesen ist. Können wir das nicht? Oder ließe sich ein brauchbares Theoriemodell entwickeln, das unsere Grundannahme stützt? Der Fuchsismus ist für mich begründbar, da Barks mit dem in Entenhausen gesprochenen Deutsch wenig anzufangen wusste und Fuchs damit die wesentlich bessere textliche Überlieferung bereitstellen konnte. (Falls nun der Einwand kommt, dass die Ducks gar nicht Deutsch sprächen, frage ich mich, warum wir uns dann überhaupt den Fuchstext ansehen. Dann wäre es am plausibelsten, dass der Urbarks richtig ist und ein großer Teil der bisherigen Forschung wäre völlig verfehlt und zum Kübeln. Schudder!) Aber lässt sich auch der Barksismus wissenschaftlich begründen? (Ich operiere für weitere Gedanken hier mit dem Barksonen-Modell, weil mir das so gut gefällt. Zack!) Ließe sich also eine Theorie des Barksonenübertritts ins Anthropoversum und der (wahrscheinlich unbewussten) Wahrnehmung durch das Medium entwickeln, wäre uns sehr gedient. In so einer Theorie könnte der Mediumsbegriff ab einer gewissen Anzahl empfangener Barksonen definiert werden, wodurch dann klar wird, dass nur Barks und Fuchs legitim als Medien betrachtet und ihre Werke als Wiedergabe der Realität studiert werden können. Andererseits wissen wir, dass Taliaferro immerhin mit Oma Duck, Donalds Neffen und seinem 313 wichtige Bestandteile des Anaversums erstmals erkannt und beschrieben hat. Der OsKK hat ihn dementsprechend (zu Recht, mMn) zu den deuterokanonischen Quellen gezählt. Taliaferro wird nicht den oben angesprochenen, zu definierenden Kriterien des Mediums entsprechen, aber einige Barksonen dürfte er empfangen haben. Und es geht noch weiter: Ist es denn realistisch, dass 1934 und in Folge in den Disney-Studios eine kreative Figur mit Namen Donäld Dack erfunden wurde, die zufälligerweise optisch erhebliche Ähnlichkeiten mit der realen Person Donald Duck aufweist? Oder hat zumindest ein einziges Barkson damals irgendeinem Disney-Mitarbeiter eine sehr ungenaue Vorstellung davon geliefert, dass es so eine Person gibt und er hat daraufhin eine entsprechende Figur gestaltet? Was natürlich nicht in Zweifel stellt, dass die in Folge ausgedachten Geschichten samt und sonders hanebücherner Unfug sind. Letztlich könnten bisher beschriebene historische Objekte wie die Scheibenfibel von Illerup Ådal oder das, worauf Reinhard Mohr hingewiesen hat, ebenfalls durch Fluss und Wahrnehmung einzelner Barksonen erklärt werden.
Ich denke wir sollten die Frage der Quellenauswahl von der Frage der Grundannahmen entkoppeln. Hier sind durchaus verschieden Positionen und Abstufungen möglich, welche Quellen man als vollgültig nimmt, welche nur eingeschränkt, etc. Davon unabhängig würden alle jedoch im Prinzip davon ausgehen müssen, dass die von ihnen ausgewählten Quellen wahrheitsgemäß berichten und sich nicht alles einfach nur ausgedacht haben. In der Tat vertrete ich z.B. die Position, dass wir immer annehmen sollten, beide Fuchsübersetzung und Urbarks sind gültige Berichte. D.h. dass beides Übersetzungen ins Deutsche und Englische sind. Wenn es Widersprüche zwischen den Übersetzungen gibt, sollten wir immer zuerst versuchen, diesen Widerspruch als scheinbaren aufzulösen. Aber andere arbeiten anders. Tja und die Sache mit den Barksonen: Ich würde sagen, das ist eine ganz andere Frage. Das eine sind die Möglichkeitsbedingungen des Donaldismus, erkenntnistheoretische Grundannahmen, um die Welt zu erkennen, das andere ist die Frage wie der Kontakt zwischen zwei Universen tatsächlich materiell vonstatten gegangen sein könnte.