Mal zurück zur Ausgangsfrage nach Kreuz-Referenzen und der Frage der zeitlichen Abfolge von Ereignissen. Da stimme ich Herrn Blubber L. zu, der schrieb, erklärungsbedürftig sei doch in erster Linie die Frage, wieso die Ducks in jeder neuen Geschichte immer wieder bei Normal-Null anfangen.
Das ist ja das große Rätsel: ... Was passiert in Entenhausen zwischen den Panels / Was passiert zwischen den Berichten? Umwälzende Ereignisse am Ende eines Berichts (Flucht, Zerstörung, finanzieller Ruin, Eintritt in die Fremdenlegion), die unbedingt tiefe Einschnitte im Leben hinterlassen müssten, aber trotzdem in anderen Berichten nicht weiter erwähnt werden, geben uns wirklich Rätsel auf.
Vielleicht kann diese Frage dereinst im Rahmen einer alles umfassenden neuen Theorie geklärt werden. Ich weiß es nicht. Aber wieso beginnt KEINE Geschichte in Timbuktu? Wieso beginnt keine Geschichte mit vier verzweifelten, auf den Trümmern ihres Hauses sitzenden Ducks? Diesem Phänomen gegenüber sind Fragen wie vier oder zwei Knöpfe, längerer oder kürzerer Schnabel, Geschirrspülmäschine vorhanden oder nicht vorhanden doch sekundär. Ansonsten: Historiker, Chronist, Reporter, Berichterstatter ... Für mich ist Barks ein realistischer Erzähler. Er versucht nicht zu verstehen und zu begründen wie ein Historiker. Er berichtet nicht interessegeleitet wie ein Chronist. Er steht nicht an der Front aktueller Ereignisse wie ein Reporter. Und er erzählt viel besser als ein bloßer Berichterstatter. "Erzähler" heißt ja nicht "Schriftsteller" oder gar "Comic-Autor". Barks erzählt, was er aus Entenhausen weiß, er erzählt es ohne Ausschmückung, ohne Interpretation, ohne Erklärung und ohne aufdringliche Moral. Er erzählt wie ein weiser alter Mann in einer Gesellschaft, in der alles tiefere Wissen mündlich weitergegeben wird. Manchmal kryptisch, manchmal ironisch, oft in vieldeutigen Bildern, in Parabeln und Metaphern, deren Deutung dem Zuhörer überlassen wird.