Deutsch oder Anatisch? Welche Sprache sprechen sie in Entenhausen?

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Coolwater OP

@coolwater

Zum Fuchstext gibt es unter Donaldisten zwei grundverschiedene Auffassungen. Da ist das eine Lager, das sagt: In Entenhausen sprechen sie Deutsch, und diese deutsche Rede der Entenhausener hat uns die Fuchs getreulich überliefert. Und da ist ein zweites Lager, in dem man überzeugt ist: In Entenhausen sprechen sie nicht Deutsch, sondern eine ganz andere, uns unbekannte Sprache, und die Fuchs hat's ins Deutsche übersetzt. Für diese unterstellte eigene Sprache der Entenhausener schlage ich die Bezeichnung "Anatisch" vor. Um die ganze Sache machen die Donaldisten nicht viel Gewese. Kann mich nicht erinnern, daß ich zu dieser "Sprachfrage" im Donaldisten je was gelesen hätte. Die Lehre, in Entenhausen sprächen sie nicht Deutsch, sondern "Entenhausenerisch", lernte ich erst vor wenigen Jahren aus Beppos Munde Feder Tastenwerk hier auf dem Brett kennen; es deuchte mir erst ein Scherz. Kann es sein, daß man im Deutschlager wie im Anatischlager wie selbstverständlich davon ausgeht, alle anderen Donaldisten sähen's genauso? Drum dieser Faden. Hier soll ein Meinungsbild zu dieser für Entenhausen nicht ganz unwichtigen Frage entstehen. Deutschlager oder Anatischlager – wer steht wo? Raus mit der – Sprache. Ich bekenne: Ich stehe felsenfest im Deutschlager, und keine zehn Pferde werden es schaffen, mich ins Anatischlager zu ziehen. Wenn's einer versucht, fange ich an zu schreien. Übrigens wäre es erfreulich, wenn die angekündigte Brettaufmotze auch die Möglichkeit eröffnen würde, Umfragen zu erstellen.

06.05.2024, 14:37:55 (bearbeitet)

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Beppo

@beppo

Entenhausen könnte ja auch ein Gebilde wie die Schweiz sein. Es gibt mehrere Sprachregionen, aber man versteht einander halbwegs. EF hatte dann die Herausforderung, das im Deutschen konsistent wiederzugeben. Der Herr Rupp ist vielleicht gar kein Bayer, er stammt nur aus einer Region mit einem besonders wohltönenden Dialekt, den EF dann mit dem Bairischen übersetzt. EF stammte ja aus dem Nordosten, mit dem Bairischen kam sie erst als Erwachsene in Oberfranken und -bayern in Kontakt. So ganz echt klingt der Dialekt vom Herrn Rupp jedenfalls nicht. Es müsste auch "a Krawall" und nicht "an Krawall" heißen. EF war als Frau technisch etwas unbedarft. Sie verwechselte Revolver und Pistolen. Der Sonderzug aus WDC 162 hatte vielleicht "Schwermetall" geladen. EF hat dann daraus einmal Gold und einmal Uran gemacht. Sie liebte ja immer die präzisen Bezeichnungen, selbst wenn sie gar nicht zutrafen. Das Zyklotron aus DD 60 sieht nicht wie ein Zyklotron bei uns aus. Kommen die Wirbelstürme von den Atombomben oder von den Mondflügen? Atombomben und Raketentriebwerke haben die plötzliche thermische Expansion gemeinsam. Vielleicht übersetzt EF hier nur ein Wort, das "starke Explosion" bedeutet. Eigennamen übersetzt man ja gerne kreativ. Ein Mann, der in Wirklichkeit anders heißt, wird einmal Kasimir Kapuste und einmal Gregor Ganofsky genannt. Beides ist gelungen. Man stellt sich einen brutalen Rüpel vor.

01.05.2024, 04:11:14

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Direpol

@direpol

Die Quellenaussagen zum Thema sind ja bekannt: „Auf deutsch ungefähr <...>. Aber es muss heute ja Englisch sein.“ Und: „Reines Hochdeutsch ist das nicht.“ Für meinen Geschmack hinreichend.

01.05.2024, 06:51:06

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Coolwater OP

@coolwater

Die Quellenaussagen zum Thema sind ja bekannt: „Auf deutsch ungefähr <...>. Aber es muss heute ja Englisch sein.“ Und: „Reines Hochdeutsch ist das nicht.“ Für meinen Geschmack hinreichend.

Nach der Anatischlehre haben die Ducks an diesen Stellen nicht deutsch gesprochen, sondern in ihrer eigenen Sprache, und sie haben nicht "Deutsch" (und "Englisch") gesagt, sondern den Namen ihrer eigenen Sprache genannt, also etwa "Xndhiwk" oder "Römbülalas" oder weiß der Henker was, und die Fuchs hat im Zuge ihrer vererdenden,"lokalisierenden", "translozierenden" Übersetzung draus "Deutsch" gemacht. Wahn! Wahn! Überall Wahn! Dennoch kann ich nicht umhin, meinen Hut zu ziehen vor diesem Gedankengebäude, dessen Folgerichtigkeit und Geschlossenheit den Atem verschlägt. Der Goethe und der Schiller, deren Namen die Ducks gelegentlich im Munde führen, heißen dann wohl auch in Wirklichkeit gar nicht so, sondern die Ducks reden von großen Dichtern, die ganz anders heißen, und auch hier hat die pfiffige Füchsin die uns altvertrauten Namen eingesetzt, damit uns heimeliger ist. Es kommt der Anatischlehre hier freilich ungemein zugute, daß wir in den Berichten die großen Dichter Stella Anatiums nie abgebildet sehen. So ein echter und gerechter Anatiker müßt' aber mal erklären, warum der Napoleon, der drüben wahrscheinlich "in echt" gar nicht so heißt (jedenfalls ergibt der aus dem Italienischen kommende Name "Napoleon" keinen Sinn, wenn auf dem Entenstern völlig andere Sprachen gesprochen werden, die mit unseren nix zu tun haben), trotzdem genauso aussieht wie der Feldherr bei uns, siehe Wachsfigurenkabinettbericht. Hat Barks, der alte Flunkerer, bei seiner Pinselei auch ein bißchen was "angepaßt"?

01.05.2024, 10:50:10

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Beppo

@beppo

> So ein echter und gerechter Anatiker müßt' aber mal erklären, warum der Napoleon,... trotzdem genauso aussieht wie der Feldherr bei uns, siehe Wachsfigurenkabinettbericht. Das ist UNSER Bonaparte. Die Entenhausener kennen unsere Zivilisation, ähnlich wie die Kullern die Zivilisation der Entenhausener kennen. Wenn ihnen übrigens ein Name gut gefällt, z.B. Horst oder Bahners, dann übernehmen sie ihn als Nachnamen und nennen ihren Sohn dann vielleicht Ernst oder Patrick. Wir hatten ja auch den Axel Cäsar Springer, der nach einem uns gut bekannten Feldherrn benannt war.

01.05.2024, 13:03:38

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Das Schwarze Phantom

@das_schwarze_phantom

Es besteht ja wohl kein Zweifel, daß in Entenhausen deutsch gesprochen wird. Als sich Dagobert zu seinem Geburtstag einen englischen Geburtstagsgruß anhören muß, fordert er ausdrücklich nach der deutschen Sprache. Und auf Auslandsreisen hofft er, daß dort jemand deutsch versteht bzw. ist sichtlich erfreut, wenn er deutsche Töne hört. Gleichwohl existiert auch der Begriff "entenhausenerisch", was aber kein Widerspruch sein muß.

01.05.2024, 14:54:39

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@coolwater

Das ist UNSER Bonaparte. Die Entenhausener kennen unsere Zivilisation, ähnlich wie die Kullern die Zivilisation der Entenhausener kennen.

Versteh' ich Dich richtig? Den Napoleon hat's auf Stella Anatium nie gegeben? Die stellen in ihrem Wachsfigurenkabinett unseren Napoleon auf? Mir raubt's den Atem! Schön und gut. Napoleon aus der Geschichte des Entensterns gestrichen. Wenn's sonst nichts ist. Was ist dann aber Sache mit – Francisco de Ulloa, der 1539 aus von Kalifornien nach Westen segelte und verschollenging? Barks zeigt's uns im Bild, und die Ducks finden Ulloas Schiff und Logbuch – auf Stella Anatium! Bin gespannt, welche verzweifelten Kunststückchen Du vorführen wirst, um Ulloa in Deine Lehre zu "integrieren" (hineinzuquetschen). 😁 So vielleicht? In der Vormoderne auf Stella Anatium hat irgendein Bursche – nennen wir ihn Mister Nichtganzdicht – von unserem Francisco de Ulloa erfahren, wie immer auch. Mister Nichtganzdicht ist so beeindruckt von dem, was er da liest oder sieht, daß er sich entschließt, sich fortan "Francisco de Ulloa" zu nennen und die Taten seines Helden nachzuleben, samt Verschollengehen am Ende. Mister Nichtganzdicht konnte sich immerhin einige Freiheiten beim Drehbuch erlauben. Im Netz lese ich, daß der hiesweltige Ulloa möglicherweise nicht auf Nimmerwiedersehen ins Unbekannte davonsegelte, sondern durch ein Messer endete, das ihm nach seiner Rückkehr ein Mitglied seiner Mannschaft in den Leib stieß.

01.05.2024, 17:10:24

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Beppo

@beppo

Du bist naiv, Onkel Coolwater, das sind doch dressierte Delfine! Die Entenhausener kennen unsere Geschichte. Sie wissen, wer Graf Zeppelin war. Vieles haben sie in ihr Alltagsleben integriert, oft auch verfälscht. Unsere Vorstellung vom Wilden Westen gemäß Karl May hat ja auch nicht viel mit der Realität zu tun. Der Entenhausener Ernst Horst ist ein anderer als unser Ernst Horst. Die in Entenhausen bekannte Ulrike Meyfarth könnte aber einunddieselbe sein. Man musss immer den Einzelfall untersuchen, es gibt keine allgemeine Regel. In Entenhausen gibt es natürlich Übersetzende. Die Werke von Karl May wurden sicherlich übersetzt. Die Lohengrin-Arie singt man aber vielleicht im deutschen Original. Wir führen italienische Opern ja auch auf Italienisch auf. Ich könnte mir aber vorstellen, dass das Entenhausenerische zumindest eine indogermanische Sprache ist. Ich bin kein Linguist, aber ich glaube, man kann in jeder genügend langen Übersetzung die Eigenheiten der Originalsprache wiederfinden. Wenn z.B. Dugh ben Dughi mit Hassan al Raid redet, dann ist das natürlich Arabisch: "Nicht des Endes deiner Räuberei solltest du dich schämen, o Hassan, sondern des Anfangs!"

02.05.2024, 06:17:21

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StefanHD

@stefanhd

02.05.2024, 18:15:55

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Das ist ja ganz nett, trifft aber nicht den Kern des Problems. Wir wissen nicht, welche Sprache in Entenhausen gesprochen wird und werden es wahrscheinlich auch nie wissen – es sei denn, wir bekämen einen direkten Zugang zu dieser Welt, was nicht sehr wahrscheinlich ist. Wir kennen Entenhausen durch die Worte von Erika Fuchs, und die sind natürlich auf Deutsch, weil sie die Berichte aus Entenhausen für uns in die deutsche Sprache übersetzt hat. Genauso haben andere Übersetzer:innen die Berichte aus Entenhausen in ihre Sprachen übersetzt. (Vgl. den Artikel von Øystein Sørensen im letzten DD). Dass in den deutschsprachigen Duck-Berichten deutsch gesprochen wird, heißt noch lange nicht, dass in Entenhausen deutsch gesprochen wird. Es heißt vielmehr, dass Erika Fuchs getan hat, was das Wesentliche jeder Übersetzung ist: Sie hat den Sinn einer sprachlichen Äußerung von Entenhausenern mit allen Bedeutungsebenen erfasst (ob dafür die Qualität eines "Mediums" notwendig ist oder ob Erika Fuchs einfach eine sehr gute Übersetzerin war, sei dahingestellt), und sie hat eine sprachliche Brücke zum kulturellen Verständnis der deutschen Leserschaft geschaffen. Ein simples Beispiel: TT&T betrachten ihren schlafenden Onkel, der wild träumt: "ZZZAZZ! ZUK! ZOOONG! SNAFF! GAZONG!" Reaktion eines Neffen: "He's not talking plain American!" Hätte Erika Fuchs das eins-zu-eins übersetzt mit "Richtig Amerikanisch spricht er nicht", wäre es falsch gewesen. Sie hat stattdessen die Neffen-Äußerung auf die kulturelle Ebene der deutschen Leser transferiert und geschrieben: "Reines Hochdeutsch ist das nicht." Samt dem wunderbaren und damals ziemlich gewagten "SASS! ZACK! SCHNORCH! SCHNARCH! GAZONG!" "Gazong" ist kein deutsches Wort. Aber es passt. Und jeder versteht es. Aber "Gazong" ist wahrscheinlich auch kein Original-Entenhausener Wort. Eher eins, das Barks gefunden hat für diese spezielle Situation. Barks musste das, was er aus Entenhausen erfuhr, ja auch dem sprachlichen und kulturellen Verständnis seiner amerikanischen Leserschaft anpassen.

02.05.2024, 22:10:32

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@coolwater

Die Entenhausener kennen unsere Geschichte.

Tscheck' ich's? Deine Erklärung für Parallelerscheinungen zwischen unserer Welt und der der Ducks lautet, daß die Entenhausener sich munter bei uns bedienen? In Entenhausen kennt man Napoleon, Graf Zeppelin und Ernst Horst. Also: Haben die Entenhausener alles bei uns geklaut. Unseren Napoleon haben sie menschenfressergleich ganz in ihr eigenes Geschichtsgedächtnis einverdaut, im Fall von Ernst Horst hat ein Entenhausener Bürger einfach nur den Namen gemopst. Muß man von Fall zu Fall anschauen. Ich möchte diese Paralleluniversumlehre als Übertragungslehre, Übernahmelehre, Aneignungslehre, Abzwacklehre oder Alles-nur-geklaut-Lehre bezeichnen. Man suche sich aus, was am geilsten klingt. Ich nehm' erst mal: Alles nur geklaut. Nun aber eins: Wozu braucht's da die ganz andere Sprache der Entenhausener? Wie ich's sehe, ist "Anatisch" in diesem schwindelerregend aufgetürmten Gedankenbau ein ganz überflüssiger, ja sogar störender Zwischenstein. Wenn die Entenhausener eh fleißig zulangen bei uns und klauen wie die Raben, den Napoleon und den Grafen Zeppelin und den Ernst Horst rüberziehen zu sich in ihre Welt – dann ist doch der am nächsten liegende Gedanke, daß sie längst auch unsere Sprachen gefingert haben. Dann haben sie vielleicht mal in grauer Vorzeit "Anatisch" gesprochen, haben sich aber längst unser liebes Deutsch und andere Sprachen aus unserer Welt angeeignet, haben die "anatischen" Sprachen ihrer Ahnen vielleicht längst verlernt und vergessen. Aber es ist eh alles ein Schmarrn. Ich hol' groß aus. Im "Paralleluniversum", das wir Anaversum heißen, sehen wir bis zu den kleinsten Verästelungen Gleichläufigkeiten (mit dem prächtigen, anschaulichen, kraftvollen Deutschwort "Gleichlauf" will ich den faden Griechling "Parallele" bis auf weiteres vertschüssen). Die Alles-nur-geklaut-Lehre sehe ich im Angesicht des großen Gleichlaufs als (Aber-)Witz. Wir sehen in beiden Welten Gleichlauferscheinungen bei den Baustilen aller Völker und Zeiten, aber auch bei den Kleidermoden aller Zeiten und Völker. Nun könnt' einer noch sagen, die Entenhausener im engeren Sinne, das in der Maschinenzivilisation lebende Völkchen der Stella-Anatium-Jetztzeitstadt Entenhausen, die bauen wie wir und gewanden sich wie wir, weil sie jeden Abend im Sessel "unsere Welt" gucken oder lesen und unseren Lebensstil nachahmen wollen. Doch warum bauen, gewanden sich, leben auch abgesonderte kleine Stämme im Urwald, im Hochgebirg, in der Eiswüste in beiden Welten so "gleich", warum taten's die alten Perser beider Welten? Schmökern die Indianer und Eskimos auf Stella Anatium auch jeden Abend farbige Illustrierte, die ihnen vorführen, wie ihre Vorbilder in unserer Welt leben? Sicher, einige grundsätzliche Kulturgleichläufe entstehen durch gleiche äußere Bedingungen. Im Urwald ist's arschheiß, da rennt man nicht hier und nicht im Anaversum mit Pelzhandschühchen und Schapka rum, und das muß ein Urwaldstamm drüben nicht einem Urwaldstamm hüben erst abgucken. Aber die alles-nur-geklaut-Lehre stünde splitternackt da, wollte sie darlegen, warum auf Stella Anatium im Nordwesten Nordamerikas ein von der weißen,"zivilisierten" Welt abgeschottet lebender Indianerstamm in seiner Kultur, die Barks uns doch prächtig zeigt, hochentwickelte Formen entfaltet wie ein "gleicher" Stamm bei uns. Ein reichgeschnitzter Totempfahl läßt sich bloß aus Wind, Wetter, Boden nicht erklären. Der Totempfahl ist Endpunkt einer langen Kulturentwicklung, die an tausend Punkten woandershin hätte abbiegen können. Gehen wir weiter. Nicht nur bei Kulturformen im weitesten Sinne sehen wir in beiden Welten einen "unmöglichen" Gleichlauf in tausenderlei Formen, Fragen, Dingen, sondern auch im Geschichtsgeschehen. Ich nannte schon Francisco de Ulloa. Auch die Eroberung des Inkareiches durch die Spanier haben die Ducks nicht nur in irgendwelchen Büchern oder Filmen über unsere Welt gelesen oder gesehen und als "ihre Geschichte" sich geistig einverputzt. sondern diese Eroberung hat sich auf Stella Anatium wirklich abgespielt: Dagobert holt das alte spanische Schiff nach Entenhausen, die Ducks finden in den Anden Spuren der Conquistadoren, die letzten Hüter des Inkareichs oben auf dem Berg reden von den Männern in Eisenrüstungen, die vor vielen hundert Jahren gekommen sind. Weiter. Die Lage der Erdteile und ihre Umrisse sind in beiden Welten ungefähr gleich. Das Matterhorn sieht auch ungefähr gleich aus. Formen die drüben ihre gesamte Erdoberfläche mit riesenhafter Gewalt um, nur weil sie bei sich alles so haben wollen, wie wir's hier haben? Nein, jede Alles-nur-geklaut-Lehre rennt in eine Sackgasse nach der anderen, muß immer verzweifeltere, immer halsbrecherische Luftsprünge vorführen, um die Gleichläufe beider Welten zu erklären. Luftsprünge, bei denen, je halsbrechender, nur der Pöbel !Aah!" und "Ooh!" schreit. Der ernste Entenhausenschauer weiß: Nichts ist's mit der Lehre vom großen Klau. Ich sag': Die Welten laufen gleich ohne gegenseitige Berührungen, Einflüsse, Hineingrätschereien. Und: Die Entenhausener wissen nichts von uns. Es gibt keinen gerichtsfesten Beweis, daß sie's tun. Wir, ja, wir wissen von Entenhausen. Aber nicht viel, nur ein bißchen was. Und das nur, weil der Barks und die Fuchs dort reingeguckt und reingelauscht haben. Sie haben aber nichts angefaßt oder kaputtgemacht. Sie waren nicht mal körperlich dort. Haben nur geguckt und gelauscht. Und Gedanken gelesen. Was man als Medium halt so tut. Und wie kommt's nun, daß die zwei Welten so gleichlaufen? Tja, wenn ich das wüßte! Ich kann nur mit Staunen und Ehrfurcht sehen, daß es so ist. Aber ist's nicht mit unserer Welt genauso, daß wir im letzten Grund nicht wissen, warum sie läuft? Wir wissen nicht, wie und warum der Urknall geschah oder, falls die Astrofuzzis mit dem Urknall schiefgewickelt sind, warum wir sind, warum das All ist. Sicher, sicher, "eine ungeheure Zusammenballung von Kraft und Stoff an einem Punkt". Aber ist das die Letzterklärung? Warum war diese Ballung da, woher kam die, warum "knallte" sie dann, als sie's tat? – War halt so. Warum haben die in Entenhausen den Napoleon und den Grafen Zeppelin und den Ernst Horst? Ich weiß es nicht, niemand weiß es. – Ist halt so. Freilich, eins weiß ich sicher: Es ist nicht "alles nur geklaut". – Das "Forschungsproblem" Ernst Horst ist meines Erachtens sowieso keins. Anders als im Fall von Napoleon und Graf Zeppelin haben wir hier, meine ich, eine rein zufällige Namensgleichheit. Man wird auch in unserer Welt neben dem bekannten und geschätzten Donaldisten dieses Namens einen ganzen Schock Ernst Horste mühelos ausgraben. Vielleicht tüftelt ein donaldistischer Brausekopf einmal eine ernste Lehre aus, wie und warum so ein "Paralleluniversum" mit seinem ständigen Gleichlauf in tausend großen und kleinen Dingen übrhaupt sein kann. Vielleicht schafft's mal ein donaldistischer Albert Einstein, Licht auf das zu werfen, was uns unerklärlich scheint. Zum Urgrund, fürcht' ich, stößt auch er nicht. Nicht in hundert und nicht in tausend Jahren. Ist halt so.

02.05.2024, 22:43:17

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Coolwater OP

@coolwater

Aber "Gazong" ist wahrscheinlich auch kein Original-Entenhausener Wort. Eher eins, das Barks gefunden hat für diese spezielle Situation. Barks musste das, was er aus Entenhausen erfuhr, ja auch dem sprachlichen und kulturellen Verständnis seiner amerikanischen Leserschaft anpassen.

Das nenne ich die Anatischlehre. Und ich betone: Auch wenn ich im Deutschlager hocke und dort hockenbleibe, bis die Herren mit der Bahre anrücken – dennoch achte ich die Anatischlehre, wenn gescheit gegründet, als donaldistisch lauter und in sich stimmig. Für die Frage, um die's in diesem Faden geht, seh' ich's ebenfalls als eher sinnlos, Fuchstextstellen zu reichen, in denen das Wort "Deutsch" fällt. Ein Anatiker, der nicht auf den Kopf gefallen ist, sagt drauf, und aus seiner Denke schlüssig: "Jaha, liebe Leute, die Fuchs überträgt für uns Deutsche da ins Deutsche: 'Deutsch'. Aber das Wort 'Deutsch', wie wir's in der Sprechblase mit unseren armen Augen sehen, ist ein Enderzeugnis der Fuchsschen Übertragungskunst. Das echte, das Ursprungswort, das aus des Entengestaltigen Munde floß, kennen wir nicht, doch es lautet anders, denn in Entenhausen sprechen sie in einer uns unbekannten Zunge." Weiter sagt der Anatiker vorm Herrn: "Erika Fuchs ist eine kunstfertige Übersetzerin. Deswegen paßt sie uns Deutschen hier in Deutschland in dieser Welt die Rede der Ducks in jeder Weise an. Sie übersetzt ins Deutsche, wo die Ducks in ihrer, uns unbekannten Sprache sprechen, und sie 'übersetzt' sogar 'Deutsch', wo die Ducks den Namen ihrer, uns unbekannten Sprache nennen. Die Fuchs füttert uns mundgerecht. Aber: Die Ducks auf ihrem Wandelstern haben in Wirklichkeit nicht 'Deutsch' gesagt, sondern, was weiß ich *aufs Tastenwerk hau*: 'Drthfmgsuzbjhlhhl'." Oder was immer. Ist ja nicht ausgemacht, daß "Anatisch", wenn's das Gespenst denn gäb', eine selbstlautbetonte Sprache wär'. Hinge von der Stimmerzeugung der Entenhausener ab. Die "rein theoretisch" ganz anders sein könnte als unsere. Auch wir haben unter Menschen unserer Welt die uns sehr ungewöhnlich tönenden Knacklautsprachen. Die Paralleluniversumfrage, zu der sich die Aussprache in diesem Faden erweitert hat, hat mit der Frage "Deutsch oder Anatisch?" grundsätzlich eng zu tun.

02.05.2024, 23:17:04

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Wenn es keine Widersprüche im Fuchstext gäbe, wäre der Donaldismus weniger spannend. Ich werfe folgenden Text in die Diskussion ("Im Land der viereckigen Eier", BL-DO 10 S. 17): Alter Andenbewohner: "Mein Vater so ein Ei in barranca haben ... wir wohnen dort, wo großer Nebel anfangen." Donald: "Wo hatte er es her?" Alter Mann: "Von ein Señor, der gesprochen eure Sprache – ein americano!"

03.05.2024, 12:18:17

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@coolwater

Auf Stella Anatium gibt's die deutsche Sprache: Läuft gleich mit unserer Welt. Auf Stella Anatium gibt's Amerika: Läuft gleich mit unserer Welt. Auf Stella Anatium ist in Amerika die deutsche Sprache weitverbreitet: Läuft nicht gleich mit unserer Welt. Im deutsch sprechenden Americano seh' ich drum keinen Widerspruch. Es läuft drüben ja nicht alles gleich mit unserer Welt. Nach sprechenden "Riesenenten" habe ich hüben bisher vergeblich Ausschau gehalten. Ein Anaversum, das durchweg ein bloßer Spiegel unserer Welt wäre, wäre freilich auch langweilig und sinnlos anzugucken. Selbst wenn in den USA ("Amerika") auf Stella Anatium das Englische als Verkehrssprache genauso im Gebrauch wäre wie bei uns, wär' die Antwort des alten Mannes keine Nuß, an der man sich die Zähne ausbeißen müßte. Americanos, die die deutsche Sprache wie Muttersprachler oder gar als Muttersprachler beherrschen, hat's aber in unserer Welt übrigens auch immer gegeben. Frederick Muhlenberg, Carl Schurz, Albert Bierstadt, und, und, und.

03.05.2024, 13:24:42

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duck313fuchs

@duck313fuchs

Das von Fräulein Tuschel zitierte Bild gibt zu der Sprache keine sichere Aussage, handelt es sich hierbei doch um ein Bild, das in BLDD 10 für einen Überleitungstext in den MM- und TGDD-Ausgaben eingesetzt wurde. Im Klassikalbum 23 S15 wurde dieses Bild von Frau Dr. Fuchs schon für den hier fehlenden Überleitungstaxtea aus den MM- und TGDD- Ausgaben übersetzt ohne den Zusatz "americano". Es deutet somit alles auf eine redaktionelle Bearbeitung dieses Bildes für die Barks Library hin.

03.05.2024, 15:15:44

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Verbrecherischer Kassenwart

@verbrecherischer_kassenwart

Die Debatte in diesem Faden erinnert mich zunehmend an den Streit um Kaisers Bart. Der anarchische Geist aus den frühen Jahren der D.O.N.A.L.D., die Lust im Umgang mit Widersprüchen und Unmöglichkeiten und der Akzeptanz derselben - vergangen, verweht ... PS.: Pfingsten steht vor der Tür: "Und sie predigten in verschiedenen Zungen" (aus lang vergangenen Zeiten nach dem Gedächtnis zitiert)

03.05.2024, 15:47:46

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@beppo

> Der anarchische Geist aus den frühen Jahren der D.O.N.A.L.D., die Lust im Umgang mit Widersprüchen und Unmöglichkeiten und der Akzeptanz derselben - vergangen, verweht ... Wir haben doch schon immer solche Fragen diskutiert- Wo liegt Entenhausen? Was ist mit das den Zähnen der Ducks? Wie sieht der Stammbaum der Ducks aus? Warum tragen nur die weiblichen Ducks Schuhe? Ich kann da keinen Unterschied erkennen. Wir wollten doch schon immer die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit herausfinden.

03.05.2024, 17:33:09

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paTrick

@patrick

Meiner Kenntnis nach sprechen die Ducks Erdensprache Nr. 625 X mit leichtem 737 K Akzent. Beachtenswert ist auch auch, dass die Marsianer hier "Deutsch" sprechen. Ob das am Ende übersetzt ist?

04.05.2024, 11:05:13

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Coolwater OP

@coolwater

Meiner Kenntnis nach sprechen die Ducks Erdensprache Nr. 625 X mit leichtem 737 K Akzent.

Meiner Kenntnis nach handelt es sich bei Erdensprache Nr. 625 X mit leichtem 737 K Akzent um – Deutsch. Glubschäugleinmachenswert ist der leichte 737<->K<->Akzent. Von meinem anderso abgepflockten Standpunkt, die Ducks sprächen lupenreines Hochdeutsch, möchte ich mal vorsichtig etwas zurücktrippeln. Es handelt sich bei Siebenhundertsiebenunddreißig Ka wahrscheinlich um die landschaftliche Klangfärbung der deutschen Sprache in den Entenhausener Landen. Diese hat kein Gegenstück in unserer Welt. Bei uns sprechen sie in Amerika oder Teilen davon nicht großflächig, allgemein Deutsch. Es ist nicht Bairisch, nicht Berlinisch, nicht Schwäbisch. Sondern: Entenhausnerisch. Ein Jammer, daß die Fuchs, diese eingefleischte Freundin des geschriebenen, gedruckten Wortes, uns keine Klangproben aus Entenhausen hinterlassen hat. Mit der Einstufung 737 K der Marsischen können wir leider rein gar nichts anfangen.

Beachtenswert ist auch auch, dass die Marsianer hier "Deutsch" sprechen. Ob das am Ende übersetzt ist?

Ich vermut's. Die Fuchs gibt ja manchmal Hinweise wie "Übersetzung aus der Adlersprache". An anderen Stellen, wo solche Hinweise denkrichtig sein müßten, wie hier, fehlen sie. Ich glaub', da hat sie ein bißchen geschlampt. Aus reiner Denkrechte komm' ich dahin zu sagen, daß die Marsischen, wenn sie hier einander mitteilen, die Ducks redeten Erdensprache 625 X – also Deutsch –, in einer anderen Sprache reden ("Marsisch"). Später, wenn sie sich mit den Ducks unterhalten, bedienen die Marsischen sich natürlich selbst des Deutschen, möglicherweise – wir wissen's nicht – mit marsischer Klangfärbung. Ich hab' jedoch Hochachtung vor dem verbockten Hundertprodeutschstandpunkt, der da geht: Nein, was uns die Fuchs als Sprache der Marsischen in dieser Sprechblase ohne Übersetzungshinweis übermittelt, ist Deutsch, somit spricht der Marsische in diesem Bild deutsch.

04.05.2024, 14:25:34

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Der Sumpfgnom

@der_sumpfgnom

Ich freu´ mich schon wie Bolle auf den ersten multilingualen Kongress in Flensburg, wo wir uns Vorträge auf Deutsch, Dänisch, Englisch und Kauderwelschisch zu Gemüte führen werden. Werden die dort anwesenden Dänen uns verstehen, wenn wir von Donald Duck und dessen Onkel Dagobert berichten werden? Werden wir uns am Kopf kratzen, wenn die Dänen uns etwas von einem Onkel Joakim verklickern wollen? Fakt ist m.E., wir wissen nicht, wie die Sprache in Entenhausen klingt. Wir wissen ja noch nicht einmal 100%ig, wie die alten Römer in unserer Welt so gebrabbelt haben. Ich denke, Frau Fuchs hatte die Gabe, den Sinn der dortigen Unterhaltungen zu erfassen und hat uns das freundlicherweise ins Deutsche übersetzt. Dafür gebührt ihr der Dank der Nation. In anderen Ländern haben das andere Männer und Frauen geleistet. Ob die besser oder schlechter waren als Fuchs, werden wir wohl nie erfahren, wir können ja kein Anatidisch.

04.05.2024, 15:35:09

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Coolwater OP

@coolwater

Ein naheliegender Einwand gegen das Deutsche auf Stella Anatium: Ist's möglich, daß etwas so Komplexes wie die deutsche Sprache in einem anderen Universum unabhängig von uns ein zweites Mal entsteht? Drauf sag' ich: Nun ja, lieber Freund, wir sind im Anaversum ja nicht einfach in irgendeinem anderen Universum, sondern in einem Paralleluniversum (siehe oben). Da haben sie ein gotisches Münster, eine pazifische Nordwestküsten-Indianerkultur, ein altes Persien – alles "wie bei uns". Jedes davon ist so "komplex", so allseitig, vielfältig, beziehungsreich, daß es auch bei ähnlichen oder sogar "gleichen" Ausgangsbedingungen eigentlich nicht zweimal unabhängig voneinander entstehen kann. Das Münster, die Nordwestenküsten-Indianerkultur, Altpersien sind Menschenwerk. Aber es hört damit ja nicht auf. Sie haben auf dem Entenstern Bäume, Blumen, Fische, Vögel, das Getier im Wald und auf der Heide "wie bei uns". So eine Blume oder so ein Fisch steht aber nur am (bisherigen) Ende einer Entwicklungskette, die seit Vieltausenden, Millionen, Milliarden Jahren läuft. Selbst wenn ein Stella-Anatium-Stör dem unsern nur äußerlich gleicht und uns beim Aufschneiden des armen Tiers die Augen übergehen würden, weil wir Dinge sehen, die wir im Leib eines Fischs in unserer Welt nie sahen – schon daß auf einem erdgleichen Wandelstern all die Formen, die wir hier kennen, auch nur äußerlich noch einmal unabhängig voneinander entstehen, ist eigentlich unmöglich. Aber mit Entenhausen sind wir eben in einem Paralleluinversum. Da geht das. Daß die drüben auch die deutsche Sprache haben, ist ein Klacks, verglichen mit dem Stör. Für die Frage, wie ein Paralleluniversum überhaupt sein kann, rufe ich, bis einer mit was Besserem ums Eck kommt, die geheimnisvollen Teilchen der Anatome aus. Die Anatome sind natürlich keine "Un-Atome", sondern "Anatome" wie halt "Anaversum", "Anatium" und so fort. – Ich hoffe, "Anatome" sind in der "anatiden Physik" oder sonstwo in der donaldistischen Forschung nicht schon im Gebrauch, sonst muß ich einen anderen Namen erklügeln. In der donaldismusüblichen Unbescheidenheit bringe ich als Zweit- und möglichen Ersatznamen für die Anatome aber gleich die Bezeichnung Coolwaterteilchen ins Spiel. Die Anatome oder Coolwaterteilchen sorgen für die – Aaaachtung, gleich tönt's wissenschaftlich! –, für die permanente partielle Parallelstabilität. Das wissenschaftliche Kauderwelsch geerdet und ins liebe Deutsch gebracht, könnt' man sagen, für die beständige Kippsicherheit des Teilgleichlaufs beider Welten (danke an Eduard Engels vortreffliches Verdeutschungsbuch, auf die verteufelt anschauliche Kippsicherheit wäre ich selber nicht gekommen). "Partiell" drum, weil halt nicht alles gleichläuft in beiden Welten. Sprechende Riesenenten und so. Fragt mich einer, wie zum Geier die Anatome dieses Kunststück vollbringen, die "Parallelität" herzustellen, sie in Schach zu halten und so, dann kann ich nur sagen: Ja, das weiß ich doch nicht, was die genau machen. Die machen halt irgendwas.

04.05.2024, 23:24:23

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StefanHD

@stefanhd

Dass es zwischen dem Humanoversum und dem Anaversum eine nichtleere Schnittmenge gibt, ist doch eine alte Erkenntnis, auf die schon Hans von Storch in DD 55 hinwies. Die beiden Universen sind also nicht unabhängig. Sie können es auch gar nicht sein, denn sonst würden wir doch gar keine Kenntnisse über das Anaversum per Barks und Fuchs gewinnen können. Damit ist natürlich noch nicht bewiesen, dass die Sprache in die Schnittmenge gehört, aber es könnte immerhin sein. Ein völliges Paralleluniversum ohne Schnittmenge ist völlig umplausibel, weil es natürlich viele physikalische Gesetze gibt, die ähnlich sind, viele chemische Elemente, Namen von historischen Personen, die Lage und Form von Ländern, Erika Fuchs und Carl Barks und sehr vieles mehr. Alles Dinge, die für einen großen Überlapp der Universen sprechen. Lasst uns also bei der Sprache Argumente dafür und dageben sammeln...

05.05.2024, 11:18:42

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Beppo

@beppo

>Dass es zwischen dem Humanoversum und dem Anaversum eine nichtleere Schnittmenge gibt, ... Eine (wenn auch recht billige) Erklärung dieser Schnittmenge ist die Theorie des Kollegen Horst: Entenhausen liegt in der Zukunft. Das erklärt auch die offensichtliche Asymmetrie. Über die Vergangenheit weiß man viel, aber über die Zukunft wenig. Leute wie den Graf Zeppelin kennt man natürlich in Entenhausen, aber über die Entenhausener Ingenieure und Forscher wissen wir nur das, was uns zwei verstorbene Spökenkieker berichtet haben.

06.05.2024, 13:36:28

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Coolwater OP

@coolwater

Wenn die auf Stella Anatium unser Deutsch nicht haben und die Fuchs alles ins Deutsche übersetzt hat, heißt Entenhausen folgerichtig in echt nicht "Entenhausen". Das ist ja ein deutscher Name. Jetzt könnt' man sagen: Die Fuchs hat den Ortsnamen gewiß einigermaßen getreulich übersetzt. Freilich, lautet der echte Ortsname irgendwas wie "Ort der Enten" oder "Wohnsitze der Enten", dann kann man's sich aussuchen, ob man draus Entenhausen, Entenburg, Entenstadt, Entenheim, Entingen oder sonst was macht. ("Entenpfuhl" wär' als Name eigentlich wesentlich witziger, als den Enten die langweilige Allerweltsortsnamenendung "-hausen" anzupappen.) Klopfen wir noch ein paar mehr Ortsnamen von drüben ab. Ganselstedt: Wieso "-stedt" und nicht "-stadt"? Gantenfurth: Wieso "-furth" und nicht "-furt"? Will uns die Fuchs mit diesen Abweichungen vom heute gebräuchlichen Deutsch irgendwas sagen? Bilden sie Abweichungen nach, die schon in den wirklichen, anatischen Namen der Orte stecken? Weiter. Kirchenlamitz, Antenweiler, Antenbüttel, Kleinschloppen. Was soll das? Im heutigen Deutsch bedeuten "-lamitz" (mit wendischem "-itz"), "-büttel", "Anten-", "-schloppen" nichts. Freilich, wenn man in der Ortsnamengeschichte wühlt, gräbt man die Bedeutungen aus; und einer mag jetzt sagen, die Fuchs habe auch hier philologisch-gründlich anatische Wortformen und -stämme übersetzt und ein uns unbekannter Ortsname aus Stella Anatium läuft in deutscher Übersetzung zwangsläufig auf "Kirchenlamitz" oder "Antenbüttel" hinaus. Da rennt sich der Gedanke, die Fuchs kredenzt uns Entenhausen philologisch-gründlich vor, allerdings tot. Zumal da manche dieser Ortsnamen oder Versatzstücke davon in der Umgebung von Fuchsens oberfränkischer Zwangsheimat "zufällig" auftauchen, liegt der Schluß näher, daß sie hier für ganz andere Namen auf Stella Anatium deutsche Ortsnamen frei gewählt hat, die ihr einfach für ihre und unsere Ohren gut und passend klangen. Nun kann ein Anatiker sagen: Schön und gut. Bei Kleinschloppen und Kirchenlamitz hat Fuchs ihre Phantasie Blasen schlagen lassen, seh' ich ein, und sich aus ihrem Fichtelgebirge bedient, aber bei Entenhausen wird sie sich doch, Herrgott noch mal, am Riemen gerissen haben. Der anatische wahre Name der Stadt wird gewiß irgendwie etwas heißen wie "Ort der Enten". Tja, vielleicht. Vielleicht auch nicht. Die Berichte, wenn darin durchweg alles ins Deutsche übersetzt und Spuren von Anatisch restlos getilgt sind, eröffnen keinerlei Möglichkeit, dem nachzugehen. Daß "Entenhausen" eine getreulichere Übersetzung sei als "Kleinschloppen", ist Spekulatius. Es könnt' ebensogut sein, daß die Fuchs ihre Kreativilität ungehemmt entfaltet hat und im Sinne der vollständigen "Translozierung" und Mundgerechtmachung der Duck-Welt für uns hier die deutschen Ortsnamen durchweg neu ausgeheckt hat. Vielleicht ließe sich der anatische Name Entenhausens richtig mit Königsberg, Heiligenhafen oder Neustadt am Rübenberge übersetzen, aber die Fuchs meinte halt, das sei langweilig und doof, "Entenhausen" sei als Heimstätte für unsere "Enten", die Ducks, doch ein pfiffigerer Name. Mit den Personennamen ist's das gleiche. Donald und Dagobert können in ihrer Welt schlecht so heißen, wenn's dort kein Deutsch gibt. "Donald" ist nun nicht wirklich deutsch, sondern ein englischer Name keltischer Abkunft, was aber für die Aussprache hier wenig tut. Englisch und Keltisch haben die drüben folgerichtig natürlich auch nicht, wenn sie kein Deutsch haben. Jetzt kann man natürlich hier genauso sagen: Augenblick, die Fuchs ist gewiß hochphilologisch-ursprungsgetreu vorgegangen und hat sauber die Bedeutungen dieser Namen übersetzt. Also: "Donald" heißt letztlich "Weltherrscher", belehrt mich das Netz, und "Dagobert" heißt "glänzend wie der Tag". Die beiden haben also anatischen Namen, die im Ursprung bedeuten "Weltherrscher" und "glänzend wie der Tag", die Fuchs hat's ursprungsgetreu übersetzt, somit ergibt sich "richtig": "Donald" und "Dagobert". Aber: Das glaubt doch jetzt echt keine Sau. Vor allem glaubt keine Sau, daß, wenn die Namen und nicht nur diese beiden, alle so ganz richtig und getreulich übersetzt sind, sich dann zuuuuufällig im Deutschen all die für Entenhausen so kennzeichnenden Stabreimnamen ergeben. Donald Duck, Dagobert Duck, Gustav Gans, Gregor Ganovsky und, und, und. Auch hier ist's denk- und folgerichtiger, vom Anatischstandpunkt aus ganze Sache zu machen und zu sagen: Die heißen alle in Wirklichkeit ganz anders, wir wissen nicht, wie sie heißen, die deutschen Namen sind freie Erfindungen, Willkürschöpfungen von Fuchsens Geist. Und am Ende kann's ohne weiteres sein, daß auch die Nachnamen (Duck, Gans, Ganovsky) in der anatischen Wirklichkeit gar keine Entsprechung haben. Die Fuchs fand's halt pfiffig, der "Ente" Donald das englische Wort für "Ente" als Nachnamen aufzudrücken und der "Gans" Gustav den Namen "Gans" und dem "Ganoven" Ganovsky seinen Namen. Aber vielleicht haben die Entenhausener in ihrer Sprache ganz "gewöhnliche" Namen wie wir: Müller, Meier, Schulze, Merkel, Brandt – Namen, die jahrhundertealt von Ahnen überkommen sind und nichts mit Leibgestalt, Wesensart oder Beruf des heutigen Trägers zu schaffen habe. Duck, Gans, Ganovsky und Co. – ein Sprachscherz der Übersetzerin. Vielleicht, vielleicht nicht. Die Quellen lassen keine Rückschlüsse zu, weil ja die Fuchsübersetzung als undurchschaubare, unüberwindliche, undurchbrechbare Mauer zwischen uns und Anatisch, der unbekannten wahren Sprache der Entenhausener, steht. Aber wenn die Fuchs in ihrer Übersetzung aus der Spracheigenbezeichnung von Anatisch kurzerhand "Deutsch" macht und den Entenstern mit Kirchenlamitz und Kleinschloppen von nebenan im Oberfränkischen munter füttert, ist der Frau an Kreativilität alles zuzutrauen. Merkewohl eins: Ich bin selbstverfreilich der Auffassung, Kirchenlamitz auf Stella Anatium heißt in echt Kirchenlamitz. Merkewohl zwei: Ich weiß selbstverfreilich, daß das hier Ausgeführte nicht für Deutsch und gegen Anatisch auf dem Entenhausen spricht oder umgekehrt. Ich spiele hier nur einige Folgen durch, die sich aus der Anatischlehre für die Entenhausenschau des inneren Donaldismus ergeben.

06.05.2024, 14:37:55

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