Die letzten Tage dachte ich immer wieder daran, und ausgerechnet am Tag selber werde ich eine halbe Stunde vor Mitternacht daran erinnert: Heute vor zwanzig Jahren, am 25. August 2000, ist Carl Barks gestorben. Ich habe damals die Nachricht von Carl Barks' Tod in der Tagesschau gesehen: https://www.youtube.com/watch?v=8R9mBtOexeg&feature=youtu.be&fbclid=IwAR02rRu8zdA\_toJbNatRTLV-h\_UZ7DqrZLEs-0Q4ud1yDnYMEcYRAciUldk In den folgenden Tagen kaufte ich alle Zeitungen, in denen ausführlichere Nachrufe und Würdigungen waren. Die Nachricht habe ich als traurig empfunden. Andererseits war Carl Barks sehr alt geworden – ich hatte die ganzen neunziger Jahre lang jederzeit mit seinem Tod gerechnet –, und er hatte an seinem Lebensabend auch die große Wertschätzung, die ihm und seinem Werk zuteil wurde, ausgiebig erleben und genießen können. Das war schön. Es wäre sehr viel trauriger, wäre Barks schon früh verstorben, etwa 1970 oder gar 1966, wie der fast gleichaltrige Walt Disney. Wie habt Ihr von Carl Barks' Tod erfahren, und was waren Eure Gedanken und Empfindungen, als Euch die Nachricht erreicht hat?
20. Todestag von Carl Barks
Bürgermeister von Timbuktu
@buergermeister_von_timbuktu
Ich war damals bei der Bundeswehr und erhielt die Information von einem Kameraden, der mit Donaldismus nichts am Hut hatte, aber mit dem ich mich des öfteren über Donaldismus unterhalten habe. Hab´s dann auf dem Schwarzen Brett verifiziert. Ich war traurig, aber Barks war 99 Jahre alt und es war absehbar, dass ihn seine schwere Krankheit über kurz oder lang besiegen würde. Musste früher oder später passieren. Wat willste machen? Der Mensch lebt nur einmal und dann nicht mehr. Vermutlich. Die Entenhausener wissen Bescheid. Nur keine Sentimentalitäten.
26.08.2020, 18:21:36
Beppo
@beppo
> und er hatte an seinem Lebensabend auch die große Wertschätzung, die ihm und seinem Werk zuteil wurde, ausgiebig erleben und genießen können. Ein bisschen traurig finde ich das aber doch. Warum haben ihn die Götter nicht zeitgleich für seine Meisterwerke belohnt? So jemand wie Thomas Pynchon hat es da IMHO besser getroffen.
27.08.2020, 17:44:15
Coolwater OP
@coolwater
Ein bisschen traurig finde ich das aber doch. Warum haben ihn die Götter nicht zeitgleich für seine Meisterwerke belohnt?
Daß das Werk eines Künstler keinen Widerhall findet, ja die Nachwelt es erst lange nach dem Tod des Schöpfers entdeckt – geschenkt. Das ist in der Kulturgeschichte hundert- und tausendfach geschehen. Der Fall Barks ist jedoch ganz anders gelagert: Bereits als der Mann er sein Werk schuf schuf, schätzten und liebten es Millionen auf der ganzen Welt – und dennoch lebte und webte Barks als Einsamer und Namenloser und wußte nicht von seinem Ruhm, und die Welt wußte nicht, wer er war. Alexander Braun weist in Ente Süß Sauer darauf hin, daß Barksens Fall damit wohl allein dasteht. Das Problem war, daß in den hohen Tagen, da Barks am Webstuhl saß, die Millionen, die ihn liebten, noch Kinder waren. Und all die Knaben und Mägdelein, die Barks, den Unbekannten und Unbenannten, ehrten, mußten erst groß und stark und erwachsen werden, damit sie ihre Stimme erheben und den Eisernen Vorhang, der Barks und die Millionen trennte, zu Fall bringen konnten und damit so sie ihn sahen und er sie. In der Geschichte Barksens und seines Wirkens gibt es zudem noch ein großes Paradox: Was wäre gewesen, wenn, sagen wir, schon 1950 der Ruhm auf den weltscheuen Künstler zurückgestrahlt hätte? Und wenn nicht nur der da bereits im geheimen erworbene Ruhm zurückgestrahlt hätte, sondern dem Manne in Geldeswert ein Lohn zuteil geworden wäre, dem Wert dessen, was er schuf, angemessener? Barks wußte es letztlich wohl, aber als Ruhm- und Namenloser hat er es vielleicht gerne verdrängt: Western Publishing und die Disney-Verlage auf der ganzen Welt verdienten mit seinen Werken viele Millionen. Hätte Barks indes mit Ruhm und Namen weitere Jahre lang Berichte wie am Fließband verfertigt? Der Gedanke ist widrig, doch ist's wohl so: Barks mußte der kleine unbekannte, so fleißige wie bescheidene Arbeiter in Western Publishings Bildergeschichtenfabrik sein, um zu schaffen, was er schuf.
27.08.2020, 22:13:07
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