Wie wir wissen, treibt der in Entenhausen wirklich sein Unwesen. Wir alle kennen den Dampfbaggerbericht (Zu viele Weihnachtsmänner), den man auch den Weihnachtsmannbericht nennen könnte: https://inducks.org/story.php?c=W+CP++++1-01 Donald hat im Dampfbaggerbericht keinen Zweifel, daß es den Weihnachtsmann wirklich gibt und der auf seinem Schlitten mit Geschenken für die Kinder angerauscht kommt. Donalds Problem ist bekanntlich, daß er vergessen hat, den Brief für den Weihnachtsmann in den Briefkasten zu werfen. Auch Dagobert – wohl weniger kindlichen Gemüts als sein Neffe –, dem Donald seine vertrackte Lage erläutert, zweifelt nicht an der Wirklichkeit des Weihnachtsmannes. Wenn wir diesem Bericht folgen, gehört es in Entenhausen also zum allgemeinen Wissen, daß der Weihnachtsmann wirklich ist, und die Kinder schreiben ihm Briefe, und er bringt ihnen an Weihnachten Geschenke. So weit, so gut. Trotzdem spricht Donald gegenüber Dagobert von der Neffen "Kinderglauben an den Weihnachtsmann", den er, Dagobert, zerstöre, wenn er mit einem Weihnachtsgeschenk für sie erscheine und sich als edler Spender darstelle. Weshalb "Kinderglaube", wo der Weihnachtsmann doch offensichtlich wirklich ist, und jeder weiß es? Man könnte sich nun denken, daß der Weihnachtsmann vor allem im verborgenen arbeitet, ähnlich dem Stasi-Chef Markus Wolf in der DDR, den man "Mann ohne Gesicht" nannte, weil niemand wußte, wie er aussah. Der Weihnachtsmann als eine Art "lebende Legende": Man weiß, es gibt ihn, aber man sieht und hört ihn nicht – oder nur selten und von fern. Mal ein Bimmeln hier vom Himmel, ein "Hohoho" da, das durch die Nacht schallt. Und am Morgen darauf finden die Kinder die Geschenke. Aber als der Weihnachtsmann im Dampfbaggerbericht später leibhaftig anmarschiert, gibt er sich keinerlei Mühe, sein Werk heimlich, still und leise zu tun. Im Gegenteil, seinen großen Auftritt vor den verblüfften Ducks scheint er sichtlich zu genießen. Soviel zum Dampfbaggerbericht. Das allerschönste ist nun, daß in sämtlichen übrigen Weihnachtsberichten* – und deren sind nicht wenige** – vom sauberen Herrn Weihnachtsmann nichts zu sehen ist. Da sind es vielmehr der liebe Onkel Donald oder ein großzügig gestimmter Onkel Dagobert oder die gute Oma oder die brave Tante Daisy, ja sogar der glückliche Onkel Gustav, die ihre Erwachsenenpflicht tun und die Weihnachtsgeschenke für die Kinder im Laden käuflich erwerben. Vom Weihnachtsmann keine Spur, und es kommt auch niemand im Ernst auf den Gedanken, daß der Kerl für die Geschenkebescherung zuständig sei. Nicht einmal als "Mann ohne Gesicht" ist er unterwegs. Markus Wolf war in der DDR gegenwärtiger als der Weihnachtsmann in Entenhausen jenseits des Dampfbaggerberichts … Nachtrag: Im Bericht Weihnachtsüberraschungen https://inducks.org/story.php?c=W+WDC+172-01 widerfährt Donald das gleiche Mißgeschick: Er vergißt, den Brief "an den Weihnachtsmann" in den Postkasten zu werfen. Auch wenn hier am Ende Dagobert die Geschenke bringt, derweil die Kinder glauben, der Weihnachtsmann ist's gewesen, gehen Donald und auch Dagobert in diesem Bericht anscheinend ebenfalls davon aus, daß der Weihnachtsmann aus Fleisch und Blut ist. In anderen Berichten indes sind es die Erwachsenen, die für die Geschenke zuständig sind, und die Kinder wissen ganz auf- oder abgeklärt Bescheid. * Ausgeklammert lasse ich Ein Weihnachtsmärchen https://inducks.org/story.php?c=W+FGW++48-01, worin Donald und die Neffen vom Weihnachtsmann gar zu seiner Zentrale am Nordpol eingeladen werden. Das Skript stammt nicht von Barks. Vielleicht handelt es sich bei diesem "Bericht" wahrhaftig nur um ein "Weihnachtsmärchen" … ** Auf 400 Seiten in zwei Bänden im Schuber gesammelt unter dem Titel Weihnachts-Geschichten von Carl Barks (2010): https://inducks.org/publication.php?c=de%2FWGCB
Der Weihnachtsmann
Coolwater OP
@coolwater
Eine aufschlußreiche Bemerkung Donalds im Dampfbaggerbericht, die Licht auf die Weihnachtsmannfrage wirft (ebenso Fuchsens umkränzter Einführungstext). Der Weihnachtsmann kommt diesmal für die Geschenke auf. Man kann es sich aussuchen, oder wie seh' ich das? Eine gute Frage ist, ob bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein müssen (etwa Bedürftigkeit, Zahl oder Alter der Kinder oder anderes), damit man an den "Experten" "übertragen" kann. Interessant wäre auch die Frage, wie groß die Zahl derer ist, die in den Genuß des "Weihnachtsmann-Privilegs" kommen. Ist das Ganze eher eine Art Lotterie-System? Tausend Kinder, nach dem Zufallsprinzip ausgewählt? Die Kinder von Kummersdorf hatten (Bedürftigkeit, Zahl, Alter, Invalidität hin oder her) vom Wohltäter mit dem weißen Bart offensichtlich nicht viel zu erwarten, da mußten schon Daisy und die "netten Damen" den "Weihnachtsmann" machen … Auch bei den Ducks scheint der rotgewandete "Experte" meist ja eben nicht für die Weihnachtsgeschenke "aufzukommen". Fuchsens Einführung im Kranze: (Drei Uhr zweiundfünfzig. Für heut genug des Weihnachtsmann-Studiums.)
22.12.2020, 02:22:51
Beppo
@beppo
Es gibt den Weihnachtsmann. Fuchs und Barks lügen nicht. Aber er ist eigentlich nur Vorbild und Mahnung. Wichtiger sind die privaten Wohltaten. Nur wenn die Entenhausener da manchmal fehlerhaft agieren, greift der Weihnachtsmann ein. Im sozialen Gefüge ist er so etwas wie die Feuerwehr. Es gibt sie, auch wenn wir ihr im Alltag nur selten begegnen.
22.12.2020, 03:56:29
Orville Orb
@orville_orb
Wie finanziert sich der Weihnachtsmann? Ist er Angestellter des öffentlichen Diensts, ein wohlhabender Wohltäter, Werbegag einer Firma? Auch von den Panzerknackern konnte ja bereits Ähnliches aufgedeckt werden...
29.12.2020, 21:40:05
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