"You little slant-eyed nips" ist schon übel, wenn mein Wörterbuchwissen mich nicht täuscht. Dass Erika Fuchs 1959 daraus "diese heimtückischen Knirpse" gemacht hat, ist ihr als übersetzerische Leistung hoch anzurechnen. "Jap ambush" konnte sie gar nicht eins-zu-eins ins Deutsche bringen, weil die Rolle Japans im Zweiten Weltkrieg hierzulande wenig bekannt war (und ist). Da sind die Marsmenschen ein ganz guter Ersatz, zumal in jener Zeit, wo die Raumfahrt von allgemeinem Interesse war (1957: Sputnik 1). Passt!
Die Zensur ist weg! Barks ist wieder Barks!
Coolwater OP
@coolwater
"You little slant-eyed nips" ist schon übel, wenn mein Wörterbuchwissen mich nicht täuscht. Dass Erika Fuchs 1959 daraus "diese heimtückischen Knirpse" gemacht hat, ist ihr als übersetzerische Leistung hoch anzurechnen. "Jap ambush" konnte sie gar nicht eins-zu-eins ins Deutsche bringen, weil die Rolle Japans im Zweiten Weltkrieg hierzulande wenig bekannt war (und ist). Da sind die Marsmenschen ein ganz guter Ersatz, zumal in jener Zeit, wo die Raumfahrt von allgemeinem Interesse war (1957: Sputnik 1). Passt!
Eigentlich hätte es 1957 nahegelegen, Donald etwas in den Mund zu legen wie: "Die Russen greifen an!" "Der Russe kommt", "Wenn der Russe kommt …", "… dann kommt der Russe" – dergleichen war ja über Jahrzehnte in Westdeutschland eine Redensart. Meines Wissens trifft man solche unverblümten Anspielungen auf den Blockgegensatz und die "sowjetische Bedrohung" in den Berichten aber wenig bis gar nicht. Ich vermute, weil das schon zu "politisch" und "kontrovers" gewesen wäre. Genug Leute in Westdeutschland waren ja nicht dafür, die Auseinandersetzung mit dem Osten weiter auf die Spitze treiben. Und die Ehaplinge wollten keineswegs irgendwelche politischen und gesellschaftlichen Streitfragen in ihre Hefterln hineingetragen sehen, sondern die Dinger ans Kind bringen. Barks war Anfang 1945 mit Donalds unverblümter Feindbestimmung durchaus in einer anderen Lage. Da war Japan ja nicht nur eine mögliche, gedachte Bedrohung für die USA, sondern die beiden Länder führten schon seit Jahren Krieg gegeneinander .
20.09.2024, 20:34:21
Beppo
@beppo
> "You little slant-eyed nips" ist schon übel, wenn mein Wörterbuchwissen mich nicht täuscht. Pearl Harbor war aber auch eine üble Angelegenheit. Das muss man nicht totschweigen. Pearl Harbor, My Lai, Butscha und natürlich Auschwitz, es gibt viel, an das man in tausend Jahren noch erinnern sollte.
21.09.2024, 06:11:18
Theodora Tuschel
@theodora_tuschel
Pearl Harbor war aber auch eine üble Angelegenheit. Das muss man nicht totschweigen.
Wieso "aber"? Wenn man alles Üble, was Menschen angerichtet haben, auf einen Haufen tun würde, reichte der bis zum Mond. Üble Sprache ist in Kriegszeiten psychologisch verständlich, aber eben auch nichts Gutes. Coolwaters Beobachtung, dass in den deutschsprachigen Duck-Geschichten der Fünfzigerjahre so etwas wie "Die Russen kommen" nicht vorkommt, finde ich interessant. (Ich selbst bin als geborene Berlinerin mit dieser Angst aufgewachsen, die nicht ganz von der Hand zu weisen war.) Das galt bei Ehapa, vielleicht auch bei Frau Fuchs, wohl als allzu gegenwärtig-politisch. Wohingegen Anspielungen auf die NS-Zeit offenbar als harmlos galten, weil lange her und scheinbar überwunden. Barks' eigene Anspielungen auf diese Zeit, auf den Zweiten Weltkrieg und auf die Sowjetunion hat Erika Fuchs meist getreu übersetzt. Schon interessant, warum sie bei den "Japsen" (das entspricht etwa dem amerikanischen "Nip") anders gehandelt hat.
21.09.2024, 17:43:47
Beppo
@beppo
> Üble Sprache ist in Kriegszeiten psychologisch verständlich, aber eben auch nichts Gutes. Wenn ich schlafwandle, dann denke ich nicht über meine Sprache nach. Da hab ich ganz andere Prioriitäten. > Coolwaters Beobachtung, dass in den deutschsprachigen Duck-Geschichten der Fünfzigerjahre so etwas wie "Die Russen kommen" nicht vorkommt, finde ich interessant. Nehmen wir mal die Sechzigerjahre dazu. Die "Revolutionäre" in WDC 278 (Die Geheimwaffe) gleichen Putins Gschwerl wie ein Ork dem anderen. > ... geborene Berlinerin ... Ich komme aus dem Fulda Gap. Wir wären die ersten gewesen, die der Russe zu Brei geschlagen hätte. Das hat uns aber auch nicht neurotischer gemacht.
22.09.2024, 04:30:35
Anonym
@~anonym~
Wir wären die ersten gewesen, die der Russe zu Brei geschlagen hätte.
Was für ein Glück, daß der Russe Beppo verschont hat, obwohl der Deutsche vorher mind. 29 Millionen Russen zu Brei geschlagen hat.
22.09.2024, 09:19:34
Beppo
@beppo
> Was für ein Glück, daß der Russe Beppo verschont hat, obwohl der Deutsche vorher mind. 29 Millionen Russen zu Brei geschlagen hat. Da hast du leider recht. Aber ich werde dennoch nur ungern zu Brei geschlagen. „Gott soll einen hüten vor allem, was noch ein Glück ist.“ hat die Tante Jolesch gesagt.
23.09.2024, 02:33:27
Coolwater OP
@coolwater
Nehmen wir mal die Sechzigerjahre dazu. Die "Revolutionäre" in WDC 278 (Die Geheimwaffe) gleichen Putins Gschwerl wie ein Ork dem anderen.
Wo aber spüren wir in Entenhausen den Wind des Kalten Krieges mehr wehen als im Bombastiumbericht? Erstveröffentlichung beim Amerikaner siebenundfuffzig, bei uns sechzig. Man muß nicht Einstein sein, um durch die Brille unsrer Welt zu dem Schluß zu kommen: "Der Brutopier, das ist der Russ'!" Er ist's. Aber, und das ist's auch: Der Russ' gibt sich nicht unverblümt als Russ' die Ehre, sondern verblümt als Brutopier. Western Publishing und sein Barks, die waren freilich siebenundfuffzig ganz allgemein vorsichtiger als fünfundvierzig. Vorbei, vorbei die Zeiten, als Donald die Kinder nach Strich, Faden und Herzenslust verdroschen hat.
24.09.2024, 10:32:45
Coolwater OP
@coolwater
Nordische Nächte im neuen Fantagraphics-Band. Folgenden Zeitgenossen haben sie das Hälschen umgedreht: "Eskimo", "Eski", "white men", "queer guy".
Nebenbei, in Alaska gibt's, jedenfalls in unsrer Welt, sowohl Grizzlybären als auch Eisbären; grundsätzlich sind also wohl beide Farbausführungen möglich. Wobei der Knabe hier von seiner Kopfform eher eisbärig ausschaut, find' ich.
15.11.2024, 18:40:03
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