Von der Fuchskrittelei zur Fuchsschelte

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@coolwater

Schon der olle Hegel wußte: Schlüpft wo eine These aus dem Ei, dauert's nicht lang, bis ihr die Antithese ins Gesicht knallt. Der Knall gebiert die Synthese, die sich ihres Daseins freut, bis ihr, zur These gefroren, die nächste Antithese ins Gesicht knallt. So war's seit Anbeginn der Dinge, so wird's sein bis zu ihrer aller Ende. Preist die Welt tausendmal die Fuchs, es ist nur eine Frage der Zeit, bis einer um die Ecke kommt und die Fuchs schilt. Nun war's soweit. Einige hier haben es schon mitbekommen: Die derzeit erhältliche Ausgabe der Comicfachzeitschrift Alfonz (3/2023) mit Schwerpunkt "100 Jahre Disney" enthält einen dichtgeschriebenen Vierseiter des nicht ganz fachunkundigen Alexander Braun (Ente süß sauer. Carl Barks und die Folgen) mit dem Titel: "Dr. Erika Fuchs, Übersetzerin: mangelhaft". Der Titel verrät schon, in welche Richtung es geht. Fuchskrittelei ist nun nichts Neues, und der Fuchskrittler sind wohl mehr, als sich Otto Normalfuchspreiser träumen läßt. Auf dem Comicforum etwa findet sich dieser Faden, in dem einige gehörig an Fuchs rütteln und kritteln: https://www.comicforum.de/showthread.php?162776-Die-oft-sehr-freien-%C3%9Cbersetzungen-von-Dr-Erika-Fuchs Als (gut den Degen führender) Fuchskrittler zeigt sich immer wieder der Don-Rosa-Herausgeber und -Übersetzer Jano Rohleder. Ein weiterer Fuchskrittler ist zum Beispiel Carsten Laqua, zumindest schreibt er auf seiner Netzseite zur Carl Barks Library von Another Rainbow: "Dieses ist die wohl schönste Gesamtausgabe eines Comicwerkes. – Barks ist hier unverfälscht, weder durch bunte Farben noch durch Erika Fuchs' eigenwillige Übersetzung …" https://galerielaqua.de/ab\_050805\_disneyana.de/seiten\_deutsch/dframeset.htm (siehe "Literatur") Eine so "mutige" und ins Einzelne gehende Fuchsschelte wie bei Alexander Braun ist mir aber wahrscheinlich noch nicht untergekommen. Und ich sag': Ich find's erfrischend, daß er sich das "traut" und Alfonz es druckt. Die tausenderste Fuchspreisung-Nacherzählung hätte ich lächelnd abgenickt, drauf einmal gegähnt und dann die Welt sich weiterdrehen lassen. Aber jetzt knallt uns Fuchspreisern mal ordentlich eine Antithese ins Gesicht, und im besten Fall ist Brauns Fuchsschelte Ausgang einer fruchtbaren Erörterung. Übrigens kriegen bei Braun auch die Donaldisten gehörig ihr Fett weg. Merkewohl 1: Mir ist völlig klar, daß vom innerdonaldistischen Standpunkt Fuchsschelte (wie auch Fuchspreisung) gegenstandslos ist, da die Fuchs nur wiedergibt, was die Entenhausener reden, und das mag man gut finden oder doof, aber die Fuchs ist's nicht gewesen. Man muß hier schon in den Ring des äußeren Donaldismus hinaustreten und mit der Vorstellung arbeiten, die Fuchs sei Übersetzerin und Sprachschöpferin. Merkewohl 2: Aus urheberrechtlichen Gründen ist es mir verwehrt, hier Brauns Fuchsschelte zu aller Kenntnisnahme darzureichen, und gewiß mag nicht jeder 8 Taler 95 abdrücken, nur um diese vier Seiten zu lesen. Mindestens zwei andere Donaldisten (m/w) außer mir haben die Schelte aber schon gelesen, so daß die Aussprache beginnen kann. Wenn ich Zeit habe, werde ich irgendwann in den kommenden Tagen einige Kostproben aus dem Text reichen, zitteln ist ja noch erlaubt.

15.06.2024, 19:46:05 (bearbeitet)

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Lord Pumpernickel

@lord_pumpernickel

Siehe auch (bzw. höre auch) "Söhne der Unvernunft Folge 47 - Fuchs im Meinungsstreit" vom 30. Juni z.B. bei Spotify.

10.07.2023, 14:17:07

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Beppo

@beppo

Wilhelm Gundert hat das Bi-Yän-Lu übersetzt, hat dabei mit jedem Wort gekämpft und ist darüber vor der Vollendung gestorben. Erika Fuchs hat ihre Barks-Übersetzungen (wenn man sie überhaupt so nennen darf) in allwöchentlicher Arbeit hingerotzt. Was in beiden Fällen allein zählt, ist das Ergebnis. Gundert war gut, Fuchs war gut, aber mit den gleichen Maßstäben sollte man sie nicht messen.

10.07.2023, 14:55:26

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Der Artikel von Alexander Braun sollte unter Donaldisten diskutiert werden. Polemisch und einseitig wie er ist, bringt er Argumente, die nicht von der Hand zu weisen sind. Vom Donaldismus versteht der Autor natürlich gar nichts. Was auch nicht zu erwarten ist von jemandem, der sich offensichtlich nie mit Wissenschaftlichem Donaldismus im Gegensatz zum Äußeren Donaldismus (Comic-Forschung) auseinandergesetzt hat. Macht nix. Es geht hier um Fuchs. Was ich hier sage, gehört zum Äußeren Donaldismus. Ich denke, es ist an der Zeit, sich von einer unkritischen Fuchs-Verehrung zu verabschieden und ihre Übersetzungsleistung kritisch zu sehen - aber bitte nicht mit einem naivem Verständnis, was "Übersetzung" ist oder sein soll, sondern unter Berücksichtigung aller Aspekte, die zur Übersetzungskritik gehören. Die hat seit Jahrzehnten einen soliden wissenschaftlichen und theoretischen Unterbau. Den kennen aber nur Übersetzer:innen und Übersetzungswissenschaftler:innen, deshalb wird er konsequent ignoriert. Jedermann und jedefrau glaubt zu wissen, was eine gute Übersetzung ausmacht. So auch Alexander Braun in seinem Artikel. Aber so einfach ist das nicht. Es ist alles viel komplizierter. Eine Beurteilung aus heutiger Sicht mit heutigen Werten passt grundsätzlich nicht für eine Arbeit aus einer ganz anderen Zeit mit anderen historischen und sprachlichen Voraussetzungen. Wobei Braun für seinen Verriss mit der Story aus dem Land der Zwergindianer geschickt eine der schwachen Fuchs-Übersetzungen herangezogen hat. Was mir wichtig ist: Erika Fuchs ist eine Ikone des Donaldismus. Innerdonaldistisch gesehen ist sie eine Quelle nie versagenden Vergnügens. Außerdonaldistisch gesehen ist sie eine sehr gute Übersetzerin, die in ihrer Zeit eine immense Wirkung hatte. Nicht zuletzt daraus abzulesent, dass die D.O.N.A.L.D. heute mehr als 1000 Mitglieder hat. Ihre übersetzerische Leistung aus nicht-donaldistischer Sicht zu beurteilen ist ganz etwas anderes. Aber das sollten nur Leute tun, die sich ein wenig auskennen.

10.07.2023, 19:43:42

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Beppo

@beppo

> Übersetzungswissenschaftler:innen Du darfst mir gerne von der Übersetzerinnenwissenschaft oder von der Assyrologie erzählen und ich höre dir auch ehrfürchtig zu. Tolle Sachen das. Aber: Das ist meine Erika Fuchs und mit der kann ich machen, was ich will. In welche Kategorie ich sie für mich einordne (Medium, Übersetzende, ...), bestimme ich. Leute, die mir vorschreiben wollen, dass schwarze Schokolade "besser" ist als Milchschokolade, die können mich kreuzweise.

11.07.2023, 03:38:56

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Ostsibirischer Korjakenknacker

@ostsibirischer_korjakenknacker

Entschuldigt die Einlassung, aber (ganz abgesehen von donaldistischen Aspekten…): Fuchs hat NICHT übersetzt. Fuchs hat ÜBERTRAGEN. Das ist was anderes. Analogie: Martin Buber hat das Alte Testament (also die Teile aus der jüdischen Tradition, sprich Tora, Nabiim und Ketubim) verdeutscht. Luther oder die Pfuscher, die die NEUE Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift erledigt haben, die haben übersetzt. Der Unterschied erschließt sich, wenn man Gen 1 in den drei Varianten nebeneinander liest. Ich glaube, das ist das grundsätzliche Missverständnis.

11.07.2023, 05:12:39

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ju313

@ju313

Ich gebe Frl. Tuschel in allen Punkten recht. Die Kritik des Autors mag in großen Teilen angebracht sein, aber dass Erika Fuchs nicht wörtlich übersetzt hat, ist keine neue Erkenntnis und hat ihren eigenen Reiz. Der Autor macht sich lächerlich, indem er eine Neuübersetzung vom Barksschen Werk fordert. Wenn ich mal annehme, dass der Übersetzer pro Tag 3 Seiten abarbeitet (Überlegung und Reflektion muss schon sein), dann benötigt er rund 2200 Tage oder 6 Jahre ohne Unterbrechung. Die Kosten dafür würden sich niemals rechnen - unabhängig von der Akzeptanz. Wie viele würden eine neue Gesamtausgabe kaufen? Von denjenigen, die mit Fuchs aufgewachsen sind, nicht viele und "Neueinsteiger" nehmen tendenziell zahlenmäßig ab. Die kritisierte Bezeichnung "Zwergindianer" statt "Pygmäen" halte ich übrigens für gelungen. Die Wesen haben eindeutig Indianerfedern.

11.07.2023, 10:12:43

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Fuchs hat NICHT übersetzt. Fuchs hat ÜBERTRAGEN. Das ist was anderes. ... Ich glaube, das ist das grundsätzliche Missverständnis.

Ich glaube, dass Missverständnis liegt eher in der Annahme, es gäbe einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Übersetzung und Übertragung. Natürlich gibt es bei Übersetzungen weit auseinanderliegende Ergebnisse je nach Absicht, nach Zeitumständen, nach Ausgangs- und Zielkultur, nach Zielpublikum etc etc, aber es gibt keine scharfe Abgrenzung zwischen "Übersetzung" und "Übertragung". Die Unterschiede sind graduell. Man könnte die fuchsischen Übersetzungen auch "Transkreation" nennen. Klingt gelehrt, hilft aber nicht viel weiter bei der Beurteilung ihrer Arbeit. Der Artikel von Alexander Braun bringt m.E. bedenkenswerte Aspekte, vor allem die Frage, ob Erika Fuchs nicht manches Mal unnötig frei übersetzt hat, wo der Barks-Text sich gut hätte ins Deutsche bringen lassen, ohne dass von der Aussage wie auch vom Witz des Originals etwas verlorengegangen wäre. Speziell bei "Land of the Pygmy Indians" frage ich mich, warum sie auf jegliche historische und literarische Anspielung auf Hiawatha und Longfellow verzichtet hat. Nicht erkannt? Oder meinte sie, das würde in Deutschland in den 1950ern niemand kennen?

11.07.2023, 13:03:11

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@coolwater

Auf Brauns Ausführungen zu Nam' und Art der Zwergindianer will ich näher eingehen. Braun schilt Fuchs für den Namen "Zwergindianer". Im Urbarks falle die Bezeichnung "Pygmy Indians" nur im Titel und einmal aus dem Munde Onkel Dagoberts als "Hilfsterminus", als die Familie Duck die Zwergindianer das erste Mal zu Gesicht bekommt "und es somit noch nicht besser weiß". Sobald die Ducks aber erfahren, wie der Stamm sich selber nennt – "Peeweegahs" –, heißen auch die Ducks ihn nur noch mit diesem Namen. Bei Fuchs dagegen, stöhnt Braun, bezeichnen sich die kleinwüchsigen Ureinwohner sogar selber als "Zwergindianer"! Ich muß gestehen, daß sich die Zwergindianer selbst Zwergindianer nennen, habe ich auch immer etwas seltsam gefunden. Und nun muß ich, ich kann nicht anders, sogleich in den Kern des inneren Donaldismus zurücktreten. Janusköpfiger Donaldismus, der du auf das Deine mit einem Gesicht von außen und einem Gesicht von innen zugleich blickst! Noch seltsamer ist nämlich, daß die Zwergindianer Deutsch reden! Die Ducks verstehen sie, und sie verstehen die Ducks. Und bei Barks ist's nicht anders: Die "Peeweegahs" reden Englisch! Wenn die eh Deutsch reden (warum auch immer), ist es allerdings nur noch ein Klacks, daß sie sich selber Zwergindianer nennen. Wahrscheinlich kennen auch die Zwergindianer andere, höhergewachsene Indianervölker. Somit die Eigenbezeichnung als "Zwerge". Vielleicht war "Zwergindianer" im Ursprung eine Fremdbezeichnung (von Weißen), die sie erst mit der Zeit als Eigenbezeichnung übernommen haben. Daß Onkel Dagobert sie beim ersten Anblick gleich so nennt, noch ohne ihre Eigenbezeichnung zu kennen – Treffer ins Schwarze. Auch im Herrn der Ringe nennen sich die Zwerge selber Zwerge. Wobei in Mittelerde weder Deutsch noch Englisch geredet wird, sondern Westron, und die Zwerge haben dort ihre eigene Sprache und bezeichnen sich selber als "Khazâd". Die Zwerge reden aber auch Westron, und wenn das ins Deutsche und Englische übertragen wird, ist "Zwerge" der "richtige" und nicht abwertende Name, den auch die Zwerge selber gebrauchen. Zwerg und stolz drauf! Braun sagt nun: "Warum ausgerechnet Erika Fuchs <…> Barks' Begriff der 'Pygmäen' in 'Zwerge' verwandeln muß, erstaunt. Das Wort Pygmäe als Synonym für kleinwüchsige Volksgruppen geht nämlich auf die griechische Antike zurück (u. a. bei Homer und Ovid zu finden) und wird hier von Barks völlig richtig (und keinesfalls rassistisch) verwendet. Dagegen sind Zwerge Phantasiewesen aus dem Märchenreich. Barks' Indianerstamm hier ist aber nicht Fantasy, sondern lediglich von kleinem Wuchs." Da muß ich – schon wieder im Ring des äußeren Donaldismus stehend – reingrätschen. Man kann nicht sagen, daß die Fuchs die "Zwerge" unmittelbar aus Sage und Märchen übernommen habe. Bekanntlich bezeichnet man damit seit unvordenklichen Zeiten auch wirkliche kleinwüchsige Menschen, besser gesagt: Man bezeichnete sie so, denn heute mag man's ja nicht mehr tun. Und nicht nur kleinwüchsige Einzelmenschen nannte man so, nein, die deutschsprachige Völkerkunde früherer Tage bezeichnete kleinwüchsige Volksgruppen als "Zwergvölker". Siehe etwa Meyers Konversations-Lexikon, 1888, oder Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1905, oder etwa diesen Vortrag eines Gelehrten von 1894 oder diesen von 1882. Gewiß, so sagt man heut wohl nicht mehr, aber bis weit ins 20. Jahrhundert tat man's eben, und Fuchsens "Zwergindianer" passen da gut hinein. Man mag von der Bezeichnung halten, was man will, aber wenn in der früheren wissenschaftlichen Völkerkunde in Deutschland die Rede von "Zwergvölkern" festgefügt war, kann man wirklich nicht behaupten, die Fuchs habe den kleinwüchsigen Indianern mit "Zwergindianer" einen Märchennamen übergestülpt. Ich weiß auch nicht, wieso Braun "Pygmäen" so viel besser als "Zwerge" findet. Wikipedia: "'Pygmäen' ist die Eindeutschung des lateinischen Namens pygmaei, der in der Antike aus der altgriechischen Sprache ins Lateinische übernommen wurde. Das altgriechische Wort πυγμαῖος pygmaíos bedeutet 'Fäustling', 'von der Größe einer Faust'; es ist von pygmḗ ('Faust') abgeleitet. In der Antike, im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit verwendete man den Namen zur Bezeichnung von mythischen Fabelvölkern, die angeblich in Afrika oder Asien lebten." Man beachte die von mir hervorgehobenen Teile: "Fäustling, von der Größe einer Faust", "mythische Fabelvölker". Was sind Pygmäen im Ursprung anderes als sagenhafte – Zwerge? Nee, es ist schon würdig und recht, daß die Fuchs "Zwergindianer" setzt statt "Pygmäenindianer". Das letzte ist sprachlich unschön, und mit dem Wort "Pygmäen" kann ein Jungleser womöglich gar nichts anfangen, wogegen jedes Kind weiß, was ein Zwerg ist. Und: Beim englischen "pygmies" mag's anders sein, weil man im Englischen eh viel mehr lateinert und griechelt als im Deutschen, aber im Deutschen nimmt man "Pygmäen" vor allem als "Namen" von kleinwüchsigen Völkern in Mittelafrika, und ihn kleinwüchsigen Indianern in Nordamerika überzustülpen, das wär' eher der Gewöhnung bedürftig.

11.07.2023, 13:40:50

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Ostsibirischer Korjakenknacker

@ostsibirischer_korjakenknacker

Ich glaube, dass Missverständnis liegt eher in der Annahme, es gäbe einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Übersetzung und Übertragung.

Ich kann den Unterschied keinesfalls besser erklären als Martin Buber selbst, der dem ersten Band seiner "Verdeutschung der Schrift" (NB: Nicht "Übersetzung") ein ausführliches Nachwort anfügt, in der er Näheres erklärt. Siehe: Buber, Martin, Zu einer neuen Verdeutschung der Schrift, in: Die fünf Bücher der Weisung, Stuttgart 1992 (10., verbesserte Auflage der Ausgabe von 1954).

11.07.2023, 15:55:30

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@coolwater

Siehe: Buber, Martin, Zu einer neuen Verdeutschung der Schrift, in: Die fünf Bücher der Weisung, Stuttgart 1992 (10., verbesserte Auflage der Ausgabe von 1954).

Papier ist so was von letztes Jahrtausend. https://jochenteuffel.files.wordpress.com/2020/02/buber-zu-einer-neuen-verdeutschung-der-schrift.pdf

11.07.2023, 16:05:11

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Verbrecherischer Kassenwart

@verbrecherischer_kassenwart

Papier ist so was von letztes Jahrtausend.

Und hat Jahrtausende überstanden. Was ist aus 5 1/4 und 3 1/2 Zoll Disketten geworden? Aus VHS-Cassetten? Aus DvDs und USB-Sticks? Ich hab auch schon die eine oder andere Festplatte entsorgen müssen, weil sie ihren Geist aufgegeben hat. V.K. em.

11.07.2023, 19:04:36

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@theodora_tuschel

Jaa, natürlich ... aber es gibt inzwischen modernere Ansätze als Martin Buber. Zu unterscheiden zwischen "Übertragung" und "Übersetzung" ist schön und gut und nicht falsch, reicht aber als Grundlage einer Übersetzungswissenschaft nicht aus. Heute geht es nicht mehr um antike Texte, die für Theologen und Altertumswissenschaftler wichtig sind, sondern um interkulturelle und intermediale Phänomene, zu denen auch Comis gehören mit ihrem ausgesprochen hybriden Charakter von Bild- und Textelementen, grafischen Symbolen und Onomatopöien. Wobei die Fragen, die an eine Übersetzung gestellt werden, letztlich immer die gleichen sind: wie treu, wie treffend, wie missverstanden, wie falsch, wie verständlich in der Zielkultur? Wie gut funktioniert der Transfer von der Ausgangs- zur Zielkultur? Da ist Erika Fuchs schon interessant - und die anderen Fuchs-Übersetzer:innen auch.

11.07.2023, 19:40:22

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Beppo

@beppo

> aber es gibt inzwischen modernere Ansätze als Martin Buber Und dann kommt der nächste Paradigmenwechsel. Deine Übersetzerinnenwissenschaft ist ja vermutlich nicht falsch, Damit kann man sich sicherlich hervorragend habilitieren. Für mein Verhältnis zu Erika Fuchs ist das aber so relevant, wie wenn ein Theologe im Oberseminar über einen tanzenden Derwisch in einer Windhose vorträgt. Oder noch ein anderes Beispiel: Ein Paradiesvogel ist eine Ansammlung von Eiweißmolekülen. Was wissen die Chemiker aber von Paradiesvögeln? Garbage in, garbage out.

12.07.2023, 03:33:48

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Ostsibirischer Korjakenknacker

@ostsibirischer_korjakenknacker

es gibt inzwischen modernere Ansätze als Martin Buber.

Ohne Zweifel. Aber bessere? Hm. Nur als Beispiel: Im Disput um eine gendergerechte Übersetzung des AT … ist es da angebracht, auf die Textversion eines jüdischen Sprachkundigen mit unglaublichem Hintergrundwissen über die jüdische Kultur, die philosophischen Traditionen und Riten zu setzen, oder auf eine junge (pseudo)katholische Theologin, deren deklariertes Erkenntnisinteresse Genderforschung ist…? Worauf ich hinauswill: „moderner“ ist nicht automatisch „besser“.

12.07.2023, 04:21:29

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Worauf ich hinauswill: „moderner“ ist nicht automatisch „besser“.

Habe ich auch nicht gesagt. Aber "moderner" heißt oft: neue Ideen, neue Ansätze, neue und weiterführende Gedanken. Da hat sich in der Übersetzungswissenschaft in den letzten zwanzig, dreißig Jahren viel getan. Im übrigen geht es hier nicht um Bibelübersetzungen und erst recht nicht um Genderforschungsschelte. Es geht um eine Auseinandersetzung mit Kritik an den Duck-Übersetzungen von Erika Fuchs aus außerdonaldistischer Sicht. Auch wenn die Kritik von Alexander Braun in "Alfonz" 3/2023 unnötig polemisch daherkommt, ist sie doch sachlich ernst zu nehmen. Mit dem Einwand, das sei keine Übersetzung, sondern eine Übertragung, macht man es sich allzu leicht. Dieses Argument greift nicht, weil es das große Spektrum der Übersetzungstechnik und Übersetzungskunst zwischen Google Translate und der höchsten Kunst der Lyrikübersetzung auf lediglich zwei Kategorien runterbricht: "Übersetzung - simpel, wortgetreu, kunstlos" und "Übertragung - anspruchs- und qualitätsvoll". Leider eine verbreitete Ansicht. Noch viel einfacher ist es natürlich zu sagen: Die Erde ist flach, und dabei bleibt's, und was andere Leute dazu zu sagen haben, ist ohnehin Müll. Ich halte eine differenzierte, neuere übersetzungswissenschaftliche Forschungen berücksichtigende Kritik der Fuchs-Texte für lohnend. Den inneren oder Wissenschaftlichen Donaldismus berührt das nicht, da sind die Fuchs-Texte sakrosankt. Die Auseinandersetzung mit Fuchs I und Fuchs II ist schwierig genug. Aber außerhalb dieses geschlossenen Denkraumes darf man kritische Fragen an den von Erika Fuchs geschaffenen Textkorpus stellen. Ich wünschte mir nur etwas mehr Sachlichkeit und etwas fundiertere Fachkenntnis.

12.07.2023, 16:51:56

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@coolwater

Wenn ich mal annehme, dass der Übersetzer pro Tag 3 Seiten abarbeitet (Überlegung und Reflektion muss schon sein) …

Nehmen wir an, so ein Übersetzungsbeamter hockt am Tag acht Stunden lang auf seinem Hintern. Das hieße nach Deiner Rechnung, er ist mit einer Barks-Seite mehr als zweieinhalb Stunden lang befaßt. Kommt das der Wirklichkeit nahe? Ich habe keine Erfahrung im Comicübersetzen, drum frag' ich. Auch wenn die Übersetzung eines Barksberichts mehr Überlegung benötigt als die einer Nullachtfuffzehn-Goofygeschichte – sooo viel ist der Sprechblasentext auf einer Barksseite gewöhnlich nicht, und die Berichte sind im Umfang begrenzt, und die Handlung ist nicht überverwickelt oder gar wirr, wie in manch anderen Werken, so daß man beim Barks keine Zeit damit ver(sch)wenden muß, durchzusteigen, was überhaupt "los ist". Somit könnt' ich mir denken, einer, der eingetaucht ist in seinen Barks, schwimmt doch etwas fixer, wenn er im Barksfluß drin ist. Beim Comicübersetzen kommt freilich hinzu, daß man die Sprechblasen ausmessen muß, um zu wissen, wieviel Platz man hat (die Schrift ist gewöhnlich auch eine andre als in der Urfassung – die Amis, nicht nur der Barks, scheinen ja nix andres zu kennen als handgeletterte Großbuchstaben, derweil in Deutschland zumindest bei Billigheftchen Großkleinmaschinenschrift noch immer trumpft), und dies ist eine nervige Arbeit, die man am besten nebenbei beim Fernsehen tut – so haben's vor Jahren Ehapa-Übersetzer berichtet. Aber, keine Ahnung, vielleicht schreiben die heut am Bildschirm gleich in die Sprechblasen rein. Irgendwann sollte die "Rationalisierung" ja einziehen …

12.07.2023, 21:52:07

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@coolwater

Speziell bei "Land of the Pygmy Indians" frage ich mich, warum sie auf jegliche historische und literarische Anspielung auf Hiawatha und Longfellow verzichtet hat. Nicht erkannt? Oder meinte sie, das würde in Deutschland in den 1950ern niemand kennen?

Vielleicht auch gar nicht gekannt. Die englische und amerikanische Literatur ist reich, und die Fuchs kannte da gewiß viel, aber nicht alles. Kennerin der englischen und amerikanischen Literatur war sie ja sozusagen nur im Nebenberuf. Davor kam erst mal die – gleichfalls reiche – deutsche Literatur. Wenn man sich entschließt, Kenner der slowenischen oder färöischen Literatur zu werden, schafft man's vielleicht, alles zu lesen, was groß und bleibend ist. Aber deutsche Literatur plus englisch-amerikanische Literatur und dazu noch einen auf Kunstgeschichte machen – da reicht ein Leben nicht, "alles" mitzunehmen. Ich hab' mal ein Interview mit Fritz Raddatz gelesen, wo er über seine Kollegen Literaturexperten spöttelte, die immer so täten, als ob sie alles gelesen hätten. Raddatz bekannte sich dann auch zu einigen Werken, die er nicht gelesen hatte. Habe da aber nur Goethes Farbenlehre in Erinnerung.

13.07.2023, 17:24:03

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duck313fuchs

@duck313fuchs

Dr. Braun verkennt nur, daß es den Donaldisten nicht um die Übersetzung irgendeines Textes geht, sondern neben dem zeichnerischen Werk von Carl Barks allein nur der Fuchs-Text Grundlage des Donaldismus ist, egal ob es sich insoweit um "gute" oder "schlechte" Übersetzungen handelt. Auch vergißt er, daß die Geschichten in der Micky Maus sich überwiegend an Kinder/Jugendliche wenden sollte, denen der amerikanische Zeitgeist der 50ger bis 70ger Jahre und auch die amerikanische Literatur nicht so bis gar nicht geläufig waren. Es ist gerade der Verdienst von Frau Dr. Fuchs, daß sie dem zeichnerischen Werk von Carl Barks eine für die Leser der damaligen Zeit verständliche und nachvollziehbare Grundlage gab. Soweit er am Text von Frau Dr. Fuchs kritisiert, daß sie die Zwergindianer als "Zwerge" bezeichnete, einem Begriff für Fabelwesen, was im Kontext nicht angemessen wäre, vergißt er, daß es in dem Bericht nur so von Fabelwesen wimmelt. Ich habe hier noch keine sprechende Ente gesehen, auch können sich die Zwergindianer "normal" mit den Tieren ihrer Umwelt unterhalten, was es so auch nicht gibt. Darüberhinaus wirft er den Donaldisten vor, daß sie Entenhausen als Realität ansehen, wobei es sich nur um Literatur handle. Wenn dem so ist, kann Frau Dr. Fuchs bei Verwendung des Wortes Zwerge kein Vorwurf gemacht werden, da sie ja dann über eine Fabelwelt berichtete. Dr. Braun zieht seine Kritik aus einem Bericht über Entenhausen und übersieht dabei, daß es auch viele Berichte gibt, in denen der Text von Frau Dr. Fuchs, wenn es um einen Vergleich der Texte ginge, weit überlegen ist.

16.07.2023, 07:26:02

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Coolwater OP

@coolwater

Archiv für Religionswissenschaft, 1933: https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/Content/56646/010284-1933.pdf Der Beitrag von Paul Schebesta, Seite 105 bis 140. Die Suchfunze liefert mir 35 Ergebnisse für "Zwerg". In Schebestas Stück geht's aber nicht um Schneewittchen und die sieben Zipfelmützen, sondern um: "Religiöse Ideen und Kulte der Ituri-Pygmäen (Belgisch-Kongo)". Der Verfasser war nicht wer, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte, sondern, Wikipedia, "ein Steyler Missionar, Ethnologe und Erforscher", da kommt's schon, "sogenannter Zwergvölker (Pygmäen, Negritos) Afrikas und Asiens, zu denen er mehrere Forschungsreisen unternahm". https://de.wikipedia.org/wiki/Paul\_Schebesta Man sehe sich auch die Titel seiner Schriften an. Jeder, der mal älteres völkerkundliches Schrifttum in die Hand genommen hat (und nicht nur in die Hand genommen, sondern gelesen), weiß, daß früher auch gestandene Gelehrte die kleinwüchsigen Völker in Afrika und Asien ohne weiteres als "Zwerge" und "Zwergvölker" bezeichnet haben. Davon abgegangen ist man wohl so langsam erst in der Nachkriegszeit (sechziger, siebziger Jahre). Braun trägt manchen guten Punkt vor, aber beim Vorwurf, Fuchs habe den Zwergindianern einen Märchennamen aufgepfropft, konnte ich nur den Kopf schütteln. Ich will ihm nicht ankreiden, daß ihm das offenbar nicht bewußt war, aber man muß deutlich betonen, daß dieser eine Pfeil (Name aus dem "Märchenreich") ins Leere geschossen ist. Recht hat er dagegen, wenn er die Fuchs dafür rüffelt, daß die Zwergindianer sich selber so nennen. Das ist in der Tat ein bißchen bekloppt, zumal da Barks ihnen ja einen gescheiten Eigennamen verpaßt hat. Man kann nun sagen, es ist bescheuert, von echten kleinwüchsigen Menschen und ganzen Völkern als Zwergen zu reden, und mag als Fortschritt verbuchen, daß man's heut nicht mehr tut. Aber soll man die Fuchs schelten, weil sie zu ihrer Zeit nicht päpstlicher war als der Papst? Die Frau war Jahrgang 1906, die Zwergindianerübersetzung stammt von 1961. In die völkerkundliche Redeweise ihrer Tage paßt "Zwergindianer" ausgezeichnet hinein. Und wie gesagt: Mit "Pygmäen" meint man im Deutschen nur die Kleinwüchsigen Afrikas, aber nicht die Südasiens ("Negritos"), "Pygmäen" wäre für die "Pygmy Indians" im Deutschen ein Mißgriff gewesen. Während man kleinwüchsige Menschen oder Völker heute nicht mehr Zwerge nennt, ist das Wort im Tierreich noch gang und gäbe: Zwergelefant, Zwergohreule, Zwergkaninchen, Zwergwal, Zwergflußpferd und, und, und. Und die Sterndlgucker kennen Zwergplaneten und Zwerggalaxien. Da denkt auch niemand an kleine Manschgerln mit langen Bärten und Zipfelmützen.

16.07.2023, 19:30:35

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Beppo

@beppo

Ich glaube, ich hab schon mal auf dieses Buch (erschienen in den 1970ern in der Ostzone) hingewiesen.

17.07.2023, 03:15:20

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@coolwater

Während die Kleinwüchsigen in Afrika und Südasien ein alter Hut sind, sind "Zwergindianer" bei uns scheint's ebenso eine Bombe wie auf Stella Anatium: https://www.furche.at/kritik/ausstellung/zwergindianer-in-venezuela-6611222 https://www.jstor.org/stable/25753240 Ob Afrika, Asien oder Amerika: In unsrer Welt sind alle Kleinwuchsvölker in Äquatornähe in der tropischen Zone zu finden, was offenkundig mit einer Anpassung an den Lebensraum zu tun hat (siehe hier die Karte auf Seite 6): https://www.zobodat.at/pdf/ANNA\_84A\_0085-0095.pdf Von "Zwergindianern" im kanadischen Waldland weiß man bei uns nix. Aber in solchen Dingen ticken die Uhren auf Stella Anatium eh ganz anders. Letztlich sind auch die Anat(o)iden "Zwerge".

17.07.2023, 10:34:09

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@coolwater

Übersetzerin Erika Fuchs gilt vielen Freundinnen und Freunden des Donaldistischen als sakrosankt. Zu Recht? O nein, ruft Alexander Braun energisch dazwischen. Die Kolumne „Times mager“. https://www.fr.de/kultur/timesmager/kluge-enten-92411258.html Ohne Tormaut lesbar.

03.08.2023, 17:23:26

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Direpol

@direpol

Ich schätze Judith von Sternburg als Opern- und Literaturkritikerin, aber hier liegt sie völlig daneben.

03.08.2023, 22:35:06

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Beppo

@beppo

> Ich schätze Judith von Sternburg als Opern- und Literaturkritikerin, aber hier liegt sie völlig daneben. Sie berichtet ja nur und gibt die Erkenntnisse von Alexander Braun weiter, was ja auch zum Job einer Medienlumpenden dazugehört. Braun selbst ist ein anderes Kaliber. Ich bin nicht bereit, 8,95 € für seinen Artikel auszugeben, aber mein Eindruck aus der ausführlichen Diskussion ist, dass er mit einem Prokrustesbett voller politisch korrekter Vorurteile an sein Thema herangegangen ist. Garbage in, garbage out. Ich wäre ohne Weiteres in der Lage, mit solchen Voraussetzungen anerkannte Klassiker wie, sagen wir mal, die Zauberflöte oder Moby-Dick als üble rassistische Machwerke zu entlarven. Nichts leichter als das, aber dient es auch der Wahrheitsfindung?

04.08.2023, 07:47:30

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Coolwater OP

@coolwater

Beim Lesen des Wikipediaartikels zu Harry Rowohlt stieß ich auf ein nettes Bongmöhchen Karl Krausens: "Der Literaturkritiker Hellmuth Karasek äußerte, Rowohlt sei nicht nur ein begnadeter Kinderbuchübersetzer gewesen, sondern auch ein Vermittler irischer Literatur: 'Man könnte sagen, dass er das Karl-Kraus-Diktum befolgt hat: 'Übersetzen? Üb: ersetzen'. Er hat also Bücher neu geschaffen durch seine Übersetzung, kongenial in den deutschen Slang aus der irischen Alkoholsprache übertragen.'" https://de.wikipedia.org/wiki/Harry\_Rowohlt#Rezeption Da mußt' ich gleich an unsre Fuchs denken (mal abgesehen von der Alkoholsprache). Überhaupt der Rowohlt: Was Jahrgangsverortung, Lebenshintergrund und Behaarung angeht, kommt er daher wie ein Bilderbuchdonaldist. Ich finde aber nichts im Netz, was darauf hindeutete, daß er den Barks und die Fuchs je gelesen, geschätzt, geehrt hat. Dabei war Sprachkunst doch genau seins. Aber vielleicht hat er als Kind nur klassische Jugendbücher wie den Lederstrumpf verschlungen – hätt' er was verpaßt!

21.08.2023, 15:21:33

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Ich war mal mit Harry Rowohlt und anderen Leuten in einer Kneipe. Da kam das Gespräch auf Donaldismus. Er fragte mich in strengem Prüfungston, wie Dagobert Duck auf Amerikanisch heißt. Ich wusste die Antwort, und damit war das Thema für ihn erledigt. Eine Affinität zu Barks, Fuchs oder gar dem Donaldismus war nicht zu spüren.

21.08.2023, 18:32:37

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Schon interessant, mal über den Tellerrand zu gucken. Zuerst fiel mir bei den dänischen Donaldisten auf, dass sie unsere Verehrung für Erika Fuchs seltsam bis komisch finden. Dann fand ich in anderem Zusammenhang diesen Artikel: https://kjelljs.github.io/blog/2021/03/29/egg. Norwegisch kann nicht jeder lesen, aber heute gibt es ja recht gute Maschinen dafür wie DeepL Translate (es muss nicht immer Gockel sein). Der Autor vergleicht die Übersetzungen von "Im Land der viereckigen Eier" von Erika Fuchs und ihrer norwegischen Kollegin Vivi Aagaard. Selbstmurmelnd (Lokalpatriotismus) gewinnt Aagaard 6:2. Interessant sind die Argumente des Verfassers. Gar nicht schlecht und sehr bedenkenswert! Natürlich hat er, ähnlich wie Alexander Braun in "Alfonz" (weiter oben in diesem Faden) sich eine Geschichte ausgesucht, die übersetzerisch besonders interessant ist. Grade hier - wie auch in der Geschichte von den Zwergindianern - hat Erika Fuchs sich nicht mit Ruhm bekleckert. Das muss man ehrlich zugeben. Was natürlich nicht heißt, dass sie nicht insgesamt eine großartige Übersetzerin war.

04.09.2023, 18:52:01

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Direpol

@direpol

Ein Beispiel statt aller: "Der Professor wird es nicht merken, wenn ich mir ein Kosthäppchen nehme." Ich mag verblendet sein, aber für meinen Geschmack sind die Sprechblasen der Viereckigen Eier eine Serie von Ruhmesblättern der Übersetzerin. Was sind denn die Argumente zugunsten der norwegischen Kollegin?

04.09.2023, 23:59:08

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Beppo

@beppo

Fragen kostet nichts. War Erika Fuchs eine gute Übersetzerin? War sie überhaupt eine "Übersetzerin"? War sie eine bessere Übersetzerin als Vivi Aagaard? Das sind natürlich Fragen, die man stellen darf. Aber es sind letztlich uninteressante Fragen. Erika Fuchs war ein schwarzer Michelangelo, um es mal gleichzeitig sexistisch und rassistisch zu formulieren. Ihr Werk passt in keine Schublade. Da sind wir uns hier auf dem Brett doch einig. Die obigen Fragen entspringen einer Hitparaden- oder Fußballligamentalität. Wozu will ich das denn überhaupt wissen? Macht Milka bessere Schokolade als Ritter Sport? Es kommt doch viel mehr auf das Individuum an, das die Schokolade gerade genießt.

06.09.2023, 15:01:12

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Ich mag verblendet sein, aber für meinen Geschmack sind die Sprechblasen der Viereckigen Eier eine Serie von Ruhmesblättern der Übersetzerin. Was sind denn die Argumente zugunsten der norwegischen Kollegin?

Ich habe mich schlecht ausgedrückt. Fuchs' Version von "Im Land der viereckigen Eier" finde ich ebenfalls sehr gut, auch die Lösung, die sie für die Wiedergabe des amerikanischen Südstaatendialekts gefunden hat. Ihre Fassung von "Im Lande der Zwergindianer" fällt dagegen deutlich ab gegen andere Übersetzungen. Voraussichtlich erscheint dazu etwas im nächsten DD. Beppos Meinung ist innerdonaldistisch wohl Konsens. Im weiteren Umkreis, sozusagen im innersten Kreis des Äußeren Donaldismus finde ich Übersetzungsfragen allerdings sehr interessant. Donaldisten sind so daran gewöhnt, Erika Fuchs als "Medium" und einzige, zudem hoch gelobte Texterin zu sehen, dass kritische Stimmen zu ihrem Werk bislang kaum laut wurden. In anderen Ländern ist das anders, da liest man auch mehr die Barks-Texte und sieht die Übersetzungen nüchterner. Ich bin eher zufällig auf Übersetzungsvergleiche gestoßen und dabei auch auf den oben verlinkten Vergleich zwischen Fuchs und Aagaard. Das sind aber eher Detailbeobachtungen, lieber Direpol, es ist kein gründlicher Forschungsartikel. Übersetzungstechnisch sind die beiden oben genannten Berichte sehr interessant, weil beide im Barks-Text besondere sprachliche Eigenheiten aufweisen. Ich finde es spannend zu sehen, wie die verschiedenen Übersetzer:innen damit umgegangen sind und welche Lösungen sie gefunden haben. Das ändert nichts an der Definition des deutschsprachigen Donaldismus als Barksismus-Fuchsismus.

06.09.2023, 15:34:25

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duck313fuchs

@duck313fuchs

Bei der Kritik an der "Übersetzungsarbeit" von Frau Dr. Fuchs ist aber auch der Zeitgeist und ihre Intention zu berücksichtigen. Hätte Frau Dr. Fuchs in den 50/60ger Jahren Barks wörtlich - und damit "richtig" wie es jetzt ja anscheinend gefordert wird - übersetzt, hätte ehapa mit den Micky Maus Heften keinen Erfolg gehabt, da die Geschichten dann einfach teilweise für die damaligen Leser (Adressat waren Kinder und Jugendliche ohne humanistische oder literarische Bildung und Kenntnis des american way of life) unverständlich gewesen wären. Jetzt wie Alexander Braun in Alfonz bezüglich des Berichtes über die Zwergindianer festzustellen, daß '1957 in Amerika jedes Kind aus seinem Schulbuch den Song von Henry Wadsworth Longfellows The Song of Hiawatha von 1855' gekannt habe, ist als Kritikpunkt völlig ungeeignet, weil damals in Deutschland halt wohl kein Leser der Übersetzungen von Frau Dr. Fuchs diese Kenntnis hatte. Insoweit wäre es auch interessant zu erfahren, ob Alexander Braun beim ersten Lesen des Berichte über die Zwergindianer schon von den literarischen Bezügen im Barks-Original Kenntnis hatte, oder sich - wie wir alle - nur an den Berichten erfreut hat und später erst seine literarischen Offenbarungen fand. Uns Donaldisten haben die Übersetzungen von Frau Dr. Fuchs geprägt und erfreut und zumindest ich lasse mir von keinem Klugscheißer nunmehr die Freude an der Arbeit von Frau Dr. Fuchs nehmen.

06.09.2023, 20:02:09

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Beppo

@beppo

Heute in meiner Heimatzeitung: https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/kultur/comic-manga-manga-day-alexander-braun-e665527/ Kam mir auf den ersten Blick schon sehr intelligent vor. Dann habe ich gemerkt, dass der Artikel von dem Alexander Braun ist. Ich verstehe nichts von Mangas und interessiere mich auch nicht sehr dafür. Ich habe aber den Verdacht, dass Braun wie in seinem Fuchsartikel eine Neigung zu einer gewissen Augen-zu-und-durch-Argumentation hat. In diesem Fall ist alles einseitig pro-Manga und pro-Japan. Aber vielleicht bin ich auch nur voreingenommen.

19.09.2023, 07:14:59

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duck313fuchs

@duck313fuchs

...ist leider mit Bezahlschranke, ist aber wohl auch nicht lesenswert...

19.09.2023, 08:02:33

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Beppo

@beppo

> ...ist leider mit Bezahlschranke, ist aber wohl auch nicht lesenswert... Die Bezahlschranke kann ich als VIP leider nicht sehen.

19.09.2023, 08:35:34

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Coolwater OP

@coolwater

Kam mir auf den ersten Blick schon sehr intelligent vor. Dann habe ich gemerkt, dass der Artikel von dem Alexander Braun ist.

Über Comics hat der Mensch schon ein beeindruckendes Wissen, und er kann auch den den Gegenstand zergliedern und geistig durchdringen; mag sein, daß er manchesmal eine bestimmte Durchdringrichtung zu verbissen beibehält. Neben Ente Süß Sauer – Carl Barks und die Folgen habe ich von ihm den 430-Seiten-Wälzer Going West! Der Blick des Comics Richtung Westen gelesen, und das nicht ohne Gewinn. Ich besitze noch eine weitere Riesenschwarte, deren Mitherausgeber und Hauptverfasser er ist: Pioniere der Comics. Eine andere Avantgarde. Das Buch ist durch Zufall in meine Hände gelangt, und ich hab's nur durchgeblättert und oberflächlich angelesen, da ich an Windsor McCay und Co. keinen großen Anteil nehme. Doch nähm' ich den, auch aus diesem Werk sög' ich gewiß Nektar. Der üble Witz ist ja, daß wir Otto Normalcomicteilnehmer Brauns Arbeiten überhaupt nicht vernünftig zur Kenntnis nehmen, saugen und würdigen können, weil sich alle diese Schwarten über den gewöhnlichen Buchhandelsweg nicht beziehen lassen, sondern nur an bestimmten Orten bei Ausstellungen erworben werden können (konnten!). So wird das nix mit dem Ruhm, da sollte man sich besser auf einen Fahnenmast hocken. Es gibt ein weiteres Ausstellungsbuch von Braun über den Zweiten Weltkrieg im Comic, das ich gern besitzen und lesen tät', aber Preise von um die hundert Euro, wenn mal irgendwo ein einzelnes Buch auf den Wellenkämmen des Weltnetzes auftaucht, bin ich nicht bereit zu zahlen.

19.09.2023, 10:24:59

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@coolwater

Alles die Ohren spitzen! Grad hab' ich gesehen: Der Braun Alexander setzt im Oktober eine neue Schwarte in die Welt, und zwar – hört, hört! – eine, die man dann offenbar auf gewöhnlichen Wegen kaufen kann, ohne daß man zu irgendeinem Museum am anderen Zipfel der Republik fahren muß. Staying West – Comics vom Wilden Westen. Angucklink mit Leseprobe: https://www.ppm-vertrieb.de/Staying-West-Comics-vom-Wilden-Westen::318310.html Was gibt's für Donaldisten da nun die Ohren zu spitzen? Das: Wie es aussieht, handelt es sich nicht um eine bloße Neuausgage der von mir im Vorbeitrag erwähnten Westernschwarte Go West!. Seitenzahl unterscheidet sich deutlich. Vor allem: In der Leseprobe sehe ich auf Seite 32 der Schwarte Barksens Zwergindianerbericht und Fuchsens Übersetzung besprochen; in Go West! war nach meiner Erinnerung (kann's grad nicht überprüfen) von Barks keine Spur. Der Alfonz-Artikel kommt somit nicht aus dem Nichts. Ob im neuen Western-Buch bloß die Zwergindianer-Ausführungen aus Alfonz mit etwas anderen Worten wiederholt werden oder ob's mehr gibt – weiß ich auch nicht.

19.09.2023, 14:04:34

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@coolwater

Mit Fräulein Tuschel habe ich mich in den letzten Tagen ein wenig über die Übersetzerei ausgetauscht. Ich will unterstreichen, welch ein Glück es ist, daß wir unsere Fuchs haben, und letztlich ein Zufallsglück, keins, das durch planmäßige Arbeit gebahnt worden wäre, das somit gar kein Glück wäre, sondern erwartbare Ernte ausgestreuter Saat. Wir ehren die Fuchs für ihre Kunst, aber im Grunde nehmen wir's als gegeben hin, daß mit ihrem Wirken Entenhausen den Ton hat, den wir kennen. Alle Entenhausenübersetzer, die nach ihr kamen, schreiten weiter auf dem Pfad, den sie bahnte, dessen Richtung sie wies. Gewiß, sie schlagen Seitenwege ein, geben ihren Übersetzungen eigene Duftmarken; einer frischen Micky-Maus- oder TGDD-Übersetzung merkt man schon an, das ist nicht Fuchs, sondern von wem anderen. Aber all die anderen werden am Ende auf die Fuchsbahn gesetzt, ob sie wollen oder nicht, in der Entenhausenübersetzerei kann keiner mehr das Rad neu erfinden. Wie ganz anders es aber sein könnte – wir haben glücklicherweise ein Beispiel mit den Chotjewitzübersetzungen in den Melzerbänden. Glücklicherweise meine ich hier gar nicht spöttisch, ich sehe es für die große Schau tatsächlich als glücklichen Umstand, daß wir mit den Chotjewitzübersetzungen als "Versuch" Entenhausen auch in einer ganz anderen Toneinstellung bekommen haben. So müssen wir uns dieses "alternative Entenhausen" nicht nur als Denkmöglichkeit aus dem Hirn dünsten, als Luftgebilde, das nicht ist und nie war, Alles ist so viel einfacher, kunstloser, roher beim Chotjewitztext (der obendrein den Umweg übers Italienische gegangen ist). Und ein Beispiel für eine Einzeltoneinstellung Fuchsens: Wie im Urbarks auch sprechen bei Chotjewitz die Ducks von sich als "Enten" und werden von anderen so geheißen, und sie kreischen "Quack!". Das hat die Fuchs von Anbeginn abgestellt, nur in ganz vereinzelten, besonderen Lagen tritt dieses Ententum der Ducks hervor. Alle deutschen Übersetzer bis heute bleiben bei dieser Fuchstoneinstellung – müssen dabei bleiben, können hier gar kein eigenes Süppchen kochen. Uns kläng's schräg und ungehörig, nennten Donald und die Seinen sich Enten. Der Fuchs hat niemand gesagt, wie sie übersetzen soll, und sie fragte nicht erst lange, wie sie übersetzen sollte, sondern sie übersetzte eben irgendwie. Nein, nicht irgendwie, sondern wie's ihr recht dünkte. Den Entschluß, Entenhausen den Ton zu geben, den sie ihr gab, faßte sie kraft eigener Selbstherrlichkeit. Aber wie's gelaufen ist, war reines Glück. Und alles hätte auch ganz anders laufen können. Nehmen wir an, an jenem denkwürdigen Tag, als Erika Fuchs in einem Stuttgarter Büro saß und zur Micky-Maus-Chefredaktion kam wie die Jungfrau zum Kinde, also zur richtigen Zeit am richtigen Ort war – nehmen wir also an, an jenem Tag hätte Frau Fuchs mit schwerem Fieber in Schwarzenbach das Bett gehütet; Besuch in Stuttgart abgesagt. Statt ihrer hätte sich nun ein Chotjewitz in jenes Stuttgarter Büro verlaufen – ich sage nicht "der" Chotjewitz, der war zu dem Zeitpunkt zu jung, und einen Doktortitel hätte man auch "gebraucht", um als Micky-Maus-Chefredakteur aus dem Büro zu schreiten. Also "ein" Chotjewitz, einer, der von ähnlichem Übersetzergeist beseelt war, noch allgemeiner, einer, der einfach ganz anders übersetzt hätte als die Fuchs. Hätte dieser "Chotjewitz" einen Professortitel gehabt, zweifellos hätte er sich mit Zähnen und Klauen dagegen wehren müssen, daß sie ihm das Micky-Maus-Amt aufbinden. Aber Professor hin oder her, entscheidend ist, "was hinten rauskommt". Und wenn der Mensch keine rechte Übersetztlust gehabt hätte, vielleicht auch keine hohe Meinung von dem, was den "dummen" Kindern in diesen "primitiven" Bildergeschichten zuzumuten und aufzutischen sei, als Fachmensch für Gottweißwas vielleicht auch nicht wie die Fuchs literarische Bildung und Sprachkunstwollen gehabt hätte, die er in den Sprechblasen überreich zu verschwenden gedacht hätte – dann, ja dann hätten wir vielleicht vom ersten Tag an Barksberichte im Stile der Chotjewitzübersetzungen bekommen, und ich sag' Euch eins, Leute: Wir erfreuten uns an diesem Entenhausen, wie man sich eben dran erfreuen könnte, denn wir kennten es nicht anders. Barksens Erzähl- und Zeichenkunst ist zu stark, eine ungeschlachte Übersetzung, eine schräge Toneinstellung, sie kann den Genuß trüben, aber sie schafft es nicht, den Barks in den Abgrund zu ziehen. Doch wäre Entenhausen von Anbeginn auf diese Bahn gerollt worden, wir hätten gar nicht den Vergleich mit dem Fuchsentenhausen, das nie war; somit wären wir den fuchslosen Barks zufrieden gleich den gefesselt in der Höhle Hockenden, die nichts anderes kennen als die tanzenden Schatten an der Wand. Wahrscheinlich hätten wir bis heute ein Übersetzungswirrwarr, weil an einer zu einfachen, kunstlosen, "kindgerechten" Übersetzung, die Entenhausen vielleicht zwanzig Jahre lang zuteil geworden wäre, doch einmal Mißmut aufgekommen wäre, und wer anders hätte dann in die Hände gespuckt, sich auf den Hosenboden gesetzt und das Barkswerk neu zu vertonen versucht. Und wir sähen heut wohl ein Hauen und Stechen über die Frage, wie Entenhauen am rechtesten ins Deutsche zu übertragen sei, und die Fachleute und Fäns mahnten gewiß, die urbarksgetreuste Übersetzung sei die beste und davon Abwege zu beschreiten sei vom Übel, und in der fuchslosen Welt wär's dies vielleicht auch. Von einer Übersetzerin Erika Fuchs, die um 1950 einige Jahre lang für Reader's Digest längst vergessene Kleinarbeiten gemacht hätte, hätten wir indes nie erfahren. Zur falschen Zeit das Bett gehütet – ein geschichtlicher Schmetterlingsschlag mit Sturmfolgen. Vielleicht hätte sich die Fuchs als freie Übersetzerin für einen Kunstverlag ausgetobt, das würde zu ihr passen. Englische Bücher über den Barock oder den Klassizismus ins Deutsche übersetzen und so Sachen. Die würden sich gewiß auch schön lesen.

23.09.2023, 13:23:56

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Beppo

@beppo

Einen Aspekt vermisse ich noch: EF hatte zufälligerweise ein besonders herausragendes Talent für genau den Job, den sie mit viel Glück ergattert hat. So wie Luther optimal für die Bibel geeignet war. Reiner Zufall, aber solche Zufälle gibt es natürlich. Fast jede Woche hat jemand sechs Richtige im Lotto. Wäre EF 1950 ein Dachziegel auf den Kopf gefallen, dann würden wir heute in einem von 37 anderen Foren jeweils vor uns hinfaseln. Über friesische Fingerhüte, den Mythos von Myrtenkränzen oder was auch immer.

23.09.2023, 13:59:30

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@coolwater

Grad der Vergleich mit Luther zeigt aber den Unterschied. Luther ist nicht durch solches Zufallsglück zur Bibel gekommen wie die Fuchs zum Barks. Zu Luthers Zeit war das Christentum längst allherrschend in deutschen Landen, und die Bibel ist das Heilige Buch dieses Glaubens, und Luther war ein Mönch und Theolog, also mittendrin in der "Sache". Und wenn's eh eine Zeitneigung gab, das Latein mehr und mehr zu entbehren und statt seiner Deutsch zur Schriftsprache zu machen, war's natürlich, daß ein sprachgewaltiges Mönchlein wie der Luther sich "ranmachte" ans Buch der Bücher (er war eh nicht der erste, der die Bibel ins Deutsche brachte). Fuchsens Weg zu Barks wäre ähnlich gewesen, wenn zu ihrer Zeit der Urbarks in Deutschland längst allbekannt und allgeschätzt gewesen wäre und wenn auch jeder, der Lust hatte, sich hätte ranmachen dürfen (Rechte!). Aber so war's nicht. Fuchsens Weg zu Entenhausen war alles andere als vorgezeichnet, sondern in höchstem Maße Zufallsglück. Sie schneite zur richtigen Zeit ins richtige Büro hinein, und sie hatte den erwünschten Doktortitel, und zu Entenhausen mußte sie erst auch getragen werden ("das geht nicht in Deutschland"). So war's.

23.09.2023, 14:29:05

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

EF hatte zufälligerweise ein besonders herausragendes Talent für genau den Job, den sie mit viel Glück ergattert hat. So wie Luther optimal für die Bibel geeignet war.

Ja. Für uns war es ein sehr glücklicher Zufall. Oder doch nicht? Es ist schon auffällig, dass in den ersten zehn oder fünfzehn Jahren nach dem Krieg auch in Dänemark, Schweden und Norwegen sehr gute Übersetzer:innen tätig waren, alle hoch gebildet und auch sonst nicht dumm. Woanders vielleicht auch. Wenn ich polyglott wäre, würde ich einen Vergleich anstellen zwischen allen europäischen Übersetzungen von 1948 bis 1960. Fände ich spannend. Dass Luther kein so großer Zufall war, glaube ich auch. Hätte es ihn nicht gegeben, wäre ein anderer gekommen. Die Zeit war einfach reif Anfang des 16. Jahrhunderts. Wobei meine Verehrung für Luther als sprachgewaltigen Riesen meiner Verehrung für Erika Fuchs nahekommt. Der hat eine sprachliche Modernisierung einfach nicht nötig. (Kleiner Seitenhieb gegen modische Textkorrekturen.) Seltsam finde ich einen anderen Aspekt: Nicht nur von Fuchs, auch von Helene Kløvstad (Norwegen) lese ich, dass sie sich aus Comics eigentlich nichts machten und nie welche lasen. Außerdem ist zuverlässig überliefert, dass beiden der Niveauunterschied zwischen Barks' Duck-Geschichten und anderen Storys nicht aufgefallen ist. Das finde ich wirklich verwirrend, wenn ich an die Qualität ihrer Texte denke. Professionelle Distanz? Ich übersetze hin und wieder viktorianische englische Literatur. Meine Erfahrung: Ich übersetze umso lieber, umso genauer, umso kreativer und umso besser, je besser ich das Werk verstehe (Selbstverständlichkeit) und je mehr ich es mag. Eine (Bilder-)Geschichte, die mich eigentlich nicht interessiert, richtig gut zu übersetzen - das geht eigentlich nicht. Nota bene: Das hier ist natürlich nicht Wissenschaftlicher Donaldismus, sondern Äußerer oder Literarischer Donaldismus.

24.09.2023, 17:43:35

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Beppo

@beppo

> Helene Kløvstad Vielleicht ist der Unterschied zwischen Helene Kløvstad und EF der gleiche wie der zwischen 99 % und 95%. Der ist vorhanden, aber sehr schwer zu beschreiben. Weißt du Näheres, Tuschelnde? Kamen welche der skandinavischen Übersetzerinnen auch aus dem Stall von Reader's Digest? Die Zeiten nach 1929 (Barks) bzw nach 1945 (Fuchs) waren ja recht aufgewühlt. Da musste mancher Hochqualifizierte (m/w/d) jobmäßig nehmen, was er kriegen konnte, There is a tide in the affairs of men which, taken at the flood, leads on to fortune. (Tante Gugel bietet mir hier die Übersetzung "Der Strom der menschlichen Geschäfte wechselt; nimmt man die Flut wahr, führet sie zum Glück." an. Nicht so gut wie das Original, höchstens 95 %.)

25.09.2023, 04:41:02

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@coolwater

Der Vergleich mit Norwegen zeigt noch eine weitere glückliche Fuchsfügung, die wir mehr-weniger als gegeben hinnehmen: Die Fuchs lebte und wirkte lang genug, um sich des gesamten Barkswerks anzunehmen. Bis der Barks bei uns durch war, das hat ja hier wie anderswo in Europa ein halbes Jahrhundert gedauert, bis ums Jahr 2000. Was, wenn sie um 1965 keine Lust mehr auf Donald, Goofy und Ede Wolf gehabt hätte oder wenn da der Bepponische Dachziegel gefallen wäre und den Weltenlauf geändert hätte? Oder wenn sie schon mit siebzig friedlich im Bett gestorben wäre? Die Norweger haben ja nicht eine, sondern zwei, ja zweieinhalb Erika Füchse: Helene Kløvstad (1903–1998), die erste Fuchs, wirkte bis 1960. Elisabeth Skaare (1926–2009) zähle ich als halbe Fuchs. Sie war nur für kurze Zeit in den frühen Sechzigern tätig, hinterließ da aber etwa die denkwürdig-klassische norwegische Übersetzung des Zwergindianerberichts. Die zweite Vollfuchs war Vivi Aagaard (1918–1992) in der Zeit von 1962 bis 1989. 1989 war in Norwegen freilich noch nicht der ganze Barks durch. Überhaupt – in den skandinavischen Ländern ist immer weniger Barks veröffentlicht worden als hierzulande, man mache für beliebige Berichte bei Inducks den Stichprobenvergleich. Maharadscha für einen Tag zum Beispiel erschien in Skandinavien schon in den siebziger Jahren in den dortigen Entsprechungen der Melzerbände, aber in gescheiter Form in einem Heft in Dänemark, Schweden und Norwegen erst 1994 und in Finnland, man glaubt's kaum, 2003! Die Skandinavier sind nun nicht weniger barksnärrisch als wir, aber es ist eben der Fluch kleinerer Sprachgemeinschaften mit niedrigeren Auflagenhöhen für Druckwerk, daß man dort dreimal nachdenkt, bevor man die Presse anschmeißt. Die norwegischen Füchse lebten ja alle länger, als sie wirkten. Ich weiß nicht, ob sie nach 1989 eingespannt wurden, um die noch ausstehenden Barkse zu übersetzen. Solang ich's nicht weiß, geh' ich davon aus, es war nicht so. Das heißt, fürs Resteessen mußte noch ein vierter Mensch ran. Wohl Harald Dyrkorn, der Hauptübersetzer der Nachaagaardzeit, der sich dann unter anderem bei der Vernorwegischung des Rosawerks einen Namen machte. Dyrkorn ist gewissermaßen der norwegische Peter Daibenzeiher. Das heißt, im norwegischen Barkswerk haben wir es mit vier, vielleicht sogar noch mehr Übersetzern zu tun. Ich sag' jetzt nicht, daß man damit nicht leben könnte, die Norweger tun's offenbar, und das nicht schlecht. Ihre Übersetzer haben gewiß alle ausgezeichnete Arbeit geleistet, und die Mehrstimmigkeit im Barkswerk ergibt wohl keinen Mißklang. Es ist also wohl nicht so, als müßte bei uns in der Barksgesamtheit die Fuchs sich den Platz mit Chotjewitz teilen, sondern mehr so, als tät' sie's, sagen wir, mit Kabatek, Kinkel und Daibenzeiher. Damit müßten und könnten wir wohl gut leben, und bei einem frühen Ausscheiden Fuchsens würden wir danach entstandene Kabatek-, Kinkel- und Daibenzeiherübersetzungen der Berichte als deren beste Form annehmen und ehren. Doch wir haben, Fuchsens langem Leben und ihrer Übersetzmunterkeit bis zum letzten Atemzuge sei Dank, den ganzen Barks in einem Fuchsguß (jaja, zwei oder drei Spätfieselschweife haben wir nur mit Grotetext; drauf geschissen, Pienatz!), und das, Herrschaften und Frauschaften, ist nicht selbstverständlich, und es ist wunderbar! Die Dänen mit ihrer neunundneunzigjährigen Sonja Rindom hat's ja ähnlich gut erwischt, nach meinem Wissen hatte sie gleich der Fuchs den gesamten Barks unter ihren Fittichen (wenn auch dort offenbar der Rindomtext nicht ganz so als unantastbare heilige Kuh gesehen wird wie hierzulande der Fuchstext). Von der Barksübersetzerei in, sagen wir, Finnland, Italien, Frankreich, Holland weiß ich nun null Komma gar nix. Aber daß ein Mensch über viele Jahrzehnte den ganzen Barks durchgeackert hat – das ist wohl die Ausnahme.

25.09.2023, 09:38:36

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Beppo

@beppo

Ein bisschen betreiben wir gerade Chaosforschung. Warum gibt es auf Deutsch den ganzen Barks in einer exzellenten Übertragung (oder manchmal auch in zweien)? Weil 1950 in China ein Sack Reis umgefallen ist. Oder vermutlich eher NICHT umgefallen ist. Oder steckt da gar ein höheres Wesen mit einem tetragrammatischen Namen dahinter? Fuchs/Barks ist ein Zufallsprodukt wie Valentin/Karlstadt, Loriot/Hamann, Nanker/Phelge oder Gilbert/Sullivan. Wenn es sie nicht gegeben hätte, würde niemand darüber spekulieren. Die Wolken ziehn dahin. Sie ziehn auch wieder her.

25.09.2023, 12:07:00

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@coolwater

Die Welt ist ein Würfelspiel, Gott der große Knoblist, und ich liebe Was-wäre-wenn-Grübeleien. Was wäre, wenn die Fuchs Ende der sechziger Jahre nicht mehr gemocht oder gekonnt hätte? So könnt's weitergegangen sein: "Kommissarisch" hätte der Kabatek sich, zumindest für den "wichtigen" Donald, der Übersetzerei angenommen. Er konnt's schon. In Asterix und in den Onkel-Dagoberts-Schatztruhe-Alben hat er sich ausgetobt. Aber das ist schon ein etwas anderer Ton und Witz als bei der Fuchs. Für denkwürdige Barksberichte hätte Kabatek vielleicht denkwürdige Übersetzungen geschaffen; womöglich käm' Professor Püstele aus Stuttgart und dääde die Eckenhausener Schwäbisch schwätze. Da er sich im Verlag noch um den Zahlenscheiß kümmern mußte, hätte er sich vielleicht von wem anders Rohübersetzungen zur Weiterbearbeitung anfertigen lassen. Nach dem "Interimsfuchs" Kabatek hätte die Kinkel um 1970 übernommen und als Vollfuchs die siebziger und achtziger Jahre geprägt. Wir wissen ja, sie beherrschte Füchsisch gut. In dem Gedankenspiel wäre Erika Fuchs für die Nachfüchse aber wohl nicht so prägend gewesen, wie sie's im wirklichen Weltenlauf war, die Kinkeltexte zeigten dann vielleicht eine ausgeprägtere eigene Note. Die Kinkel hätte gegen 1990 abgedankt, um den Restbarks hätte sich Daibenzeiher gekümmert. Damit sind im Gedankenspiel die Verhältnisse in Norwegen gut nachgebildet. Fuchs wäre sozusagen Kløvstad, Kabatek wäre sozusagen Skaare, Kinkel wäre sozusagen Aargaard, Daibenzeiher wäre sozusagen Dyrkorn.

25.09.2023, 12:59:42

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Weißt du Näheres, Tuschelnde? Kamen welche der skandinavischen Übersetzerinnen auch aus dem Stall von Reader's Digest? Die Zeiten nach 1929 (Barks) bzw nach 1945 (Fuchs) waren ja recht aufgewühlt. Da musste mancher Hochqualifizierte (m/w/d) jobmäßig nehmen, was er kriegen konnte.

Das stimmt. Die Zeit zwischen 1945 und 1950 war überall in Europa schwierig, da ging es den meisten Leuten schlecht, und man tat, was man konnte, um über die Runden zu kommen. Allein die Bedeutung der Papierrationierung für den Zeitungs-, Buch- und Zeitschriftenmarkt haben wir Heutigen kaum parat. Ansonsten: ich weiß nicht viel. Aber ich glaube (ohne vertieft geforscht zu haben), es lassen sich drei Gemeinsamkeiten unter den Übersetzer:innen in Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen ausmachen: 1.) Da es sich bei der neuen Comic-Zeitschrift um eine Kinderzeitschrift handelte, wollte man als Redakteur bzw. Übersetzer am liebsten einen Pädagogen oder eine Pädagogin. 2.) Die Person sollte ungemein bürgerlich und seriös sein, um Vorurteile gegen Comics als Schmutz und Schund zu entkräften. 3.) Sprachkenntnisse und Übersetzungserfahrung waren weniger wichtig, denn es war ja nur ein Kinderzeitschrift, nicht für die Ewigkeit gedacht. Das alles traf auf Erika Fuchs (1906-2005) zu. Sie übersetzte "Micky Maus" 1951 bis 1988. Sie war zwar keine Pädagogin, tat aber so (jedenfalls laut eigener Legende). Als "Frau Dr." war sie der perfekte Seriositätsmarker. Sie hatte wenig Übersetzungserfahrung, aber die reichte für eine Kinderzeitschrift allemal. Etwas anders Helene C. Kløvstad (1903-1998, Norwegen). Sie übersetzte "Donald Duck & Co" 1948 bis 1960. Sie war wirklich Pädagogin, Volksschullehrerin in Oslo und Herausgeberin von Kinderbüchern. So seriös, dass die Zeitschrift damit werben konnte. Wo sie Englisch gelernt hat, weiß ich nicht. Ähnlich Axel Norbeck (1891-1973, Schweden). Er übersetzte "Kalle Anka & Co" 1948 bis 1957. Auch ein Pädagoge und Bibliothekar mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendbuchliteratur. Die Zeitschrift warb mit ihm als "dem bekannten Pädagogen", der für "wirklich gute Literatur und Unterhaltung" garantierte. Über seine Englischkenntnisse weiß ich nichts. Anders wieder Sonja Rindom (1904-2004, Dänemark). Sie übersetzte "Anders And & Co." von 1949 bis 1982. Sie bekam keine Universitätsausbildung, war jahrelang als Au-pair-Mädchen im Ausland, hat gut Englisch und Französisch gelernt, später in DK in Bürojobs gearbeitet, u.a. bei Gutenberghus, und ist durch Vermittlung eines Bekannten für die neue Zeitschrift als Übersetzerin eingesprungen, weil die ursprünglich eingestellte Frau krank geworden war. Einzige Frage zu ihrer Qualifikation (außer guten Englischkenntnissen) war (ebenfalls laut Eigenlegende): "Magst du Kinder?" Dass mit Rindom als Garantin für Seriosität geworben wurde, wüsste ich nicht. Das sind nur ein paar Beispiele, aber eine Linie wird deutlich: Ausrichtung der Zeitschrift auf ein sehr junges Lesepublikum, seriöses Image, adressiert an Eltern und Erzieher (die bezahlen bzw. erlauben zu lesen), Inhalt und Sprache weniger wichtig. Die Geschichte hat gezeigt, dass auf lange Sicht genau das Gegenteil eingetroffen ist: Leser sind ältere Jahrgänge, Eltern und Erzieher spielen keine Rolle mehr, Inhalt und Sprache sind zum wichtigsten Kriterium geworden. Schon ulkig!

25.09.2023, 18:19:42

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duck313fuchs

@duck313fuchs

Deinen letzten Ausführungen über die Zusammenarbeit von Frau Dr. Fuchs und Kabatek fehlt nur, dass nach Auskunft von Kabatek Junior, sein Vater und Frau Dr. Fuchs viel Zeit miteinander verbrachten und hierbei gemeinsam an den Übersetzungen arbeiteten. Demnach war Kabatek wesentlich stärker im Fuchs-Text verankert, als Du vermutest. Nach seinem Vortrag hier im Erika Fuchs Haus haben wir Kabatek Junior gebeten, mehr über diese Zusammenarbeit herauszufinden. Kabatak Junior war damals zwar noch klein, spricht aber von vielen Besuchen von Frau Dr. Fuchs im Hause Kabatek und längeren Arbeitszusammenkünften. Statt hier rumzuphilosophieren, was wäre wenn, sollten wir einfach die Texte so wie sie vorliegen erstmal Frau Dr. Fuchs zuschreiben und froh sein, dass wir ihre Texte haben. Das letzendliche Ergenbnis Deiner Was-wäre-wenn-Grübelei ist eigentlich, dass ohne die vorliegenden Texte und die Arbeit von Frau Dr. Fuchs die D.O.N.A.L.D. nicht gegründet worden wäre und Du hier nichts zu philosophieren hättest.

25.09.2023, 18:27:06

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Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Nein, nein, da greifst du zu weit, mein Lieber. Höre ich da ein gewisses Beleidigtsein heraus? Es gibt etwas durchaus Ehrenwertes und Interessantes namens Kontrafaktische Geschichte https://de.wikipedia.org/wiki/Kontrafaktische\_Geschichte. Zu fragen, was geschehen wäre, wenn oder wenn nicht, ist völlig legitim. Das hat nichts mit einer Abwertung von Frau Dr. Fuchs zu tun und erst recht nicht mit einer Abwertung der D.O.N.A.L.D. Eher im Gegenteil, in beiden Fällen.

25.09.2023, 19:25:38

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duck313fuchs

@duck313fuchs

Durch coolwaters Gedankenspiele fühle ich mich absolut nicht beleidigt, ich sehe darin auch keine Abwertung von Frau Dr. Fuchs. Ich halte mich lieber an Fakten und versuche daraus, Schlußfolgerungen jeder Art zu ziehen, als eine Hypothese aus dem hohlen Bauch raus aufzustellen, daraus dann zu versuchen, Schlußfolgerungen zu ziehen, wobei klar ist, dass das alles auf Sand gebaut ist, da die Grundlagen der Hypothese nicht real sind.

25.09.2023, 19:55:20

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McDuck

@mcduck

Wenn wir uns hier in den Äußeren Donaldismus hineinbewegen und über Übersetzer und Übersetzerinnen reden, erlaube ich mir an einer Stelle einzuhaken.

Von der Barksübersetzerei in, sagen wir, Finnland, Italien, Frankreich, Holland weiß ich nun null Komma gar nix. Aber daß ein Mensch über viele Jahrzehnte den ganzen Barks durchgeackert hat – das ist wohl die Ausnahme.

Zumindest über Italien kann ich ein bisschen was sagen. Die Barks-Übertragungen ins Italienische oblagen beim Erstabdruck zumeist Guido Martina. Zumeist will heißen, im Unterschied zu Fuchs sind in Italien nicht alle Barks-Übersetzungen zweifelsfrei zuordenbar, weil für das Topolino-Magazin (d.h. das Äquivalent zur Micky Maus) mehrere Übersetzer tätig waren. Dennoch war Guido Martina, der als einer der wenigen in der Redaktion Englisch konnte und bereits in den 1930ern für die Übersetzung amerikanischer Comics von Mondadori angeheuert wurde, derjenige, der das italienische Barks-Bild weitgehend prägte. Zu einem gewissen Grad vergleichbar mit Fuchs hat Guido Martina mit seiner unzweifelhaften sprachlichen Begabung das textliche Niveau der Barks-Berichte im Italienischen durchaus verbessert oder neue Namen etabliert (Archimede Pitagorico = Gyro Gearloose = Daniel Düsentrieb). Um ein weiteres Beispiel für den sprachlichen Stil zu geben, über das ich gestolpert bin: Professor Püstele heißt in Martinas Italienisch Sentimento Cuorcontento di Sacramento. Martina hat weiters bestimmte Barks-Berichte nach Italien übertragen (oder, wenn man es so will, italienische Ortsnamen nach Stella Antium verpflanzt). Die italienische Fassung von Terror auf dem Strom spielt nicht am Mississippi, sondern an Ticino, Etsch und Po, da fallen auch mal Worte wie Venedig oder Comersee. Den Italienern war ihre Martina-Übersetzung, die mit größter Wahrscheinlichkeit Generationen geprägt hat, übrigens nicht so heilig wie uns der Fuchstext. In den 1990er-Jahren wurden die Berichte für die Publikation Zio Paperone neu (originalgetreu) übersetzt. Nunja. Interessanterweise haben sie aber auch in späteren Abdrucken ihre ikonischen Titel von Martina erhalten. Um auf die Punkte von Fräulein Tuschel zurückzukommen: Zum Teil trifft das auf Martina meinem Dafürhalten nach auch zu. Martina (Spitzname "il professore") war ebenso eine seriöse Persönlichkeit, deren Standing sicher das anderer Verlagsmitarbneiter weit überstieg. Guido Martina war auch von Grund auf kein Comicbegeisteter, aber (manche werden's wissen) er arbeitete dann sein ganzes Leben in der Branche und schrieb eine Unmenge an eigenen Comics für das Topolino-Magazin.

26.09.2023, 21:04:08

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Coolwater OP

@coolwater

Die italienische Fassung von Terror auf dem Strom spielt nicht am Mississippi, sondern an Ticino, Etsch und Po, da fallen auch mal Worte wie Venedig oder Comersee.

Der Ohio ist der Tessin, und der Mississippi ist der Po? Gibt Sinn. Wie hat Martina die Etsch in die Geschichte gebracht? An ihrem Unterlauf fließt sie und dann mündet sie nahe dem Po, doch sie betatscht den Po nicht (in unserer Welt). Eigentümlich! Anders als in Italien und bei uns war die Verlegung Entenhausens auf unsere gute alte Erde in Dänemark über lange Jahre ein Gehtgarnicht. Jedenfalls les' ich hier (übersetzt): "Viele Jahre lang waren die dänischen Redakteure sehr streng darauf bedacht, keine Namen zu verwenden, die mit aktuellen Orten in Verbindung gebracht werden könnten, so daß Sonja ihre kreativen Fähigkeiten gut nutzen konnte. Unter anderem verwandelte sie Australien in Kængunesien, als sie die Geschichte 'Adventure Down Under' in 'Anders And in Kængunesien' übersetzte. Eines der wenigen Male, bei denen ihr erlaubt wurde, einen bekannten Ort zu nutzen, war, als sie die Donald-Duck-Geschichte 'Luck of the North' in 'Anders Duck in Grønland' übersetzte – obwohl Grönland in der Originalgeschichte überhaupt nicht erwähnt wird." Irgendwie dreht bei der Übersetzerei jedes Land sein eigenes Ding. Das muß sich in der Anfangszeit dort mal wer in den Kopf gesetzt haben, daß das ja nicht sein darf mit "echten" Orten, und alle haben sich dann daran gewöhnt und es als "Gesetz" verinnerlicht. Kængunesien soll in der dänischen Ausgabe der CBC dann doch Australien gewichen sein, hab' ich mal gelesen. Gäb' bei uns einen Volksaufstand. "Wenn Erika Fuchs Kängunesien schreibt, dann gibt es auch ein Kängunesien und kein Australien, basta!"

26.09.2023, 23:33:13

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Coolwater OP

@coolwater

Alexander Braun hat zwozweiundzwanzig eine fette Schwarte Horror im Comic veröffentlicht: https://www.avant-verlag.de/comics/horror-im-comic/ Das Inhaltsverzeichniskann man bei der DNB beglotzen: https://d-nb.info/1246968444/04 Ein Abschnitt heißt "Zombies … und andere Plagen". Glücklicherweise zeigen die Vorschauseiten auf der Netzseite des Verlags den Beginn gerade dieses Abschnitts, und sieh da, der Mensch legt gleich mit unserm Barks los. Ob er den Zombiebericht dann noch weiter groß zersäbelt, weiß ich nicht. Weiß es wer anders hier?

15.06.2024, 19:46:05

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