Ich habe endlich den arg fehlerbehafteten Eintrag zu Erika Fuchs in der Wikipedia korrigiert bzw. neu geschrieben. Neu ist der ganze biografische Teil, beim Rest habe ich nur Schadensbegrenzung gemacht. https://de.wikipedia.org/wiki/Erika\_Fuchs Einige faktische Fehler schleppen sich durch die gesamte Literatur, teilweise unkritisch übernommen aus Klaus Bohns "Erika-Fuchs-Buch", das insgesamt verdienstvoll ist, aber gerade zur Biografie nicht zuverlässig.
Erika Fuchs bei Wikipedia
Ostsibirischer Korjakenknacker
@ostsibirischer_korjakenknacker
Klatsch, Klatsch, Klatsch! Danke, Fräulein Tuschel!
27.12.2022, 05:49:57
:-anonymous
@:-anonymous
Sehr gut! Gerade dieser Artikel ist so wichtig! Klatsch! Klatsch! Klatsch!
29.12.2022, 13:58:38
Coolwater
@coolwater
Einige faktische Fehler schleppen sich durch die gesamte Literatur, teilweise unkritisch übernommen aus Klaus Bohns "Erika-Fuchs-Buch", das insgesamt verdienstvoll ist, aber gerade zur Biografie nicht zuverlässig.
Was sind das zum Beispiel für welche? Ich kann auch nix andres tun, als die Bohne zu schlürfen und als die Wahrheit zu schlucken …
29.12.2022, 14:49:43
Coolwater
@coolwater
Was sind das zum Beispiel für welche?
Aufklärung hier und jetzt nicht nötig. Eben nahm ich die Tuschelworte auf der Laberseite zum Wikipedia-Artikel zur Kenntnis: "Voraussichtlich 2023 wird ein Buch von mir und anderen Autoren über Erika Fuchs erscheinen. Daraus kann ich jetzt noch nicht zitieren, das wird bei Erscheinen des Buches nachgeholt." Ich kann warten und bin aufs Buch gespannt wie ein Flitzebogen (was immer das ist). Bis dahin wird weiter die Bohne geschlürft.
30.12.2022, 10:06:22
Theodora Tuschel OP
@theodora_tuschel
Hoffet nicht zu viel des Guten. Es handelt sich "nur" um die Edition der Heilmann-Fuchs-Korrespondenz. Keine neue Biografie oder so etwas über unsere verehrte Füchsin.
30.12.2022, 15:43:27
Beppo
@beppo
Hüte dich, mein Sohn, vor andern mehr; denn viel Büchermachens ist kein Ende, und viel studieren macht den Leib müde. Prediger Salomo (Das gilt mutatis mutandis natürlich auch für Frauenzimmer.)
30.12.2022, 16:20:44
Ostsibirischer Korjakenknacker
@ostsibirischer_korjakenknacker
Hüte dich, mein Sohn, vor andern mehr; denn viel Büchermachens ist kein Ende, und viel studieren macht den Leib müde. Prediger Salomo (Das gilt mutatis mutandis natürlich auch für Frauenzimmer.)
Wie wahr… auch viele Frauenzimmer machen den Leib müde… *witsch* *versteck* Frohen letzten Tag des Jahres allerseits 😃
31.12.2022, 04:20:51
:-anonymous
@:-anonymous
Zum Wiki-Artikel habe ich folgende Frage: Die alte Fassung bemerkt zur Dissertation von Frl. Petri: "Sie erschien erst 1935 im Druck." Frl. Tuschel melioriert: "Im Druck erschien die Arbeit in gekürzter Form erst 1935." Woher weiß sie das? Dem Dissertationsdruck ist nicht zu entnehmen, daß die Arbeit der Fakultät in einer längeren und abweichenden Fassung zur Begutachtung vorgelegt worden wäre. Meine Frage ist also: ist die Dissertation tatsächlich noch als Typoskript in der der Fakultät vorgelegten Fassung erhalten? In der Bibliothek des Fachbereichs? Oder im Nachlass von Erika Fuchs? Auf Ersteres gibt es keinen Hinweis und würde meiner Kenntnis nach auch den Gepflogenheiten der meisten Fakultäten widersprechen. Es wird ein Pflichtexemplar in die Bibliothek gestellt. Basta. Und Zweiteres weiß ich natürlich nicht. Den wissenschaftlichen Ertrag der Arbeit kann ich nicht ermessen. Ob und wie sie in der akademischen Welt rezipiert wurde, darauf habe ich auch keine Hinweise gefunden.
07.01.2023, 09:53:02
Beppo
@beppo
Vermutlich weiß die Tuschelnde eh alles besser. Mein Exemplar (aus der Unibibliothek Freiburg) der gedruckten Dissertation enthält keine Biler. Ich meine mich zu erinnern, dass ursprünglich auch Fotografien dazugehörten. VIELLEICHT ist das der einzige Unterschied.
07.01.2023, 10:20:52
Theodora Tuschel OP
@theodora_tuschel
Ich heiße nicht Duck, ich verstehe nicht von allem was. Woher ich das Datum 1931 für die Abgabe der Arbeit und das Rigorosum habe, weiß ich nicht mehr. Dass die 1935 im Druck erschienene Dissertation gekürzt ist, steht glaubwürdig in Klaus Bohns Erika-Fuchs-Buch (S. 29). Er hatte offenbar ein Exemplar vorliegen, denn er zitiert ausführlich daraus. Möglicherweise hatte er sogar die getippte Prüfungsfassung vorliegen. Vielleicht könnte Beppo die bei Bohn S. 26 abgebildete Seite der Diss. mit der gedruckten Fassung vergleichen. Die Prüfungsfassungen werden in der Regel nirgends archiviert. Ob sich eine im Nachlass von Erika Fuchs erhalten hat, weiß ich nicht. Die gedruckte Fassung liegt in gar nicht wenigen Bibliotheken und wird gelegentlich auch zitiert. Laut Bohn ist sie um den gesamten archivalischen Teil gekürzt, d.h. den Papierkram mit Verträgen und Rechnungen, den ein Künstler auch im 18. Jahrhundert an der Backe hatte. Außerdem enthält sie praktisch keine Bilder, nur ein Porträt. Mit 76 Seiten Umfang ist die Arbeit nicht gerade üppig, aber damals wurden an eine Dissertation nicht die Ansprüche in Umfang und vor allem Inhalt gestellt, die heute üblich sind. Vielleicht könnte der geehrte Beppo einen Blick in sein Exemplar werfen. Da müsste am Anfang eigentlich stehen, wann die mündliche Prüfung war. Das würde mich interessieren.
07.01.2023, 15:15:43
Beppo
@beppo
Die mündliche Prüfung war am 17.7.31. Übrigens ein Freitag. Das gedruckte Buch hat 76 Seiten (ca. DIN A5). Die eine Seite aus dem Typoskript füllt ca. 60 % einer gedruckten Seite. D.h., das Typoskript hatte ca.127 Seiten plus die weggekürzten. Das oben erwähnte Portrait findet sich in meinen Kopien übrigens nicht.
07.01.2023, 16:31:26
Theodora Tuschel OP
@theodora_tuschel
Danke für die Angabe des Datums! Wieder ein Bausteinchen. Die gedruckte Arbeit wurde am 19.09.1935 eingereicht. Die Angabe "mit 1 Porträt" stammt aus einer Titelaufnahme im HBZ. Bilder zu drucken war damals aufwändig und teuer, deshalb wurden sie wohl weggelassen. Eher wundert mich, dass es zwischen der Promotionsprüfung und der Einreichung der gedruckten Arbeit so lange gedauert hat (4 Jahre). Aber acht Monate nach der Promotionsprüfung kam die Hochzeit (1932), dann die Geburt des ersten Kindes (1934), da hatte sie wohl anderes im Kopf. Heute darf man den Titel "Dr." erst führen, wenn die gedruckte Arbeit eingereicht ist. Ich nehme an, dass das damals auch so war. Ein Schnipsel zur Erbauung des Publikums: Erika Fuchs legte offenbar durchaus Wert auf ihren Doktortitel. Ihre Nichte Mary, die 1954 längere Zeit bei ihr in Schwarzenbach gelebt hat, erzählte mir: "Even her maid would call her 'Frau Doktor'".
07.01.2023, 17:30:56
Beppo
@beppo
> Ein Schnipsel zur Erbauung des Publikums: Erika Fuchs legte offenbar durchaus Wert auf ihren Doktortitel. Sie korrigierte aber auch die Behauptung, es wäre ein summa cum laude. Sie bestand auf dem korrekten magna cum laude.
08.01.2023, 08:39:03
:-anonymous
@:-anonymous
Das Werk von Bohn habe ich gerade nicht zur Hand. Solange ich aber nicht durch mir noch unbekannte Belege eines Besseren belehrt werde, glaube ich nicht, daß es jemals eine längere Fassung der Dissertation als die gedruckte gegeben hat. Warum sollte Frl. Petri ihre Arbeit freiwillig kastriert haben? Als promovierte Jungakademikerin ist man normalerweise stolz wie Oskar auf sein Werk und streicht in der Fassung, mit der man die Welt beglückt, freiwillig kein Jota weg, vorausgesetzt, es gibt keine einschlägige Auflagen des Dekanats bei der Erteilung der Druckfreigabe, was aber eigentlich kaum denkbar ist. Und warum der "gesamte archivalische Teil", von dem in der Arbeit ebensowenig wie von intensiven Forschungen in Archiven und Bibliotheken die Rede ist (lediglich Erwähnung eines Zufallsfundes auf S. 62), weggefallen sein sollte, erschließt sich mir auch nicht. Dieser "Papierkram" kann für manchen Forschungsaspekt sehr interessant sein. Es gibt ja auch Menschen, die sich brennend für die Anzahl der Brücken in Entenhausen interessieren. Nein, ich bleibe dabei: einen weggekürzten Teil der Arbeit gab es nie. Und die lange Zeitspanne zwischen Rigorosum und Publikation erklärt sich vielleicht auch so, daß Frl. Petri sich vergebens um die Veröffentlichung in einer anerkannten kunstgeschichtlichen Reihe bemüht hat, z.B. in den Veröffentlichungen der Abt. für Slavische Sprachen o.ä. Eine solche hatte und hat ja neben der Reputation den Vorteil, daß solche Veröffentlichungen von der Fachwelt viel eher wahrgenommen werden, daß man weniger Pflichtexemplare abgeben muß, und daß der Druck evtl. kostenlos oder jedenfalls billiger ist als ein selbst zu finanzierender Dissertationsdruck, der im akademischen Raum ein Begräbnis zweiter Klasse ist. Wenn man allerdings nur die zwei Buschstaben vor seinem Namen haben will, um seine Umwelt zu beeindrucken und Karriere in der CDUSPDFDP zu machen, und sonst keine weiteren akademischen Ambitionen hegt, dann reicht das natürlich. Die irrige Angabe "1 Portr." findet sich übrigens auch im Katalog der Bamberger UB. Im Katalog der StaBi Berlin ist merkwürdigerweise vermerkt: "Diss. v. 19. Sept. 1935", übrigens ein Donnerstag, vielleicht zu erklären durch den Eingang des Tauschexemplars an diesem Tag und eine Fehlleistung des Bibliothekars. Kann es sein, daß die Zentralbibliothek über keine Kopie der Arbeit verfügt? Da ich aus weltanschaulichen Gründen kein Mitglied des Vereins bin und dehalb keinen Zugang zum Katalog habe, weiß ich das nicht. Die Arbeit liegt vor mir, einer Kopierung und Zusendung steht nichts im Wege, falls gewünscht.
09.01.2023, 08:11:55
Beppo
@beppo
> Nein, ich bleibe dabei: einen weggekürzten Teil der Arbeit gab es nie. Vielleicht, wie gesagt, die Fotos. Die hat sie laut Bohn mit viel Liebe angefertigt. Für den späteren Druck wären sie dann aber wohl zu teuer gewesen.
09.01.2023, 10:04:38
Fährmann
@faehrmann
Laut eigener Aussage (nach Bohn) hatte sie per Fahrrad mit Fotoausrüstung fränkische Dorfkirchen abgeklappert. Ahoi!
09.01.2023, 11:48:27
Theodora Tuschel OP
@theodora_tuschel
Laut eigener Aussage (nach Bohn) hatte sie per Fahrrad mit Fotoausrüstung fränkische Dorfkirchen abgeklappert.
Nicht Franken, sondern Oberschwaben. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Johann\_Michael\_Feuchtmayer\_der\_J%C3%BCngere. Die Dissertation von Frl. Petri ist in der DonBib nicht vorhanden. Ich bestelle sie per Fernleihe und mache eine Kopie. Der Erkenntnisgewinn wird aber nicht groß sein, abgesehen vom Lebenslauf. Die 1931 eingereichte Version (wahrscheinlich ein Typoskript) dürfte allenfalls im Familiennachlass liegen. Aber ist das wichtig?
09.01.2023, 13:17:00
:-anonymous
@:-anonymous
Aber ist das wichtig?
Ja. Wären solche Details unwichtig, dann hätten Sie, Frl. Tuschel, das doch nicht korrigiert, oder?
09.01.2023, 17:19:37
Theodora Tuschel OP
@theodora_tuschel
Hmm, njein. Ich habe das korrigiert, weil das Datum der Promotion durcheinanderging: 1931 oder 1935? Klaus Bohn schreibt im "Erika-Fuchs-Buch" (S. 24): "Nach dem Examen im Winter 1931/32 begann sie mit ihrer Doktorarbeit." So etwas muss natürlich korrigiert werden. Wie weit die Arbeit sich im eingereichten Typoskript von der gedruckten Fassung unterscheidet, ist wissenswert, aber für die Fuchs-Forschung weniger wichtig. Dabei bin ich ganz deiner Meinung, werter Kalif, dass der archivalische Teil mit dem "Papierkram" wahrscheinlich von größerem wissenschaftlichen Wert ist als die lyrische Beschreibung einzelner Figuren. Aber so war Kunstgeschichte damals (ähnlich wie auch Literaturgeschichte): deskriptiv und oft schwärmerisch beschreibend. Erika Petris Doktorvater Wilhelm Pinder kam aus dieser Richtung. Er war überhaupt - nun ja. Ein lesenswerter Beitrag über ihn findet sich hier: https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/23363/bredekamp\_pinder.pdf?sequence=1 (Quelle: In der Mitte Berlins. 200 Jahre Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität. Berlin 2010).
09.01.2023, 18:01:28
:-anonymous
@:-anonymous
Doch: auch Franken. Die Diss. behandelt Feichtmayrs Arbeiten in Oberschwaben, im Badischen, im Schwäbischen und im Fränkischen. Von Eutin aus gesehen wohl eh alles das Gleiche. Und die Diss. war wohl der Studienabschluß, ohne vorherige Zwischenprüfung, Staatsexamen oder Magister. Das ist ja heute noch so in macnhen Studiengängen, wie z.B. bei der unsäglichen Frau Schavan.
10.01.2023, 10:08:43
Coolwater
@coolwater
Die Diss. behandelt Feichtmayrs Arbeiten in Oberschwaben, im Badischen, im Schwäbischen und im Fränkischen. Von Eutin aus gesehen wohl eh alles das Gleiche.
Hauptsache Italien.
10.01.2023, 10:25:31
Theodora Tuschel OP
@theodora_tuschel
Ich habe mir die Dissertation von Erika Petri inzwischen angesehen. Erstaunlich reife Arbeit für eine 25-Jährige, insbesondere in Stil und Ausdruck. In der 1935 gedruckten Fassung fehlen die fotografischen Bildbelege, vermutlich aus Kostengründen. Zitate aus Archivquellen sind in den Text eingearbeitet, wie es sich gehört, und in Fußnoten belegt. Insofern der Ausdruck "um vieles gekürzt" (Bohn: Erika-Fuchs-Buch S. 29) irreführend.
21.01.2023, 13:24:27
Coolwater
@coolwater
Erstaunlich reife Arbeit für eine 25-Jährige, insbesondere in Stil und Ausdruck.
"Ach bitte, gibt es bei Ihnen inzwischen neue Dissertationen?" – "Nein!!! Unsere Studenten können kein Deutsch mehr!" https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/campus/sprachnotstand-an-der-uni-studenten-koennen-keine-rechtschreibung-mehr-12862242.html https://www.fm1today.ch/schweiz/studierende-hinken-in-sachen-deutsch-und-rechtschreibung-hinterher-148933766
21.01.2023, 13:49:01
Beppo
@beppo
> Unsere Studenten können kein Deutsch mehr! Und singen tun sie auch nicht mehr.
21.01.2023, 15:48:50
Ostsibirischer Korjakenknacker
@ostsibirischer_korjakenknacker
Erstaunlich reife Arbeit für eine 25-Jährige, insbesondere in Stil und Ausdruck. "Ach bitte, gibt es bei Ihnen inzwischen neue Dissertationen?" – "Nein!!! Unsere Studenten können kein Deutsch mehr!" https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/campus/sprachnotstand-an-der-uni-studenten-koennen-keine-rechtschreibung-mehr-12862242.html https://www.fm1today.ch/schweiz/studierende-hinken-in-sachen-deutsch-und-rechtschreibung-hinterher-148933766
Ich ergänze aus eigener leidvoller Erfahrung: In Ö ist es nicht wesentlich besser ... zumal es hier wichtiger ist zu gendern als den korrekten Fall oder die richtige Zeit zu verwenden ...
22.01.2023, 13:32:30
Coolwater
@coolwater
Schlage vor, mit den frisch zugekommenen Hochschulreifen ein Semester lang Mickymausheftl zu lesen, damit sie Deutsch lernen. Angefangen wird mit Plutoeinseitern, da ist wenig Text ("!", "?"). Langsam steigern mit Ahörnchen und Behörnchen, Strolchi und so weiter. Ganz zum Schluß Fuchsberichte, falls nicht spätestens bei Goofy die meisten schon durchgefallen sind.
22.01.2023, 16:05:03
:-anonymous
@:-anonymous
Für viele Donaldisten ist es natürlich ein unverzeihliches Sakrileg, hier an Frau Fuchs herumzumäkeln, aber Frl. Tuschels Versuch einer Ehrenrettung der Petrischen Dissertation kann, schon wegen der in donaldistischen Kreisen stets hochgehalten wissenschaftlicher Redlichkeit, nicht unwidersprochen bleiben. Eine "erstaunlich reife Arbeit für eine 25-Jährige", findet Frl. Tuschel und rühmt Stil und Ausdruck. Nun ja, verschwurbelte und langatmige Beschreibungen der Werke des Rokoko-Stuckateurs, die über weite Strecken an Ausführungen aus besseren Reiseführern gemahnen, mögen ihrem Geschmack entsprechen. Ob damit der Wert einer wissenschaftlichen Arbeit beurteilt werden kann, sei dahingestellt. Und wenn Frau Fuchsens Eckermann Bohn sich über die da zu lesenden "flüssigen und bildkräftigen Worte" schier nicht mehr einkriegt, so ändert das nichts daran, daß dessen Kapitelchen über die Promotion indiskutabler Unsinn ist. NB zur Frage von Frl. Tuschel: Ja, die S. 26 abgebildetet Seite 3 aus dem Typoskript ist textidentisch mit S. 1 der gedruckten Fassung, einschließlich aller Kommafehler. "Zitate aus Archivquellen sind in den Text eingearbeitet, wie es sich gehört, und in Fußnoten belegt", lobt Frl. Tuschel. Also Wissenschaft lege artis? Oha! Hat die Rezensentin nicht S. 68 Anm. 1 (unten) gelesen, wo Frl. Petri freimütig einräumt, daß sie sich keineswegs in staubigen Archiven durch alte Folianten gekämpft hat: "Die gesamten archivalischen Angaben über Ottobeuren sind eine Arbeit von Herrn Dr. N. Lieb." Auskunft über diese Arbeit und dessen Autor erteilt Frl. Petri nirgends. Dafür werden Zitate aus den Archivalien im Folgenden belegt mit "Im Klosterarchiv" u. ä. und damit der Eindruck erweckt, als seien sie Früchte der Petrischen Forschungen. Sind sie natürlich nicht. Das gleiche beim Kapitel über Bruchsal. S. 66 Anm. 2 werden nicht spezifizierte Archivalien im GLA Karlsruhe genannt. Im nächsten Satz wird dann jedoch auf eine Quellenedition verwiesen, die die Jungdoktorin im Literaturverzeichnis vorsichtshalber nicht nennt, aus der sie aber munter zitiert. Also auch hier wohl alles aus zweiter Hand. Nicht besser bei Zwiefalten. Hier (S. 65 Anm. 2) wird zunächst global das Staatsarchiv Stuttgart angeführt, um dann mit der verräterischen Floskel "siehe auch" auf einen Aufsatz in einer Zeitschrift zu verweisen, die es unter dem genannten Titel gar nicht gibt. Im Literaturverzeichnis heißt sie denn auch anders, was aber völlig egal ist, weil beide Zeitschriftentitel falsch sind. Hat sie sich selber ausgedacht. Ähnlich auch im Kapitel über die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen. S. 70 Anm. 6 findet man eine merkwürdig verschwurbelte Quellenangabe bzgl. der Rechnungsbücher, die sie im Bücherverzeichnis verschweigt und die nicht zu verifizieren ist. Wahrscheinlich hat sie sich auch hier ungeniert bedient. Ein Grundsatz in der Wissenschaft ist die Nachprüfbarkeit des Gesagten, und wer wüsste das besser als der Donaldist, der akribisch Lautwörter auflistet mit präzisen Belegen. Hätte doch Frl. Petri nur halb so akkurat gearbeitet ... Man könnte noch lange weitere Unzulänglichkeiten der wahrlich erstaunlich reifen Arbeit auflisten, die auch für damalige Verhältnisse erschreckende Mängel aufweist. Aber je mehr man sich in Details verliert, desto trostloser wirds. Wahrscheinlich war der Doktorvater zu sehr mit der Begründung einer nationalsozialistischen Kunstgeschichtsschreibung beschäftigt, als daß er mehr als nur einen flüchtigen Blick in die Dissertationen seiner Schüler hätte werfen können. Daß diese Arbeit mit "summa" (so triumphierend Bohn) oder "magna" (so einschränkend Beppo) bewertet wurde, ist eigentlich nicht zu glauben. Die Qualitäten von Frau Fuchs lagen - zum Glück für uns - auf anderem Gebiet als im wissenschaftlichen Bereich. Über ihre Anfängerarbeit sollte man pietätvoll den Mantel des Schweigens legen.
26.01.2023, 17:29:15
Theodora Tuschel OP
@theodora_tuschel
Es geht nicht um eine Ehrenrettung des Frl. Petri. Aber es bringt auch nichts, ihre Dissertation nach heutigen Maßstäben zu be- und verurteilen. Die ist vor 90 Jahren entstanden, und die Anforderungen waren damals ganz andere als heute. So schrieb man damals eben über Kunst, so schrieb man auch über Literatur. Von heute aus gesehen unwissenschaftlich, lyrisch, langatmig, oft objektiv nicht nachprüfbar, mit subjektiven Werturteilen wie "schön" oder "hässlich". Heute würde diese Arbeit sicher nicht als akademische Prüfungsarbeit durchgehen. Aber 1931 hat Erika Petri so geschrieben, wie es in der Kunstgeschichte üblich und gefordert war. Und sie konnte schreiben. Für eine 25-Jährige verfügte sie über eine erstaunlich souveräne Sprache und auch über ein erstaunliches Selbstbewusstsein. Sie hat nicht nur die Rokoko-Figuren von Feichtmayr individuell und durchaus eindrücklich beschrieben, sie hat auch nach eigenen Kriterien eine Händescheidung vorgenommen und beurteilt, welche Figuren von Feichtmayr sind, welche aus seiner Werkstatt, welche nicht. Ob ich mich das getraut hätte in dem Alter, weiß ich nicht. Die archivalischen Nachweise rückzuverfolgen bringt m.E. auch nicht viel. An das Zitierwesen der Zeit darf man heutige Maßstäbe nicht anlegen. Es geht doch eher darum zu erkennen, was die junge Erika Fuchs geleistet hat und was nicht. Da würde ich sagen, dass sie in ihrer Zeit und für ihr Alter etwas Gutes geleistet hat. Mir hat ihre Dissertation durchaus imponiert - trotz aller Mängel, die ich ihr aus heutiger wissenschaftlicher Perspektive und Methodenkritik ankreiden würde. Das Buch von Klaus Bohn hat einen entscheidenden Fehler: Er hat unkritisch übernommen, was Erika Fuchs ihm erzählt hat, und nichts nachgeprüft. Deshalb wimmelt das Buch von Fehlern. Es ist eine unwissenschaftliche Arbeit, die leider, weil es das einzige Buch über Erika Fuchs ist, in vielen späteren Veröffentlichungen Spuren hinterlassen hat. Anlass für meine Korrektur des Lemmas "Erika Fuchs" bei Wikipedia war das eigentlich sehr gute Buch von Peter Cullen Bryan: Creation, Translation, and Adaption in Donald Duck Comics (2021), in dem alle Informationen über Erika Fuchs dem Buch von Klaus Bohn bzw. der deutschen Wikipedia entnommen sind - viele davon faktisch falsch. Solche Fakten richtigzustellen war mir wichtig.
26.01.2023, 21:57:03
Direpol
@direpol
Was soll das? Gleich zweimal "verschwurbelt". Anti-intellektueller, anti-wissenschaftlicher Jargon. Eine sachgerechte, am Standard der Zeit maßnehmende Einordnung der Doktorarbeit wäre für die Fuchs-Forschung erhellend. Die peinliche Ausfälligkeit gegen Wilhelm Pinder lässt mich daran zweifeln, dass der Beherrscher der Gläubigen mit dem Namen unseres Begründers dazu fähig oder bereit ist.
26.01.2023, 22:36:45
Der Haarige Harry
@der_haarige_harry
Am heutigen Gedenktag für die NS-Opfer frage ich mich, weshalb Direpol den gewichtigen Hinweis von Kalif Storch auf Erika Fuchs' Doktorvater Wilhelm Pinders NS-Rolle eine "peinliche Ausfälligkeit" nennt ? Dessen ideologische Einordnung hat bisher doch in unserem Faden gefehlt - bis auf die noch zurückhaltende Vermutung von Kalif Storch: "Wahrscheinlich war der Doktorvater zu sehr mit der Begründung einer nationalsozialistischen Kunstgeschichtsschreibung beschäftigt, als daß er mehr als nur einen flüchtigen Blick in die Dissertationen seiner Schüler hätte werfen können." Legt sich damit ein Schatten auf die Dissertation unserer 'heiligen' Übersetzerin Dr. EF, den Direpol uns gerne vorenthalten hätte ? (Wikipedia: "In der Zeit des Nationalsozialismus machte sich Pinder, der auch von „germanischem Blut- und Geschichtserbe“ schrieb, sogleich zum Sprachrohr der Ideologie des NS-Regimes, dem er begeistert huldigte und das sich seinerseits mit der Berufung auf den renommiertesten kunstgeschichtlichen Lehrstuhl Deutschlands, den an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, und die Aufnahme in die Preußische Akademie der Wissenschaften erkenntlich zeigte. Dass er trotz Aufnahmeantrags im Juni 1933 kein Parteimitglied wurde, verdankte er einem Zufall. (...) In einem Beitrag zu einer Festschrift zu Hitlers 50. Geburtstag pries er die Kunstgeschichte als Rassengeschichte.<5> Weiter schrieb er in der Festschrift: Das Ausscheiden der jüdischen Kunstgelehrten aus Forschung und Lehre befreit von der Gefahr eines allzu begrifflichen Denkens, dessen Richtung – dem Wesen unserer Kunst so fremd wie dem unserer Wissenschaft – der Auswirkung rein deutscher Forschung hinderlich sein könnte.<7> In einer Beurteilung vom Amt Rosenberg vom 11. September 1942 hieß es: „kann eingesetzt werden“.<5> Pinder schreckte auch nicht davor zurück, 'jüdische' Kollegen direkt anzugreifen. (...)".
27.01.2023, 12:16:44
Direpol
@direpol
Das Thema ist zu ernst für halbstarke Sprücheklopfereien. Je bedeutender der Gelehrte, desto gewichtiger ist die NS-Belastung, und desto genauer sollte die Erörterung ausfallen. Im Briefwechsel bzw. den protokollierten Telefonaten Fuchs-Heilmann kommt kurz die Rede auf Pinder; knapp äußert sich EF auch über Pinders Handeln 1933.
27.01.2023, 16:04:20
Theodora Tuschel OP
@theodora_tuschel
Zu Wilhelm Pinder habe ich in diesem Faden am 9.01. (um 19:01 Uhr) einen Link gesetzt. Vielleicht erstmal das lesen, bevor man sich allein auf Wikipedia bezieht. - Übrigens ist auch Adolf Feulner belastet, von dem Erika Petri die Anregung zu ihrem Dissertationsthema bekam. Wer, fragt man sich, war eigentlich nicht belastet? Wo man hinguckt ... bis auf sehr wenige Aufrechte. Das Thema ist nicht nur ernst, es ist auch zu kompliziert, um es als Schwarz-Weiß-Bild zu sehen.
27.01.2023, 19:07:48
Der Haarige Harry
@der_haarige_harry
Der von Frl. Tuschel zitierte Link in ihrem Statement vom 9.1.'23, 19:01h ("Hmm, njein") erscheint für eine weitere Diskussion wenig hilfreich: dort wird u.a. Pinders durchaus 'zeitwürflige' Rolle im Nationalsozialismus -inzwischen auch unter Donaldisten bekannt- dargelegt. Dennoch folgt eine schier unglaubliche Beichtstuhl-Entlastung: "Wer, fragt man sich, war eigentlich nicht belastet? Wo man hinguckt ... bis auf sehr wenige Aufrechte. Das Thema ist nicht nur ernst, es ist auch zu kompliziert, um es als Schwarz-Weiß-Bild zu sehen." - Genau: es gab durchaus auch Aufrechte, Demokraten, Antinazis. - Schwarz-Weiß-Bild. Und fertig ist Frl. Tuschel mit dem deutschen Nationalsozialismus. Direpol ist noch dreister: "Das Thema ist zu ernst für halbstarke Sprücheklopfereien. Je bedeutender der Gelehrte, desto gewichtiger ist die NS-Belastung". HALBSTARKE SPRÜCHEKLOPFEREIEN ? Von wem, biddeschön ? Achso, von Frau Dr. Erika Fuchs, der noch 1953 entfleucht (MM 1953-09): "Ich geb' diesem Untermenschen nichts zu essen - niemals!" (Tagespanel vom 27.1.'23). - Da stand Prof. Dr. Pinder wohl posthum noch Pate für seine Doktorandin. Das US-Original (WDC 147) war NS-Begriffs-frei:
27.01.2023, 21:48:45
Theodora Tuschel OP
@theodora_tuschel
Quatschicado! Erst hinsehen, dann nachdenken, dann dumm daherreden. Noch mal mit der Keule: https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/23363/bredekamp\_pinder.pdf?sequence=1
27.01.2023, 22:14:24
Der Haarige Harry
@der_haarige_harry
Ohja ! "Quatschicado!". Und sogar: "Dann dumm daherreden."! Genau das ist der Umgangston, den ich immer von einer promovierten Keule-Donaldistin nicht erhofft habe. - Stop it ! Und empfehle zum Nachlesen meinen verehrten, leider verstorbenen Freund Gerhard Hoch (https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard\_Hoch), einen engagierten regionalen NS-Forscher.
27.01.2023, 22:38:54
brettmeister
@brettmeister
Ich bitte alle Beteiligten um Sachlichkeit und um Rückkehr zum eigentlichen Thema des Fadens. Danke!
28.01.2023, 06:45:47
:-anonymous
@:-anonymous
Zu dem mir bislang unbekannten Herrn Pinder (Danke für Literaturhinweis von Frl. Tuschel) möchte ich nichts sagen, für eine ernste Beschäftigung mit diesem "bedeutenden Gelehrten" fehlt mir neben der Lust wahrscheinlich auch die sittliche Reife. Ich möchte aber meinem Ärger über den mantraartig wiederholten Hinweis auf die Zeitgebundenheit der Petrischen Arbeit Luft machen. Die "Anforderungen (an eine Dissertation) waren damals ganz andere als heute" (Tuschel), der "Standard der Zeit" (Direpol) war ein anderer. In den vielen Jahren meiner Tätigkeit an einer renommierten Denkanstalt habe ich sicherlich Hunderte von Dissertation, auch aus den 30ern, in den Händen gehabt (zugegeben: nur ganz wenige kunstwissenschaftliche), die naturgemäß zum größten Teil nicht mehr dem Stand der Wissenschaft entsprechen. Neben einigen glänzenden Arbeiten von Frauen und Männern, auf deren Schultern wir Zwerge immer noch stehen, freilich auch viele heute zu Recht vergessene und überholte Arbeiten. Beinahe allen gemein war aber das erkennbare und von mir bei Frl. Petri vermisste Bemühen, die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens, die man damals schon im Proseminar eingehämmert bekommen hat, streng zu befolgen. (Heute ist das anders, da gibt es hier ernsthaft Schreibkurse für Doktoranden, betreutes Promovieren also.) Argumente und Thesen, die "objektiv nicht nachprüfbar" sind, wie das Frl. Tuschel geradezu als damaligen Standard eruiert hat, hatten in wiss. Arbeiten noch nie etwas verloren. Sauberes, nachprüfbares Argumentieren ist eine zeitlose Forderung. Und dafür haben damals auch die Doktorväter und -mütter gesorgt, deren Reputation ja auch an der Qualität der Arbeiten ihrer Schüler gemessen wurde, die sie ja zudem selbst ausgesucht und zum Abfassen einer Dissertation ermuntert haben. Ich habe aber auch miterlebt, daß Doktoranden aufgrund von erst später festgestellten Dummheit der Stuhl vor die Tür gestellt wurde. Fälle, wie etwa der von Frau Giffey und ihrer "Betreuerin", der ja offenbar die Hervorbringungen ihrer Schülerin schnurzpiepegal war, dürften damals jedenfalls sehr selten gewesen sein. Kurzum: ich bleibe bei meiner Auffassung, daß die in Rede stehende Arbeit die Anforderungen an eine Dissertation auch im Jahr 1931 nur schwerlich, wenn überhaupt, erfüllt hat, auch wenn das für gewisse Leute sicherlich "objektiv nicht nachprüfbar" ist.
28.01.2023, 10:17:25
Beppo
@beppo
Lasst doch mal alle Kirchen im Dorf! Um eine Dissertation wie die von Frl. Petri wirklich kompetent beurteilen zu können, muss man Spezialist sein. Das sind wir alle nicht. Frl. Dr. Tuschel hat im Wesentlichen gesagt, dass sie subjektiv die literarische Qualität des Werks für gut befindet, "Erstaunlich reife Arbeit für eine 25-Jährige, insbesondere in Stil und Ausdruck." Dem kann man natürlich widersprechen, aber man sollte nicht unbedingt gleich ins Prinzipielle abgleiten. Der alte Wikipedia-Eintrag über Erika Fuchs war befriedigend, der neue ist besser. Das ist das Wesen der Wikipedia. Über jemanden wie den Geheimrat Prof. Wilhelm Pinder informiere ich mich natürlich als Laie immer in der Wikipedia. Wo sonst? Die Wikipedia ist kompetent, aber nicht das Evangelium. Der Link von Dr. Tuschel umfasst 16 Seiten. Das verkrafte ich nicht. Nebenbei: Im Gegensatz zu heutigen deutschen Professoren scheint Pinder nicht viel Wert darauf gelegt zu haben, dass er zusätzlich zum Professorentitel auch noch einen Doktortitel hatte. Frl. Petri nennt ihn "Prof. W. Pinder". Der Doktor war wohl mehr so eine Art Staatsexamen. Frl. Petri wurde am Anfang ihres zwölften Semesters promoviert.
29.01.2023, 09:20:04
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