LTB-Comics stammen aus Italien, Egmont liegt in Nordeuropa und die Brasilianer haben sowieso was eigenes. Selbst Vicar stammte aus Chile. Glaubst du ernsthaft, dass diese Zeichner USA-typische Eigenschaften von alleine übernehmen?
Bei Vicar und anderen südamerikanischen Zeichnern, die seit den siebziger Jahren für Egmont tätig waren, wie Branca oder Beatriz Bolster, liegt das Stilvorbild Carl Barks klar auf der Hand, ebenso bei Daan Jippes, Freddy Milton und Ben Verhagen, die seit der gleichen Zeit für Oberon in Holland Geschichten schufen. Das Stilvorbild Barks herrschte aber auch bei den Italienern, die für Mondadori zeichneten – bis hin zur Barks-Kopie, wie das Schwarze Phantom unlängst eindrucksvoll vorgeführt hat. Für Italien gilt das Stilvorbild Barks insbesondere für die frühe Zeit, die fünfziger und sechziger Jahre, während italienische Zeichner seit den Siebzigern stilistisch verstärkt eigene Wege gingen. Ich weiß nicht, ob es von seiten der Verlage jemals so etwas wie strenge "Vorgaben" für die Zeichner gab. Aber wenn Barks Stilvorbild für die Duck-Zeichner war und ein Barks-Bericht eben zeigte, wie eine "Donald-Duck-Geschichte" auszusehen hatte, ist es folgerichtig, daß man auch die Welt von Donald Duck nach der Barksschen Offenbarung ausstattete und fortführte – eben mit "amerikanischen" Häusern, Briefkästen und so weiter. Im übrigen sind bei den Italienern die Duck-Geschichten klar in den USA angesiedelt, mit der Dollar-Währung in "Paperopoli". Die Italiener geben ihren Duck-Geschichten auch einen amerikanischen Tatsch, indem sie munter Gebrauch von englischen Laut- und Geräuschwörtern machen, was sich zum Beispiel hier sehen läßt: https://www.comicartfans.com/gallerypiece.asp?piece=1476210 Und wenn es auch in den Verlagen vielleicht nicht so etwas wie einen Katalog mit festen "Vorgaben" gab, so hatten sie doch alle ihren "Art Director", der schon Obacht gab, daß die Burschis und Mädis den Zeichenstift nicht schwangen, wie sie lustig waren. Bei Oberon war das in den siebziger Jahren der Barks-Klon Daan Jippes und bei Mondadori in den Siebzigern und Achtzigern Marco Rota, bei dem "Paperopoli" ja bekanntlich barksoider und "amerikanischer" aussieht als bei jedem anderen Italiener. Offensichtlich ist die Beharrungskraft oder "Trägheit" als bis heute anhaltende Wirkung des Stilvorbildes Barks und überhaupt der in seinen Tagen wirkenden amerikanischen Disney-Zeichner ja auch bei der Darstellung von Automobilen in Duck- (und Maus-)Geschichten. Selbst in Arbeiten von heutigen Zeichnern, die die Ducks gerne mit modernem Schnickschnack wie Händis und Heim-Elektronengehirnen ausstatten, sehen Automobile oft noch so aus, wie sie eben in Entenhausen nach der Barksschen Überlieferung aussehen, wie sie in unserer Welt heute aber nicht mehr aussehen, sondern in den fünfziger Jahren aussahen ...