Exkurs
Normalerweise behandle ich in diesem Thread nur Beispiele, bei denen das Remake auf Deutsch erschienen ist. Doch im nächsten Fall wurde eine alte Barks-Geschichte von Strobl komplett neu aufgewickelt, was ich der Leserschaft nicht vorenthalten möchte.
"The Quest for Quiet" (DD #76) <------> "Nächtliche Ruhestörung" (MM 9/56 bzw. TGDD 40)
Zum Inhalt:
Donald begeistert sich neuerdings für das Klavierspielen. Doch es gibt ein Problem: Lärm. Eisenbahnverkehr, Feuerwehrsirenen, raufende Katzen. Das alles stört bei Donalds künstlerischen Ambitionen, und so beschließt er, umzuziehen. Flugs findet er ein neues Domizil im ruhigen Künstlerviertel: ein altes Künstler-Herrenhaus, in dem sogar der berühmte Pianist Gizzardace residiert - Donalds neues Idol. Donalds neue Wohnung mit Fünfjahresmietvertrag grenzt unmittelbar an das Appartement des Maestros.
Voller Erwartungen zieht Familie Duck ein. Am Abend des ersten Tages spitzt Donald heimlich durch das Oberlicht der Wohnungstür seines Nachbarn und erblickt den Meister am Klavier. Doch es ist kein Ton zu hören. Schlecht für Donald, denn er möchte ja den Maestro so gerne kopieren, um selbst ein großer Pianist zu werden. Da greift Donald zu einer Teufelslist: er sorgt mit diversen Mitteln für Getöse: Hammer und Säge, Hämmern gegen die Wand, Schneekettenrasseln im Lüftungsschacht, Zerschmettern von Glühbirnen. Sein Plan: durch den Höllenlärm soll der Maestro dazu animiert werden, lauter zu spielen.

Doch Donalds Plan geht schief: der Maestro verlässt fluchtartig die Villa. Wie sich nun herausstellt, hatte er die Klaviersaiten mit einem Dämmstoff versehen, weil er es leid hatte, ständig von Amateurpianisten kopiert zu werden. Und Donalds Pech steigert sich noch weiter: der Nachmieter von Gizzardace entpuppt sich als Dampforgelspieler. Doch ein Auszug aus der neuen Wohnung ist wegen des Mietvertrags frühestens nach fünf Jahren möglich.
Donald versucht nun, das Beste aus der Situation zu machen: statt Klavier will er jetzt Alphornblasen lernen. Und das müsste eigentlich in fünf Jahren gerade zu schaffen sein.

Die Parallelen zu Barks' "Nächtliche Ruhestörung" sind unübersehbar. Doch Donalds Charakter wird in beiden Geschichten sehr unterschiedlich dargestellt: bei Barks steht Donalds Gehässigkeit im Vordergrund; er versucht mit allen Mitteln, seinen Nachbarn der Ruhestörung zu bezichtigen. Nach dem Motto: wenn man bei einem Anderen einen Fehler finden will, dann findet man auch einen! Bei Strobl dagegen wird Donald mehr auf das Komische fokussiert. Entsprechend enden beide Stories auch unterschiedlich: Bei Barks endet Donald im Krankenhaus, bei Strobl gibt es eine heitere Pointe.
Kein Wunder übrigens, daß die Strobl-Fassung nicht auf Deutsch erschienen ist, denn sie ist einfach "zu amerikanisch". Vornehmenviertel ("genteel part of town") und Künstlerresidenzen ("musicians' manor") kennt man in Deutschland eher weniger. Und auch mit einer Dampforgel ("steam calliope") kann man in Deutschland wohl nichts anfangen.