Mit Liebe

Profilbild von Coolwater

Coolwater OP

@coolwater

Das Eingangsbild eines derzeit vorbereiteten schwedischen Neuabdrucks des Kirkeböberichts. Links zum Vergleich der Urbarks. Präsentiert im Fressenbuch von Joakim Gunnarsson, dem Reducktör der schwedischen Disney-Hefte. Ich wünschte, bei den Neuabdrucken in den deutschen Heften zeigten sie eine solche Liebe zur urbarksgetreuen Nachbildung der Einzelheit. Mein Herz jaucht, jubelt und trällert Gott im Himmel Lieder beim Betrachten des Schwedenbildes. Das Wort "presenterar" sowie der Titel des Berichts sind gestalterisch genaustens dem Urbarks nachgebildet. Auch die Münzen wurden – mit geringfügig verschobener Position – übernommen. Der schwedische Titelschriftzug "Farbror Joakim" hat seine eigene Tradition – gleich unserm "Onkel Dagobert" –, drum unterscheidet er sich in der Gestaltung von Barksens "Uncle $crooge". Das Sahnehäubchen des Ganzen: Bei der "Übersetzung" des Geräuschworts hat man das erste K des schwedischen "KLICK!" nicht etwa von einem Haus-Leonardo neu ins Bild schmieren lassen, sondern von Barksens "CLICK!" den letzten Buchstaben gedoppelt. Schappoo! Wünschte ich mir, daß man in Deutschland bei einem Heftneuabdruck mit gleicher Ehrfurcht und Sorgsamkeit vorginge, gebe ich indessen Daumen hoch für die Entscheidung, bei den Barks-Werkausgaben (Barks Library, Carl Barks Collection) das ursprüngliche Barksbild möglichst zu wahren, zu dem ich auch seine – vielfach künstlerisch ausgeführten – Titelschriftzüge sowie die Geräuschwörter zähle. Ich weiß, die Geräuschwörterfrage wird von vielen hier anders gesehen und ruft Leidenschaften hervor. Aber die Geräuschwörter sind ein Punkt, wo Barksbild und Fuchswort in einen Zwiestreit geraten und nur das eine über das andere obsiegen kann. Im obigen Fall sind Übersetzung und Nachbildung des Geräuschworts latürnich herrlich einfach zu machen. Es muß nur ein Buchstabe geändert werden (das erste C von "CLICK!"), und dieser Buchstabe befindet sich auf einem zeichnerischen Leerraum. Zugleich wird im gleichen Geräuschwort der benötigte Ersetzbuchstabe K gleich mitgeliefert. Aber so bequem macht es einem das Barksbild nicht immer. Wäre es oben nötig gewesen, den letzten Buchstaben zu ändern, hätte man unter Umständen die Linien des Tresortürrahmens, die das K berührt, teils löschen oder neu ziehen müssen. Und vielfach hat Barks seine plastischen Geräuschwörter wesentlich reicheren zeichnerischen Gebilden aufgesetzt, die man "rekonstruieren" (Barkslinien löschen, andere neu zeichnen) müßte, wollte man das Barksgeräusch durch das oft aus völlig anderen Lettern bestehende Fuchsgeräusch austauschen. Dergleichen Bildeingriffe würde ich, wenn zärtlich und gekonnt im Barksgeist ausgeführt, in Heftveröffentlichungen billigen, aber nicht in einer Barks-Werkausgabe, in der ich dem Barksbild den Erstrang einräume! Nein, es bleibt ein Zwiestreit. Zu unseren Barks-Werkausgaben ist überdies zu sagen: Bei der Barks Library hat man die Färbung von der amerikanischen Carl Barks Library in Color übernommen, derweil die Carl Barks Collection ein Fünf-Sprachen-Projekt von Egmont ist, mit einheitlicher Färbung der Berichte in allen Ausgaben. In beiden Fällen wäre es äußerst aufwendig gewesen, die plastischen, eingefärbten Barksgeräusche durch Fuchsgeräusche zu ersetzen.

29.11.2021, 16:47:17 (bearbeitet)

Profilbild von duck313fuchs

duck313fuchs

@duck313fuchs

Naja, Donaldismus ist Barksismus/Fuchsismus und damit sind die Lautmalereien von Frau Dr. Fuchs wesentlicher Bestandteil des Werkes. Wer nur Barks will, soll sich mit den amerikanischen Ausgaben begnügen. Auch machen die Lautmalereien von Frau Dr. Fuchs gerade teilweise den Reiz aus, wie folgendes Beispiel zeigt, wo die Erstübersetzung voll im Stile von Barks, die Zweitbearbeitung aber gerade einer der Höhepunkte der Übersetzung ist:

26.11.2021, 17:43:23

Profilbild von Coolwater

Coolwater OP

@coolwater

Bei dem Beispiel mußte man schon einige von Barksens Luftlinien tilgen, um Platz fürs Fuchswort zu schaffen – wobei man es hier mit Geduld und Spucke vielleicht sogar ohne Barkslinientilgung hineinbekäme, aber im Grunde das einzig erlaubte Mittel wäre, das Fuchsgeräusch aus Barksgeräuschbuchstaben zu bilden, die man in diesem Fall woanders im Barks klauen müßte. Doch in anderen Fällen ist es mehr als "nur" Luft, die im Barksbild weichen muß, wenn das Fuchswort sein Recht fordert. Meine Rede oben: Die perfekte Barks-Ausgabe, die das reine Barksbild und das reine Fuchswort verschmilzt, ohne daß das eine gegenüber dem anderen einbüßte, kann es nicht geben – leider.

26.11.2021, 17:59:51

Profilbild von Verbrecherischer Kassenwart

Verbrecherischer Kassenwart

@verbrecherischer_kassenwart

Es ist nicht das "Fuchswort", dass hier sein Recht fordert. Sondern eine Anspielung auf einen bedeutenden Literaturschaffenden aus Deutschland. Und das ist dem Verlust von ein paar Strichen alle Mühe wert. MdG

27.11.2021, 16:37:45

Profilbild von Theodora Tuschel

Theodora Tuschel

@theodora_tuschel

Ich finde es erstaunlich, wie viel Mühe die Schweden sich gemacht haben. Nicht nur im Vergleich zu den Deutschen, die das berühmte "Klickeradoms" typographisch hart und stur ins Bild gesetzt haben, sondern auch angesichts der Tatsache, dass zumindest die erwachsenen skandinavischen Barks-Leser im allgemeinen die amerikanische Urbarks-Version bevorzugen.

27.11.2021, 21:11:07

Profilbild von Coolwater

Coolwater OP

@coolwater

Daß die in Schweden ihren Barks mit soviel Liebe zubereiten, hat wohl wesentlich mit der Person von Joakim Gunnarsson zu tun. Das ist kein Redaktionsbeamter, der nur Dienst nach Vorschrift tut und ebensogut Kochbücher oder Katzenkalender machen könnte. Gunnarsson ist Barkskenner und Barksliebhaber. Wenn ich den Menschen richtig verstanden habe, hat er sich für das oben höchstpersönlich auf den Hosenboden gesetzt. Um der Gerechtigkeit willen muß man sagen, daß das "Klickeradoms!" oben aus einem Uralt-TGDD ist (fast ein halbes Jahrhundert alt!), und in Skandinavien haben sie jahrzehntelang genauso maschinengelettert wie hierzulande. Im TGDD sieht es heut auch besser aus, und auch Geräuschwörter werden da am Elektronengehirn "handgelettert". Das "Klickeradoms!" kriegte man schon ohne Linienlöschung irgendwie rein. Es gibt dann aber Fälle wie unten, da geht die Geräuschwort-Ersetzung ohne groben Eingriff ins Barksbild nicht. Wahrscheinlich wäre da auch Herr Gunnarsson mit seinem Schwedisch am Ende …

27.11.2021, 22:41:37

Profilbild von Beppo

Beppo

@beppo

Als permanenter Kritikaster möchte ich doch noch etwas bemängeln. Barks hat für die technischen Möglichkeiten seiner Zeit gearbeitet. Deshalb gefallen mir keine Photoshop-Verläufe in der Kolorierung. Das hat so etwas Mechanisches. Generell ziehe ich fast immer kolorierungsmäßig die alten Veröffentlichungen in MM und TGDD vor. Man spielt ja auch kein Cembalokonzert auf dem Moog-Syntesizer.

28.11.2021, 08:40:26

Profilbild von Der Sumpfgnom

Der Sumpfgnom

@der_sumpfgnom

Man spielt ja auch kein Cembalokonzert auf dem Moog-Syntesizer.

Wobei der Moog mittlerweile auch schon museal daherkommt. Das war noch ein analoger Synti in Kleinbusgröße.

28.11.2021, 09:39:42

Profilbild von Salvatore Speculatio

Salvatore Speculatio

@salvatore_speculatio

Man spielt ja auch kein Cembalokonzert auf dem Moog-Syntesizer.

Gleichwohl ist Walter/Wendy Carlos' Improvisation über den 2. Satz des 3. Brandenburgischen Konzerts eine Hörreise wert (LP "Switched on Bach"). Dieser sehr kurze 2. Satz lädt zum Improvisieren ein, was die wenigsten tun. Gruß Salvatore

28.11.2021, 11:52:00

Profilbild von Coolwater

Coolwater OP

@coolwater

Grunz!

Auch ich habe bei den Fünfziger-Jahre-Heften ein nostalgisches Fiehling. Allerdings: Die Kolorierung ist in den alten Heften gegenüber den Zeichnungen oft "verrutscht". Bei der Fünfziger-Jahre-Kolorierung sind die Farben überdies so stark, daß bei dunklen Farben die Barkslinien oft kaum noch zu erkennen sind. Die Kolorierung in den deutschen und skandinavischen Heften der Fünfziger unterscheidet sich merklich von denen der Amihefte, das Papier bei uns war auch viel edler, meine ich. Ich weiß jetzt net, was einundfuffzig der Wechselkurs war, aber 75 Pfennig waren wahrscheinlich mehr als ten Cent. Und bei uns war damals noch alles mit dem Wiederaufbau beschäftigt und haben viele noch in Lagern oder Ruinen gehaust, da waren so bunte Hefterl wohl ein größerer Luxus als drüben, und es hüben so edel und teuer zu machen, war schon ein verlegerisches Wagnis. Ein eigenes Ding ist auch die "psychedelische" Kolorierung bei uns von den Sechzigern bis in die Frühachtziger. Gelbes Gras, rosa Himmel und so weiter. Hat natürlich auch seinen eigenen Reiz. Nostalgie hin oder her, unterm Strich sehe ich die klare, saubere und realistische Farbgebung seit den Achtzigern als einen Fortschritt. Barks selber war mit der Farbgebung in den Originalheften sehr unzufrieden und meinte bei Erscheinen der Carl Barks Library in Color in den Neunzigern, daß die Berichte nun endlich das Farbkleid erhielten, wie er sich das vorgestellt habe. In den Fünfziger-Heften bei uns haben sie noch vor Fotoschopp ganz schön fleißig per Hand mit dem Pinsel gefotoschoppt. Siehe unten der "Glanz" oder "Schatten" in den Augen, am Hinterkopf, am Gesäß … Man findet da auch oft in den leeren Himmel Wolken hineingepinselt. Aber gut sieht's schon aus.

28.11.2021, 20:59:22

Profilbild von Ostsibirischer Korjakenknacker

Ostsibirischer Korjakenknacker

@ostsibirischer_korjakenknacker

Gleichwohl ist Walter/Wendy Carlos' Improvisation über den 2. Satz des 3. Brandenburgischen Konzerts eine Hörreise wert (LP "Switched on Bach"). Dieser sehr kurze 2. Satz lädt zum Improvisieren ein, was die wenigsten tun. Gruß Salvatore

In der Tat… der/die gehört definitiv zu den ganz großen Innovativen…

29.11.2021, 16:47:17

Du musst angemeldet sein, um hier posten zu können.